Familie in Deutschland Ist „alleinerziehend“ bald Standard
Alleinerziehend am

Immer mehr Kinder wachsen in Deutschland nur bei einem Elternteil auf. Nach aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) sind das rund 2,3 Millionen Kinder.

Alleinerziehende Eltern immer häufiger

Wie der „Spiegel“ berichtet hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) aktuelle Zahlen veröffentlicht – darunter die Anzahl der Kinder, die von einem alleinerziehenden Elternteil aufgezogen und versorgt werden.

Das BiB hat 2,3 Millionen Minderjährige gezählt. Das sind 18 Prozent aller Kinder und ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu 1996. Da waren es noch 1,9 Millionen Kinder, die bei alleinerziehenden Eltern leben (11,9 Prozent).

Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland

Das BiB stellte weiterhin Unterschiede zwischen den westdeutschen und ostdeutschen Bundesländern fest. So ist der Anteil alleinerzogener Kinder in Westdeutschland zwischen 1996 und 2015 um fünf Prozent (von elf auf 16 Prozent) gestiegen, ist Ostdeutschland um neun Prozent (von 16 auf 25 Prozent).

Demnach wächst in Ostdeutschland jedes vierte Kind ohne Mutter oder Vater auf, zumindest zeitweilig. In Westdeutschland ist jedes sechste Kind betroffen. Für Gesamtdeutschland gesehen wird jedes fünfte Kind von nur einem Elternteil aufgezogen.

Ein weiterer Unterschied zeigt interessante Einblicke in die Umstände der Familiengründung der Menschen. Alleinerziehende in Westdeutschland sind vorrangig geschieden.

In den ostdeutschen Bundesländern sind alleinerziehende Eltern mehrheitlich ledig. „Das liegt vor allem daran, dass in Ostdeutschland die Geburt eines Kindes weniger stark an die Ehe gebunden ist als im Westen“, weiß Evelyn Grünheid vom BiB.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam das Statistische Bundesamt bereits in 2012. Immer mehr Kinder wachsen bei unverheirateten Eltern oder Alleinerziehenden auf. Insbesondere im Osten von Deutschland wurde diese Entwicklung bemerkt.

Trotz Partner fühlen sich viele Mütter alleinerziehend

Eine neue Studie des Rheingold Instituts kam zu dem Ergebnis, dass sich Mütter oftmals – trotz Partner – alleinerziehend fühlen, da sie in erster Linie alleine für die Kinderbetreuung und Haushaltsführung zuständig sind oder zuständig sein wollen.

Denn während einige der befragten Mütter angaben, ihr Partner fühle sich wie ein weiteres Kind an, wollten andere Frauen Aufgaben lieber selber erledigen, um unter anderem Streit mit dem Partner zu vermeiden.

Mütter müssen damit heute echte Organisationstalente sein, um Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Viele Mütter werden ihren eigenen zu hohen Ansprüchen aber nicht gerecht und haben oftmals ein schlechtes Gewissen, weil immer irgendwer zu kurz kommt. Die wenigsten Mütter nehmen dabei Rücksicht auf sich selber.

Alleinerziehend bald „Standard“?

Dass Kinder nur vom einen Elternteil großgezogen werden, ist vielfach Normalität geworden. Zur Regel wird es allerdings nicht. Denn alleinerziehend zu sein, ist für die meisten Eltern kein Dauerzustand. Viele Mütter und Väter finden wieder einen neuen Partner, sodass die Kinder dann zumindest theoretisch wieder einen zweiten Elternteil bekommen.

In diesem Zusammenhang sind jene alleinerziehende Eltern nicht erfasst, die einen Partner haben, mit diesem aber keinen gemeinsamen Haushalt führen. Die Mehrheit der Kinder wachsen aber bei verheirateten Paaren auf.

Bildquelle: © S.Kobold – Fotolia.com

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