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Es liegt in der Natur der Eltern, dass man sich schon vor der Geburt des Kindes Gedanken darüber macht, was man bei der Erziehung alles besser machen möchte. Oft orientiert man sich dabei auch an der Erziehung durch die eigenen Eltern und überlegt, was man vielleicht besser machen könnte. Doch leider begehen Eltern dabei häufig einen schwerwiegenden Fehler, weil sie den wichtigsten Aspekt der Erziehung komplett außer Acht lassen…

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Die richtige Erziehung: Gut vorbereitet für die Zukunft

Schon lange Zeit bevor ein Kind in die Grundschule kommt, haben sich die Eltern die Zukunft ihres Nachwuchses viele Male vor Augen geführt. Eine Vielzahl von Eltern übernimmt schon in den ersten Lebensjahren die unterschiedlichsten Anstrengungen, um das Kind bestens auf die Schulzeit vorzubereiten.

So werden selbst im Zeitalter der neuen Medien noch immer besonders viele Bücher mit den Kindern gelesen. Es wird gemalt, gebastelt, getobt und auf spielerische Art und Weise gelernt, wie man zählt oder einfache Rechnungen durchführt.

Die Palette an Möglichkeiten ist enorm: den Eltern stehen unter anderem auch intelligenzfördernde Spielzeuge, Sprachunterricht oder Musikunterricht zur Verfügung.

Noch bevor Kinder in die Schule kommen, können Sie in vielen Fällen schon bis dreißig zählen, einfache Additionen durchführen oder das ABC auswendig aufsagen. Die Eltern klopfen sich dann zufrieden auf die Schulter und glauben voller Stolz, dass sie alles richtig gemacht haben.

So stehlen Eltern ihren Kindern den wichtigsten Aspekt der Kindheit

Zwar wird der Lernfortschritt des Kindes als Erfolg gewertet, doch haben die Eltern dabei leider ganz vergessen, dass ihre Aufgabe nicht darin besteht, den Geist des Kindes zu formen – ganz im Gegenteil: Das Kind sollte eigentlich lernen, wie es seinen Geist eigenständig entwickeln kann, um die Welt selbst zu erkunden und die wichtigen Lektionen des Lebens zu erlernen.

Der größte Fehler besteht nämlich leider darin, dass die Eltern damit beginnen, ihrem Kind genau vorzugeben, was es zu tun hat und was es lassen soll. Eltern glauben aufgrund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung genau zu wissen, wie ein Kind spielen und lernen muss – und nehmen ihrem Nachwuchs damit den wichtigsten Aspekt der Kindheit.

Im Gespräch mit der Huffington Post erklärte der Experte Gerald Hüther in diesem Zusammenhang: „Solange Kinder sich als Subjekt die Welt erschließen, ist alles gut.“ Erst kürzlich veröffentlichte Hüther zusammen mit Christoph Quarch das Buch „Rettet das Spiel“, in dem er dafür plädiert, dass man Kindern wieder mehr Zeit für das freie Spiel einräumt.

„Kinder haben eine angeborene Entdeckerfreude – bis irgendwann jemand kommt und ihnen sagt, was sie jetzt machen sollen“, erklärt Hüter gegenüber der Huffington Post.

Entwicklung der Kinder wird negativ beeinträchtigt

Indem man seine Kinder zu belehren versucht und ihr Verhalten bewertet, weil man ja ein bestimmtes Verhalten, das man für richtig hält, erwartet, engt man damit die Vorstellungskraft des eigenen Kindes ein.

Damit begeht man einen fatalen Einschnitt in die Entwicklung des Kindes. Anstatt ihnen einen weitläufigen und offenen Blick für die Welt um uns herum zu ermöglichen, trainiert man das Kind darauf, mit Scheuklappen durch das Leben zu laufen.

Unbewusst trainiert man seinem Kind einen wichtigen angeborenen Instinkt ab. Schon im Kleinkindalter wird dem Kind die Möglichkeit genommen, wichtige Aspekte der Welt und insbesondere auch über die eigene Persönlichkeit kennenzulernen.

Dieses Experiment sollten alle Eltern kennen

Im Jahr 2011 fanden sich eine Reihe renommierter Wissenschafter von mehrere Universitäten zusammen, um herauszufinden, wie sich das Spielverhalten von Kindern ändert, sobald Erwachsene eingreifen.

