Depressionen auch bei Kindern Dieser Junge wünscht sich seit 7 Jahren den Tod
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Längst scheinen Depressionen zu einer Volkskrankheit mutiert zu sein. Was dabei häufig total vergessen wird: Auch Kinder leiden immer öfter an Depressionen. Dabei ist es gerade im jungen Alter wichtig, etwas gegen die psychische Erkrankung zu tun, denn hier können noch die entscheidenden Weichen gestellt werden!

Dieser Junge wünscht sich seit 7 Jahren den Tod

Schon seit sieben Jahren wünscht sich Jens Lunger (Name geändert) den Tod. Alles begann damals in der vierten Klasse. An einen konkreten Auslöser seiner Depression kann sich der Junge nicht erinnern.

Damit geht es ihm so, wie vielen Tausenden Kindern auch. Der heute 17-Jährige hat es wesentlich schwerer als seine Klassenkameraden, sich in Gruppen einzufinden und Kontakte zu knüpfen. „Ich denke anders als andere“, sagt er selbst dazu.

Im Sommer 2015 spitze sich seine Verfassung dann schließlich aufs Äußerste zu. Er begann sich selbst zu verletzen – ritzte sich mit Rasierklingen und Nadeln in den linken Unterarm und biss sich ins Handgelenk.

Fast täglich wurde er von Selbstmordplänen gequält. Als er einer Freundin von seinem Leiden erzählte und sich ihr öffnete, schickte sie ihn sofort in die Psychiatrie. Eine Woche lang sollte Jens dort bleiben. Doch nur wenige Wochen später begibt sich der Junge aufgrund akuter Suizidgefahr bereits in eine weitere Aufnahme einer zweiten Klinik.

Millionen Kinder und Jugendliche leiden an Depressionen

Die Zahlen werden häufig unterschätzt, doch Millionen Kinder und Jugendliche entwickeln im Laufe ihres Heranwachsens psychische Probleme.

Fatal: Die ersten Symptome werden viel zu häufig übersehen oder einfach ignoriert. Bei den meisten tauchen die Symptome nach und nach während der Pubertät auf. Für Eltern ist dadurch meist nur schwer zu erkennen, ob der Nachwuchs schwer krank ist oder sich einfach noch entwickelt, und nach der Pubertät alles wieder im grünen Bereich ist.

Das sind die häufigsten Probleme

Bei den Heranwachsenden zeigen sich besonders häufig Ängste, Depressionen, Störungen des Essverhaltens oder des Sozialverhaltens – manchmal auch Schizophrenie.

Dabei entwickeln sich solche psychischen Leiden bei etwa einem Viertel der Fälle schon vor dem 18. Lebensjahr. Eine besonders tragische Verbindung zur psychischen Anfälligkeit spielen dabei die sozialen Bedingungen: Je schwieriger diese sind, desto gefährdeter das Kind.

Woran erkennt man eine Depression?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine Depression als eine weit verbreitete psychische Störung. Typische Auffälligkeiten sind Traurigkeit, Interesselosigkeit, Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle, ein geringeres Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder eine Schwäche der Konzentration.

Besonders wichtig ist hierbei, dass die Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten. Eine Depression kann das Leben einer Person stark beeinträchtigen. Sie kann den Betroffenen daran hindern zu lernen, zu arbeiten oder einfachste Dinge im Alltag zu verrichten.

Im äußersten Fall kann eine Depression auch dazu führen, dass sich die betroffene Person umbringt. Einfachere Formen können noch ohne Medikamenten behandelt werden, während mittlere oder schwerere Fälle mit professionellen Therapien und Medikamenten behandelt werden müssen.

Depressionen verschwinden nach der Pubertät nicht einfach

Nach der Pubertät wird alles besser? Leider nicht im Fall von Depressionen. Dass sich eine Depressionen tatsächlich mit dem Ende der Pubertät auflöst, ist eher selten.

