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Mit 90 Prozent ist der überwiegende Großteil der Alleinerziehenden weiblich. Von den alleinerziehenden Müttern wiederum sind viele auf Hartz IV angewiesen. Eine schlimme Kombination, die häufig auch für das Kind zur Armut führt. Im Zuge der Agenda 2010 hat sich die Situation für viele der Alleinerziehenden noch weiter zugespitzt. Es wurde zwar eine Menge für die Alleinerziehenden gefordert, doch eine wirkliche Förderung wurde hieraus letztendlich nicht. In diesem Artikel beschreiben wir Ihnen den täglichen Kampf der Alleinerziehenden…

Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?

Immer wieder auf Hilfe angewiesen

Seien wir realistisch: Wie soll eine alleinerziehende Mutter all das bewältigen, was selbst vielen Paaren schon zu viel wird? Nicht nur das Geld muss Monat für Monat in die Kasse – es gibt teilweise extreme Überschneidungen der eigenen Arbeitszeiten mit den Betreuungszeiten des Kindes. Und das ist noch einer der guten Fälle. Denn viel häufiger ist es der Fall, dass die Mutter keinen Job findet oder das Kind keinen Betreuungsplatz bekommt.

Das bedeutet, dass der Mutter nun nur noch die Wahl zwischen Arbeit und Kind bleibt. Natürlich entscheidet sich da ein Großteil für das Kind. Nur wenige haben dann noch den Luxus, sich regelmäßig von Verwandten bei der Betreuung helfen zu lassen. Viele Alleinerziehende wissen: Ohne die Unterstützung der Oma oder der besten Freundin würde gar nichts laufen…

Harte Nachtschichten, um überhaupt Geld zu verdienen

Einige Erziehende sind darauf angewiesen, harte Nachtschichten anzunehmen, damit zumindest etwas Geld in die Kasse kommt. Alleinerziehende wissen genau, dass sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nur schlechte Chancen haben. Das muss nicht einmal an einer mangelnden Ausbildung liegen. Häufig ist es einfach der Status „alleinerziehend“. Kaum ein Arbeitgeber möchte das zwar im Bewerbungsgespräch als Grund der Absage zugeben, doch wirklich attraktiv wirkt ein solcher Status auf den Personaler nicht.

Zu häufig sind Ausfälle vorprogrammiert, die dann irgendwie vom Chef oder von den Kollegen kompensiert werden müssen. Beispielsweise dann, wenn das Kind krank wird und die Mutter zur Betreuung daheim bleiben muss.

Viele Alleinerziehende lernen, mit dem Druck umzugehen

Der extreme Druck kann Alleinerziehende entweder zur Isolation und zur Hilflosigkeit führen, oder aber auch manchmal zum anderen Extrem. Viele Alleinerziehende schaffen es beispielsweise trotz des harten Alltags, ein starkes Selbstbewusstsein aufzubauen. Irgendwie haben sie es gelernt, die vielen Hürden und Probleme zu stemmen. Sie haben sich ihre eigenen Strategien und Methoden angeeignet, um einigermaßen durch den Alltag zu kommen.

Warum trifft man auf Ablehnung in der Gesellschaft?

Für viele Alleinerziehende ist es eine besonders skurrile und erschreckende Erfahrung: Denn eigentlich sollten Kinder in unserer Gesellschaft doch etwas Wunderbares sein…

Schnell merken die gewordenen Mütter allerdings, dass es alles andere als einfach ist, mit einem Kind zusammen über die Runden zu kommen. Und erst recht dann, wenn man den Status als Alleinerziehender hat. Man fragt sich oft, was man falsch gemacht hat. War es der Fehler, überhaupt an Kinder zu denken? Sich von seinem Partner doch zu trennen? Keinen richtigen Job gehabt zu haben?

Viele Mütter sind kurz nach der Geburt des Kindes bereits auf Hartz IV angewiesen. Das ist oftmals die schlimmste Zeit ihres Lebens, denn es fühlt sich einfach unglaublich degradierend an.

Nun leben die Mütter allerdings nicht nur mit extrem wenig Geld, sondern auch mit dem unerträglichen Druck der Gesellschaft. Denn von Hartz-IV-Beziehern hat man dank unserer vielseitigen Medienlandschaft ein überwiegend schlechtes Bild. Sie sind faul, untätig, rauchen, trinken und leben auf Kosten der Gesellschaft.

