AusbildungGehälterJob am

Auf dem Asphalt zu Hause… Bei aller Trucker-Romantik: Werfen Sie einen Blick auf die nüchternen Zahlen. Was verdient ein Berufskraftfahrer? Wie viele Wochenstunden muss er für sein Gehalt arbeiten? Und mit welchen Sonderleistungen kann ein Berufskraftfahrer rechnen? Informieren Sie sich über den Verdienst der „Asphalt-Cowboys“ – immerhin ist das Gehalt ein schlagkräftiges Argument, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden.

✅⟹ Aktuelle Ausbildungen: Jetzt Ausbildung finden

✅⟹ Produkttester werden: Jetzt Produkttester werden

Seit 1973 ist die Berufsbezeichnung Berufskraftfahrer gesetzlich geschützt. Ein Berufskraftfahrer transportiert Güter oder Personen: In der dreijährigen dualen Ausbildung lernen die Nachwuchsfahrer das verantwortungsvolle, sichere und selbstständige Führen von Kraftfahrzeugen im Personen-, Werk-, Güter-Nahverkehr und im Fernverkehr.

Wer diese Ausbildung beginnen möchte, sollte mindestens über einen Hauptschulabschluss verfügen und 16 Jahre oder älter sein. Die Fahrerlaubnis B+E kann jedoch erst mit 17 Jahren erworben werden, die Fahrerlaubnis C1+E erst im Alter von 18 Jahren. Für den Omnibusführerschein beträgt das Mindestalter sogar 21 Jahre. Rechtliche Voraussetzung ist die gesundheitliche Tauglichkeitsuntersuchung zur Erlangung der Fahrerlaubnis und zum Ausbildungsstart.

Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?

Verdienst im Wirtschaftsbereich Verkehr im unteren Drittel

Im 3. Quartal 2014 zählte der Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerei eher zu den Schlusslichtern, was das monatliche Bruttoeinkommen angeht. Das statistische Bundesamt ermittelte für diese Branche das Durchschnittseinkommen von 2.920 Euro im Monat. Für Berufskraftfahrer liegt das monatliche Gehalt jedoch weit darunter, wie das Projekt Lohnspiegel analysierte.

Durchgeführt wird dieses vom Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Institut in der Hans-Böckler-Stiftung (WSI). Für die Auswertung des Einkommens von Berufskraftfahrern wurden 1.274 Datensätze herangezogen, die von 2008 bis 2014 durch eine Online-Befragung ermittelt wurden. Von den Befragten waren knapp 98% männlich. Die wenigen Frauen in diesem Beruf verdienen übrigens 7% weniger als ihre männlichen Kollegen.

Berufserfahrung wirkt sich kaum positiv auf Gehalt aus

Berufskraftfahrer erzielen bei einer 40-Stunden-Woche durchschnittlich 2.100 Euro Bruttomonatsgehalt, die Hälfte von ihnen verdient jedoch noch weniger als 2.030 Euro, ergab die Erhebung des Projektes LohnSpiegel. Dabei können sie auch mit mehr Berufserfahrung nicht mehr Einkommen erzielen: Diese wirkt sich im Gegensatz zu anderen Branchen kaum auf das Gehalt aus.

Gleichzeitig ist der eher niedrige Verdienst an eine hohen Wochenstundenzahl gekoppelt: Berufskraftfahrer arbeiten durchschnittlich 46 Stunden, 63% kommen jedoch auf mehr als 50 Wochenstunden. Immer noch mehr als die Hälfte arbeitet für den relativ niedrigen Lohn 60 Stunden und mehr.

Fortbildungspflicht für Berufskraftfahrer

Hinzu kommen Verpflichtungen wie die Fortbildungspflicht: Die Fortbildung für Berufskraftfahrer ist für alle verbindlich, die den Lkw-Führerschein ab dem 10.9.2009 erworben haben – wenn sie gewerblich Güter mit einem Lkw von mehr als 3,5 t zulässigem Gewicht transportieren wollen. Doch auch die Fahrer, die ihren Führerschein bereits vor dem Stichtag erworben haben, müssen innerhalb von fünf Jahren an einer Weiterbildung teilnehmen, die mindestens 35 Stunden umfasst.

