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DGB Berlin-Brandenburg fordert mehr Unterstützung für Menschen, die trotz Arbeit mit Hartz IV aufstocken müssen – und weniger Druck und Sanktionen seitens der Jobcenter. Vor allem Minijobs seien eine „Klebefalle mit großem Armutsrisiko.“

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Aufstocker sind meist Minijobber

In Berlin müssen 115.816 Menschen Hartz IV beziehen, obwohl sie regelmäßig arbeiten gehen. Im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen liegt diese Zahl bei 7.500, in Jena und im Saale-Holzland gibt es 2.000 sogenannter Aufstocker. Bundesweit müssen Erwerbstätige ihr Gehalt mit Hartz IV aufstocken. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) macht sich angesichts des Wahljahres stark für Aufstocker – insbesondere Minijobber –, dass sie mehr Unterstützung als Druck vom Jobcenter erhalten.

Der DGB Berlin-Brandenburg beklagt unter anderem, dass ein Minijob „keine Brücke in reguläre Beschäftigung (ist), sondern eine Klebefalle mit großem Armutsrisiko“, so Doro Zinke, Vorsitzende des DGB-Bezirksverbands. Und in der Regel sind es geringfügig Beschäftigte, die ihr Gehalt aufstocken müssen.

Vor allem Minijobber & Frauen betroffen

„Es ist untragbar, dass so viele Menschen in unserem Kreis von ihrer Arbeit nicht leben können“, meint auch DGB-Kreischef Dirk Sondermann aus Mettmann. Vor allem Frauen haben große Schwierigkeiten, aus dem Minijob in eine reguläre Beschäftigung zu finden. Nach der Babypause landen viele Frauen in der Sackgasse „Minijob“. Aussicht auf berufliche Besserung besteht selten, denn Minijobs böten wenig Perspektive auf Qualifizierung und damit beruflichen Aufstieg.

Auch Fachkräfte müssen aufstocken

Nur weil ein Großteil der Aufstocker geringfügig beschäftigt ist oder als Frau nach der Erziehungspause wieder einsteigen möchte, gibt es nicht auch andere Fälle. Auch Vollzeitbeschäftigte und Fachkräfte müssen immer häufiger zum Jobcenter, weil das Einkommen nicht ausreicht. Auf Anfrage der Linksfraktion des Bundestags legte die Bundesagentur für Arbeit im August 2016 Zahlen zu Aufstockern vor.

Eines der Ergebnisse: 52 % – mehr als die Hälfte – der Aufstocker arbeiten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung als Fachkräfte. 4 % sollen sogar in gehobenen Experten- und Spezialistenpositionen arbeiten.

DGB fordert bundesweit Verbesserungen

Bundesweit fordern die DGB-Kreisverbände daher, dass sich Jobcenter vermehrt unterstützend geben, als die Aufstocker zusätzlich unter Druck zu setzen. „Wer sich in einer beruflichen Einbahnstraße befindet, braucht mehr Unterstützung statt Druck und Sanktionen.“ Die Jobcenter sollten daher dazu angehalten werden, Angebote für berufliche Qualifizierungen voranzubringen.

Der DGB fordert weiterhin, dass das Wahlversprechen von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) angegangen wird, so dass endlich mehr Minijobber in sozialversicherungspflichtige Arbeit kommen. „Der DGB hat dazu Vorschläge gemacht. Arbeit soll ab dem ersten Euro sozial abgesichert werden, damit alle Beschäftigten Ansprüche aus der Renten- und Arbeitslosenversicherung erwerben“, so die Bezirksvorsitzende Zinke weiter.

Zahl der Aufstocker gesunken

Im letzten Jahr ist die Zahl aller Aufstocker in Deutschland um 50.000 gesunken. Dennoch sind weiterhin 1,2 Millionen Menschen trotz Arbeit von Hartz IV abhängig. Rund 100.000 Minijobs konnte man zu Anfang 2015 in sozialversicherte Arbeit umwandeln. Das könne man vor allem dem gesetzlichen Mindestlohn zugute schreiben, der in 2015 eingeführt wurde. Aber dennoch: „Arbeit muss vor Armut schützen und da gibt es noch einiges zu tun“, so Zinke weiter.

Bildquelle: © Kzenon – Fotolia.com

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