Zum Zweck des Experiments wurden zwei Gruppen von Kindern im Vorschulalter mit einem Spielzeug beschäftigt. Das Spielzeug bestand aus mehreren Teilen und hatte zudem unterschiedliche Funktionen. So konnten die Kindern beispielsweise mit der einen Funktion hupen, mit einer anderen das Spielzeug zum Leuchten bringen, und wiederum mit einer anderen einen versteckten Spiegel zum Vorschein bringen.

Bei der einen Gruppe griff ein Erwachsener ins Spiel ein und zeigte den Kindern, wie die Hupe aktiviert werden konnte. Bei der anderen Gruppe ließ man die Kinder einfach mit dem Spielzeug allein.

Im Anschluss verglichen die Wissenschaftler die Verhaltensweisen beider Gruppen miteinander. Man stellte erschreckender Weise fest, dass in der ersten Gruppe ausschließlich mit der Hupe gespielt wurde. In der anderen Gruppe jedoch, in der die Kinder alleine herausfinden mussten, dass das Spielzeug gewisse Funktionen hatte, hatten die Kinder alle Funktionen völlig eigenständig herausgefunden.

Eltern sollten Kinder im Spiel und im Lernen nicht einschränken

Im Grunde genommen zeigt dieses einfache Experiment recht eindrucksvoll, was Eltern tun sollten, und was nicht. Anstatt den Kindern zu zeigen, wie die Welt um sie herum funktioniert, sollte man den Kindern viel lieber die Möglichkeit geben, die Funktionsweise der Welt selbst herauszufinden.

Die wahre Aufgabe der Eltern

Natürlich ist es wichtig, das Kind dabei nicht alleine zu lassen. Jedes Kind ist von Natur aus mit einem unglaublich faszinierenden Entdeckergeist ausgestattet. Kinder lieben es, die Welt auf unkonventionelle Art und Weise zu erkunden und kennenzulernen. Deswegen wollen sie auch schon in den jungen Jahren alles anfassen und alles in den Mund nehmen, was nur in greifweite liegt.

Die wichtige Aufgabe der Eltern besteht nun nicht etwa darin, den Kindern die Welt zu erklären, sondern ihnen immer zur Seite zu stehen und sie auf ihrem wunderbaren Erkundungstrip durch die Welt zu begleiten.

Eltern haben zu viel Angst

Angst ist leider die treibende Kraft unserer Gesellschaft. Viele Eltern greifen aus Angst zu stark in das Leben ihrer Kinder ein – natürlich dient dies lediglich einem guten Zweck.

Doch leider führt das nur selten zum erhofften Ergebnis. Gerade in den letzten Jahren haben viele Eltern ihre Kinder aus Angst sehr streng erzogen. Besondere Kritik gilt hier gegenüber unserem Bildungssystem, welches größtenteils mit der Angst der Kinder arbeitet. Angst vor schlechten Noten, Angst vor strengen Lehrern, Angst davor, zu den „Schlechten“ zu gehören, Angst davor, etwas nicht zu verstehen, etc.

Die Angst verfolgt die Kinder bis ins Erwachsenenalter und prägt sie, sodass sie auch später ihre eigenen Kinder voller Angst aufziehen.

Drei Dinge sind wichtig, damit sich ein Kind gut entwickelt

Laut Hüther sind die drei grundlegenden Säulen einer guten Entwicklung die Aneignung von Kreativität, die Aneignung von Wissen und die Aneignung von Können. Ein Kind ist von Natur aus schon so ausgerichtet, dass es sich jeden einzelnen dieser Bereiche selbst erschließen könnte. Doch leider wird genau das den meisten Kindern verboten.

Erst die Eltern, dann die Erzieher, später die Lehrer: Alle sagen den Kindern ganz genau, was sie spielen oder lernen sollen und welches Verhalten gerade angebracht ist. Kinder werden in ihrer natürlich Entwicklung total eingeengt. Und leider ist dieses gesellschaftliche Muster so etabliert, dass es für uns als völlig normal und natürlich erscheint.

Mit Spiel und Spaß zu Kreativität und Fantasie

Was glauben Sie? Warum spielt der Mensch gerne? Selbst Erwachsene ertappen sich selbst immer wieder dabei, wie Sie gerne spielen oder Dinge aus ihrer Kindheit wiederholen.