Doch wie schwer es ist, überhaupt aus dem System zu kommen und wieder einen vernünftigen Job zu bekommen, das wissen die wenigsten. Die deutsche Gesellschaft lebt von besonders einfachen Bildern. Für sie ist und bleibt der Hartz-IV-Empfänger ein fauler Nichtsnutz. Und auch die Alleinerziehenden passen irgendwie nicht so ganz in das Bild einer harmonischen Familie.

Eigentlich sollten Kinder etwas Gutes für die Gesellschaft sein, denn immer wieder hört man, dass Deutschland ein demographisches Wandlungsproblem hat. Leider spürt aber man als Alleinerziehende nicht wirklich, dass Kinder gebraucht werden. Man fühl sich eher so, als sei man selbst und das eigene Kind einfach nur ein Randproblem der Gesellschaft…

Immer wieder kein Geld auf dem Konto

Viele Mütter durchleben phasenweise die Pleite. Sie schauen aufs Konto, wollen Geld abheben, doch das Konto ist leer. Sie wissen nicht, wie sie die Miete bezahlen sollen, wie sie sich und ihr Kind mit Nahrung versorgen sollen. Sie leben von einem Monat in den nächsten und sind auf die Zahlungen der Jobcenter angewiesen, oder aber auf den mickrigen Zuverdienst.

Genau das sind die Momente, die man keinem anderen Menschen wünschen möchte. Und dennoch sind es, wenn man sich im Nachhinein zurückerinnert, genau die Momente, an denen man in seiner Persönlichkeit wachsen konnte. Man ist reifer geworden, hat gelernt mit weniger auszukommen. Und natürlich weiß man dadurch die guten Momente im Leben besonders zu schätzen. Viele alleinerziehende Mütter denken oft noch an gewisse Momente im Leben zurück, in denen sie sich hätten nicht so einfach unterbuttern lassen dürfen. Zum Beispiel von einigen Mitarbeitern in den Jobcentern…

Mütter kurz vor dem Nervenzusammenbruch

Im Leben einer Alleinerziehenden gibt es immer wieder Höhen und Tiefen. Doch die Tiefen immer wieder abzufedern ist besonders hart und nervenaufreibend. Stellen Sie sich vor, Sie würden Hartz IV beziehen. Sie würden sich ohnehin schon am Existenzminimum befinden und müssten von einem Monat in den anderen leben. Immer in der Hoffnung, dass das Geld auch im nächsten Monat wieder rechtzeitig überweisen wird, damit Sie und Ihr Kind wohl über die Runden kommen, damit die Miete rechtzeitig gezahlt werden kann, etc. Nun droht Ihnen das Jobcenter mit Sanktionen…

In solch einem Moment fühlt man sich hilflos und ausgeliefert. Sachbearbeiter verlangen teilweise Nachweise, von denen man noch nie etwas gehört hat. Wer kann einem in solchen Situationen weiterhelfen? Nicht selten stehen Alleinerziehende in derartigen Momenten kurz vor einem Nervenzusammenbruch – es ist, als würde die ganze Welt in einem Schatten an einem vorüberziehen…

Psychische Erkrankungen

Mittlerweile gilt als statistisch erwiesen, dass Alleinerziehende deutlich häufiger an Erkrankungen und an Erschöpfungszuständen leiden, als Paare. Oft können die Ärzte bei einer Untersuchung keine körperliche Ursachen feststellen – denn die wahre Ursache ist oft seelischen Ursprungs. Nicht selten weiten sich Schwindelanfälle und Dauerkrankheitszustände aus. Sie mutieren zu Depressionen mit Panikattacken. Man denkt, dass man kurz vor dem Kollaps steht.

Mit einer Teilzeitstelle kaum mehr Geld als Hartz IV

Ob man nun arbeiten geht und für sein Kind einen Großteil der Woche nicht mehr da sein kann oder lieber Hartz IV bezieht – einen signifikanten Unterschied macht das verdiente Geld nicht.

Und dennoch entscheiden sich viele Alleinerziehende gegen die Sozialhilfe, denn der Ruf von Sozialleistungen, dem Gesellschaftlichen Druck und den Sanktionen der Jobcenter ist bekannt. Im Job hat man das gute Gefühl, gebraucht zu werden und irgendwie noch immer ein Teil der Gesellschaft zu sein. Man wird respektiert und akzeptiert. Beim Bezug von Hartz IV kann man dies mit Sicherheit nicht von sich behaupten. Alle schauen auf einen herunter.