Diese eher neueren Erkenntnisse werfen damit auch viele bisherigen Annahmen über den Haufen. Die Jugendzeit wird heute als eine entscheidende Phase angesehen, um psychisch Erkrankte wirksam zu behandeln. Denn hier können die Weichen fürs Leben noch gestellt werden.

Darauf sollten Eltern bei ihren Kindern achten

Eltern sollten sich keineswegs entmutigen lassen, appellieren Ärzte an die Erziehungsberechtigten. Gerade bei den Sprösslingen ist es wichtig, bei einem Verdacht immer wieder Gesprächskontakt zu suchen.

Dabei ist egal, ob das Kind abwechseln euphorisch und tieftraurig ist, ob es abweisend reagiert oder sich sogar komplett zurückzieht.

Bei Unsicherheiten sollten sich Eltern lieber zu früh als zu spät um eine professionelle Hilfe bemühen. Sollte ein Jugendlicher bereits unmittelbar von Suizid bedroht sein, aber nicht mehr über ein Gespräch erreichbar, sollten Eltern und Freunde sofort den Notarzt oder die Polizei verständigen.

Rettung in letzter Sekunde bei Jens

Als Jens’s Eltern von seinem Aufenthalt in der Klink erfuhren, waren sie völlig überrascht. Sofort brachen sie ihren Urlaub ab und versuchten, nach der Entlassung ihres Sohnes erst einmal herauszufinden, was mit ihm los war.

Dass der Sohn an einer ernsthaften psychischen Erkrankung litt, wurde den Eltern erst klar, nachdem sie mit ihm gezielt das Gespräch suchten. „Wir wussten nicht, wie schlecht es ihm wirklich geht“, erklärte sein Vater.

Nach den ersten Therapien wurde Jens schließlich auf eine Therapiestation verlegt, bei der er lernen sollte, negative Gedanken in positive umzulenken. Hierbei unterstütze ihn eine Betreuerin. Und tatsächlich: Der Kampf gegen die Abwärtsspirale zeigte Wirkung!

Heute kämpft Jens gegen den Drang der Selbstverletzung bewusst an:

„Wenn mich einer blöd anquatscht, versuche ich, an etwas Positives zu denken, mich von der negativen Energie nicht beherrschen zu lassen“, erklärt er. Die in der Therapie erlernten Ersatzhandlungen sind für Jens eine wichtige Strategie, den Drang gegen Selbstverletzung zu beherrschen und zu besiegen.

Ein kleiner Trick hierbei ist ein Gummiband, das er um sein Handgelenk trägt. Er kann es ziehen und schnalzen lassen. Der entstehende Reiz auf seiner Hat wirkt dann spannungslösend für seine innere Anspannung.

Auch seine Eltern unterstützen ihn. Mehrere Male pro Woche besuchen sie ihn in der Klinik: „Wir werden unserem Sohn helfen, so gut es geht, und mit professioneller Unterstützung einer Erziehungs- und Familienhilfe“, erklärt der Vater.

Wie entstehen psychische Erkrankungen?

In der Regel sind mehrere Faktoren notwendig, um eine psychische Erkrankung auszulösen. Unter anderem spielen Veranlagung, individuelle Schicksalsschläge, Unfälle, schwierige Erlebnisse in der Kindheit, der Einfluss von Gleichaltrigen oder auch ein waschender Leistungsdruck eine wichtiger Rolle bei der Entstehung.

Besonders tückisch: psychische Erkrankungen bahnen sich langsam und schleichend an und bleiben deshalb in vielen Fällen lange Zeit unbemerkt, bis eine konkrete Diagnose gestellt werden kann.

Spezialisierte Kliniken

Da es Depressionen in vielen verschiedenen Formen und Ausprägungen gibt, sind auch die Behandlungsgebiete der Kliniken oft entsprechend spezialisiert. Die Bandbreite der bethandelbaren Störungen reicht von Angststörungen über ADHS, Depressionen und Ticks bis hin zu Zwangsstörungen.

Bildquelle: © Sabphoto – Fotolia.com

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