Das Spielen gibt es längst nicht nur bei uns – auch im Tierreich ist das Spielen eine natürliche und vor allem auch überlebenswichtige Funktion. Es dient dazu, die Welt und die darin geltenden Spielregeln auf möglichst natürliche und angenehme Weise kennenzulernen und zu verinnerlichen.

„Aus der Gehirnforschung weiß man, dass völlig absichtsloses Spielen für die besten Vernetzungen im Gehirn sorgt“, erklärt Hüther in einem Beitrag der Huffington Post.

Nur im Spiel eignen sich Kinder außerdem die wichtigste Geisteskraft überhaupt an – nämlich die Kreativität. Das passiert zum Beispiel dann, wenn Kindern in andere Rollen schlüpfen oder neue Denkweisen ausprobieren. Und genau hierfür werden Erwachsene am wenigsten gebraucht. Kein Kind möchte wissen, ob es seine Rolle richtig spielt. Es erschließt sich diese Einschätzung am Ende nämlich selbst.

Kinder, denen dieser Freiraum gelassen wird, haben eine viel bessere Möglichkeit, sich eigenständig weiterzuentwickeln und vor allem den Spaß am Lernen zu entdecken. Interessanterweise konnte man sogar feststellen, dass diese Sorte von Kindern es später auch deutlich einfacher hat, Probleme zu lösen.

Ein weiterer großer Fehler vieler Eltern

„Man darf einem Kind nichts erklären, wonach es nicht gefragt hat“, sagt Gerald Hüther. „In dem Moment, wo ich einem Kind etwas erkläre, beraube ich es der Chance, es selbst herauszufinden.“

Damit ist gemeint, dass für den Lernprozess der Kinder der Erfolgsmoment im Vordergrund steht, in dem es gemerkt hat, dass es selbst auf die Lösung gekommen ist. Erklärt man dem Kind eine Sache einfach nur, kommt ein solcher Glücksmoment erst gar nicht zustande.

Leider ist genau das aber in den meisten Fällen das Prinzip unseres Bildungssystems. Der Unterricht wird so gestaltet, dass der Lehrer eine Sache erklärt.

Fehler sind okay

Ein weiteres großes Problem unserer Gesellschaft ist, dass Fehler nicht akzeptiert werden. Sie gelten als schlecht und sollen möglichst vermieden werden.

Auch das geschieht natürlich mehr oder weniger aus einer Angsthaltung heraus. Dabei sind Fehler ein wichtiger Bestandteil des Lernens. Man hat etwas ausprobiert und merkt sich, dass man auf gegebene Weise nicht weiterkommt. Das ist eine wichtige Lektion für jedes Kind und ebenso jeden Erwachsenen.

„Es kann kein Kind lernen, wie man aufsteht, wenn es nie hinfällt. Es kann kein Kind laufen lernen, wenn ihm die Steine weggeräumt werden“, sagt Hüther. Ähnlich ist es auch mit Kindern, die nie gelernt haben, wie man mit Frustration umgehen soll, oder wie man einen Konflikt richtig löst. Denn das haben oft Erwachsene schon schwer genug.

Das können Sie tun

Wenn man ein wirklich guter Elternteil sein möchte, sollte man sich bemühen, der Versuchung zu widerstehen, dem Kind etwas zu erklären oder vorzumachen. Natürlich gibt es auch einige Ausnahmefälle – zum Beispiel dann, wenn sich das Kind etwas nicht traut. Hier kann man als Vater oder Mutter zeigen, dass es geht, und das Kind weiter ermutigen.

Als Eltern sind wir wichtige Begleiter unseres Kindes, und unsere innere Einstellung sollte vor allem große Freude und noch größeres Interesse daran sein, zu beobachten, wie unsere Kinder sich eigenständig unsere Welt zu erschließen beginnen.

Kinder wollen bestätigt werden und Lob dafür erhalten, wenn Sie etwas wirklich gutes gemacht haben. Versuchen Sie es doch einmal und lassen Sie Ihrem Kind den Freiraum, den es für seine Entwicklung benötigt. Und Sie werden mit Sicherheit schon sehr bald sehen, dass Ihr Kind viele neue unglaubliche Seiten an sich und seiner Umwelt entdeckt!

Bildquelle: © Rawpixel.com – Fotolia.com

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