Die großen Versprechungen der Agenda 2010

Vielleicht erinnern sich einige ja noch an die großen Sprüche, mit denen die Agenda 2010 von Gerhard Schröder vorgestellt wurde: „Unsere Agenda 2010 enthält weitreichende Strukturreformen. Diese werden Deutschland bis zum Ende des Jahrzehnts bei Wohlstand und Arbeit wieder an die Spitze bringen. Dadurch werden die Gerechtigkeit zwischen den Generationen gesichert und die Fundamente unseres Gemeinwesens gestärkt.“

Lassen Sie sich diese frohen Botschaften einmal auf der Zunge zergehen und denken Sie nach: Ist auch nur eine Sache davon eingetroffen? Die Schere von Arm und Reich klafft weiter denn je auseinander.

Alleinerziehend bedeutet Armut

Die Zahlen sprechen Bände: In Deutschland sind rund 40 Prozent aller Alleinerziehenden auf Hartz IV angewiesen. Damit sind die Alleinerziehenden so stark von Armut betroffen, wie keine andere gesellschaftliche Gruppe im Land. Nun könnten die besonders belesenen Zeitungsleser ja meinen, dass die Alleinerziehenden eben lieber Zuhause bei ihren Kindern bleiben, anstatt arbeiten zu gehen. Doch dem ist nicht so.

Tatsächlich gehen etwa 70 Prozent der Single-Eltern einer Arbeit nach. Doch nicht immer reicht es, um davon leben zu können. Jede fünfte berufstätige Alleinerziehende muss aufstocken, also zusätzliche Leistungen von Jobcenter beziehen, damit der Lebensunterhalt gesichert ist. Hinzu kommt die traurige Tatsache, das nur die Hälfte aller anspruchsberechtigten Kinder den Unterhalt vom anderen Elternteil auch tatsächlich in voller Höhe erhält.

Hartz-IV-Regelsatz viel zu niedrig

Der Verband der Alleinerziehenden Mütter und Väter sieht auch ein Problem in der Höhe des Regelsatzes von Hartz IV. Dieser sei nämlich sowohl für die Erwachsenen als auch für die Kinder deutlich zu gering. Etwa die Hälfte der Kinder, die in Armut leben, lebt bei nur einem Elternteil und bezieht Hartz IV.

Leider ist Hartz IV in vielen Fällen auch keine Übergangslösung. Tatsächlich wird die Sozialhilfe häufig über einen sehr langen Zeitraum bezogen. Und je länger der Leistungsbezug anhält, desto schwieriger wird die Situation.

Ein trauriges Motto: „Fordern und Fördern“

Unter dem auch heute noch genutzten Motto „Fordern und Fördern“ trat im Jahr 2005 das Sozialgesetzbuch II in Kraft. Hier wurden die Sozialhilfe und die Arbeitslosenhilfe zusammengelegt. Nun kümmert sich seither ein und dieselbe Behörde sowohl um die finanzielle Grundsicherung als auch um die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt des Betroffenen kümmern.

Gerhard Schröder sagte damals: „Wir werden Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fordern und mehr Eigenleistungen von jedem Einzelnen abfordern müssen. Alle Kräfte der Gesellschaft werden ihren Beitrag leisten müssen, Unternehmer und Arbeitgeber.“

Die Alleinerziehenden sind damit schon längst aus dem Schonraum raus. Sie wurden stark vernachlässigt und nicht mehr als Spezialfall berücksichtigt, obwohl es sich um eine immer weiter wachsende Volksgruppe handelt. Der Schonraum, den man früher hatte, um erst einmal seine Kinder groß zu ziehen, ist heute nicht mehr vorhanden.

Das bedeutet, dass die alleinerziehende Mutter heute akzeptieren nehmen muss, dass die Gesellschaft von ihr abverlangt, auch gleichzeitig eine Familienernährerin zu sein. Sie ist auf sich allein gestellt. Soll das auf Ewig das traurige Schicksal der Alleinerziehenden in Deutschland sein?

Bildquelle: © RioPatuca Images – Fotolia.com

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