Mehr Gehalt und weitere Vorteile in tarifgebundenen Betrieben

In tarifgebundenen Betrieben verdienen Berufskraftfahrer rund 17% mehr als ihre Kollegen, die in Betrieben ohne tarifliche Bindung beschäftigt sind. 29% der Befragten gaben an, dass sie in einem solchen tarifgebunden Betrieb tätig sind. Ihr durchschnittliches Monatsbruttoeinkommen liegt bei 2.380 Euro. Dabei müssen sie für diesen Verdienst weitaus weniger Wochenstunden aufbringen als ihre Kollegen in nicht-tarifgebundenen Betrieben.

Die durchschnittliche vertraglich geforderte Wochenarbeitszeit liegt bei 46 Stunden. In nicht-tariflich gebundenen Betrieben arbeiten mehr als die Hälfte der Berufskraftfahrer 60 Stunden und mehr. Auch beim Thema Überstunden können Beschäftigte von tarifgebundenen Unternehmen Vorteile verbuchen: 20% gaben an, dass Überstunden bezahlt würden. 55% aller befragten Berufskraftfahrer bekundeten, dass diese nicht vergütet werden.

Es ist von Vorteil, in einem größeren Unternehmen zu arbeiten: Diese zahlen durchschnittlich besser als kleinere Betriebe. 72% der Befragten sind in Betrieben mit bis zu 100 Beschäftigten tätig und verdienen durchschnittlich 2.065 Euro, die Hälfte von ihnen arbeitet in Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern, wo der Verdienst bei nur 1.996 Euro liegt.

Gehalt nach Branchen

Um den Gehaltsspiegel weiter aufzuschlüsseln, lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Branchen. Mit durchschnittlich 2.452 Euro Monatseinkommen führt der Bereich „Sonstige“ die Verdienstliste an. In der Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Recycling verdienen Berufskraftfahrer 2.448 Euro im Durchschnitt. Die Branche Großhandel oder Handelsvermittlung rangiert auf Platz 3: Hier liegt das Gehalt bei 2.432 im Mittel.

Auf Platz vier befindet sich der Bereich Bau: Hier nehmen die Fahrer 2.116 Euro brutto mit nach Hause. Der Branche Güterbeförderung im Straßenverkehr gehört mit 72,3% die starke Mehrheit der Befragten an: Sie verdienen durchschnittlich 2.033 Euro. Noch weniger verdienen nur die Berufskraftfahrer im Bereich Hilfs- und Nebentätigkeiten im Verkehr mit 1.992 Euro sowie im Bereich Lagerei mit 1.774 Euro.

Unzufriedenheit überwiegt

Das Verhältnis von Gehalt und Wochenarbeitszeit fordert seinen Tribut: Im Rahmen des Projektes LohnSpiegel bildet der Punkt Zufriedenheit mit der Bezahlung, Arbeitszufriedenheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Menge der Freizeit bei den Berufskraftfahrern das Schlusslicht aller untersuchten Branchen. 40,5% sind mit ihrer Bezahlung überhaupt nicht zufrieden, für 46,5% gilt dies bezüglich ihrer Freizeit.

Beispiel Lkw-Fahrer: Wie kommen die schlechten Bedingungen zustande?

Unter verschärften Bedingungen leiden vor allem Lkw-Fahrer: Immer wieder werden Unfälle aufgrund von Übermüdung am Steuer festgestellt, bei jedem sechsten Lkw-Unfall wurde laut einer ADAC-Analyse von 2012 mangelnder Schlaf als Unfallursache festgestellt. Wer 17 Stunden wach ist, hat ein vermindertes Reaktionsvermögen, das auch bei 0,5 Promille Blutalkohol zu beobachten ist. 42% der Lkw-Fahrer arbeiten 60 bis 80 Stunden in der Woche.

Der Grund: Lagerhaltung ist teuer geworden, sie wurde quasi auf die Straße verlegt. Der Betrieb muss dafür sorgen, dass die Ware pünktlich geliefert wird, um die vollständige Bezahlung für einen Auftrag zu erhalten. Daraus resultieren knappe Zeitpläne, wenige Pausen und Stress. Außerdem gehört mittlerweile häufig auch das Be- und Entladen zum Job der der Lkw-Fahrer.

Bildquelle: © Kzenon – Fotolia.com

0 Bewertungen
0.00 / 55 0