Alleinerziehende: Immer weniger Vertrauen in die Politik?
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Nur noch zwei Monate – dann ist wieder Bundestagswahl: Doch die Frage nach der Wahl wird immer schwieriger. Welche Partei kann man wählen, um mit einer wirklichen Besserung der eigenen Situation rechnen zu können?

Alleinerziehende – längst ein Massenphänomen

Sie müssen sich um das Haushaltseinkommen kümmern, den Haushalt schmeißen und die Kinder erziehen: Alleinerziehende sind Überlebenskünstler, für die der Alltag jeden Tag aufs Neue zur Herausforderung wird. Kein Wunder, dass sich mittlerweile auch viele Experten für eine Besserstellung der Alleinerziehenden in Deutschland stark machen.

Auch viele Politiker sind mittlerweile auf diesen Zug aufgesprungen. Sie fordern Reformen und Veränderungen, die vor allem die Alleinerziehenden unterstützen sollen – doch meinen sie es wirklich ernst oder handelt es sich lediglich um eine Fassade, um die Gunst der Wähler zu erlangen? Bleiben es am Ende doch nur leere Wahlversprechen?

Die Zahl der Alleinerziehenden ist in den letzten Jahren erschreckend gestiegen: Rund 1,6 Millionen alleinerziehende Mütter und Väter gibt es zur Zeit. Viele von ihnen sind arbeitslos oder verdienen nur so wenig Geld, dass ihnen das Gehalt auf Hartz-IV-Niveau aufgestockt werden muss.

Jede fünfte Familie ist hierzulande eine Ein-Eltern-Familie. Und der Anteil sozialhilfeabhängiger Personen ist in keiner anderen Bevölkerungsgruppe so hoch, wie bei den Alleinerziehenden. Ihre Kinder unterliegen einem besonders hohen Risiko, später ebenfalls in Armut zu leben. Dass hier immenser Unterstützungsbedarf besteht, ist offensichtlich. Doch warum tut sich die Politik so schwer mit entsprechenden Reformen?

Veraltete Modelle: Staat bevorzugt Verheiratete

Wer hierzulande verheiratet ist, genießt eine Unterstützung der ganz besondere Art: Verheiratete haben die Wahl zwischen drei Steuerklassen-Kombinationen, durch die sie eine Menge an Steuern sparen können. Diesen Vorteil haben Unverheiratete nicht.

Leider ist es bei Alleinerziehenden in vielen Fällen so, dass sie zuvor in einer Partnerschaft gelebt haben. Nicht selten waren sie verheiratet und hatten daher auch die Möglichkeit, vom Steuervorteil für Verheiratete Gebrauch zu machen.

Nach der Trennung stehen die Alleinerziehenden dann mit den Kindern alleine da. Es steht ihnen weniger Einkommen zur Verfügung und sie haben auch keinen Steuervorteil mehr.

Traurig aber wahr: Der Staat fördert mit dem sogenannten Ehegattensplitting die Ehe, nicht die Familie. Und genau das ist der Punkt, der viele Alleineinziehende und Experten sehr verärgert.

Keine Änderung in Sicht?

Würde man das Modell des Ehegattensplittings aufheben, würden hieraus viele Millionen Euro pro Jahr frei werden. Man könnte dann ein Modell erschaffen, welches gezielt Familien fördert (also auch Alleinerziehende und ihre Kinder). Doch leider gibt es hier ein gewaltiges Problem:

Viele Verheiratete haben keine Kinder und genießen dennoch die steuerlichen Vorteile des Ehegattensplittings. Im Jahr 2015 waren es etwa 9,7 Millionen Ehepaare, die keine Kinder hatten. Würde man das Ehegattensplitting abschaffen, würde das diese Ehepaare den Steuervorteil kosten. Noch wagt es daher kein Politiker, rund 10 Millionen Ehepaare derart zu verärgern.

Ein weiteres Problem ist, dass es mit einem Steuervorteil noch lange nicht getan wäre. Viele Alleinerziehende verdienen so wenig Geld, dass sie nur wenig bis gar keine Steuern zahlen. Eine Steuerentlastung würde hier wieder nur diejenigen unterstützen, die immerhin etwas mehr Geld verdienen.

Es wird daher eine Förderung benötigt, die sich grundlegend auf alle Alleinerziehenden konzentriert – insbesondere jedoch auf die, die weniger Geld zur Verfügung haben. Dass sich jedoch in absehbarer Zeit wirklich merklich etwas zum Positiven verändert, ist eher fraglich.

Immerhin: In zwei Monaten sind wieder Bundestagswahlen. Doch für viele Alleinerziehende bleibt die Wahl eine Qual.

Beitragsbildquelle: © Wolfilser – Fotolia.com

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