Alltagsprobleme am

Unglaublich aber wahr: Frühchen sind für die Kliniken ein besonders gutes Geschäft. Für sie ist es gar nicht schlimm, dass es immer mehr Frühchen gibt. Ganz im Gegenteil, sie schlagen jede Menge Kapital draus. Und je früher ein Frühchen zur Welt muss, desto besser! Schade, dass vielen Schwangeren dabei eine wichtige Sache vorenthalten wird…

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Immer mehr Frühgeburten in Deutschland

Allein in Deutschland ist beinahe jedes zehnte geborene Kind eine Frühgeburt. Etwa 9 Prozent aller Geburten sind hierzulande nämlich verfrüht. 8.000 davon werden sogar vor der 30. Schwangerschaftswoche geboren. Weltweit beträgt die Zahl der jährlichen Frühgeburten derzeit rund 15 Millionen.

Dank dem Fortschritt der Medizin werden die Überlebenschancen der verfrühten Babys, die manchmal nicht einmal ein Pfund wiegen, immer besser. Dennoch ist ein Überleben längst nicht alles… Frühchen müssen mühsam aufgepäppelt werden, bis sie stark und entwickelt genug sind, um mit den Eltern nach Hause zu dürfen.

Wichtige Einnahmequelle für Kliniken

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das längst kein Grund zur Beunruhigung, sondern vielmehr ein Grund zur Freude. Denn ein Frühchen bedeutet jede Menge Kapital für die Klinik. Für die Kliniken, die ständig unter dem Konkurrenz- und Wettbewerbsdruck stehen, sind verfrühte Geburten eine wichtige und vor allem auch sichere Einnahmequelle.

Bis zu 130.000 Euro pro Frühchen

Die Krankenkassen zahlen den Kliniken pro Frühchen eine stattliche Summe von bis zu 130.000 Euro. Je kleiner und gebrechlicher die Babys sind, desto ertragreicher ist das Ganze.

Kritiker entsetzt

Viele Experten sind der Meinung, dass das System der Krankenkassen und der Kliniken in eine falsche Richtung geht. Aus wirtschaftlicher Sicht ist nämlich ein dauerhaft kranker Mensch für die Klinik deutlich wertvoller, als eine Person, die für immer geheilt wird. Auch die Krankenkassen haben chronisch kranke Personen lieber – sie erhalten von Staat nämlich einen Zuschuss, der damit wächst, je kranker eine Person ist.

Nach dieser Logik stehen natürlich nicht das Wohl und die Gesundheit einer Person im Vordergrund. Sie spielt allenfalls eine sekundäre Rolle. Das kritisiert unter anderem die Initiative für moderne Wehenhemmung „Jeder Tag zählt“.

Lieber zu früh als rechtzeitig

Medizinisch betrachtet sind Geburtsverzögerungen zwar überhaupt kein Problem – aus wirtschaftlicher Sicht jedoch schon. Denn die Verzögerung einer Geburt ist nicht lukrativ genug für die Klinik.

Unfassbar: durch eine Geburtsverzögerung würden sich die Überlebenschancen des Kindes deutlich verbessern. Allerdings erhalten die Kliniken hierfür kaum Geld. Für sie ist es wesentlich besser, aus dem Baby ein Frühchen zu machen.

Jedes Jahr könnten bis zu 30.000 Frühgeburten auf wirksame Weise verzögert werden, wenn man Schwangere bei vorzeitigen, zervixwirksamen Wehen mit modernsten Mitteln behandeln würde. Als Randinfo: zerfixwirksame Wehen sind Wehen, die den Muttermund öffnen.

Fragwürdige Mittel trotz Risiken für Frühchen

Zudem kommen aus Kostengründen unter anderem auch Mittel zum Einsatz, die schwerwiegende Folgen für die Frühchen haben können. Teilweise werden Mittel angewendet, die für die Behandlung überhaupt nicht zugelassen sind und starke Nebenwirkungen bis hin zum Therapieabbruch nach sich ziehen können.

Das lukrative Geschäft mit den Frühgeburten

Je früher ein Kind geboren werden muss, desto mehr Geld springt dabei für die Klinik heraus. „Bei Frühgeburten setzt das aktuelle Vergütungssystem falsche Anreize“, urteilt Silke Mader, Geschäftsführende von EFCNI (European Foundation for the Care of Newborn Infants). Sie ist sich sicher, die besten Überlebenschancen für ein Kind bestünden im Mutterleib. Doch die Kliniken scheren sich nicht darum. Hier steht die Profitgier im Vordergrund.

Besonders besorgniserregend sei, dass die Zahl der Frühgeburten dramatisch anwächst. Gleichzeitig sinkt das Geburtsgewicht immer weiter. Von 2000 bis 2007 stiegt diese nach Daten des Statistischen Bundesamts um 73 Prozent.

Damit Frühgeburten verhindert werden könnten, müsste mehr Zeit und Geld in die Aufklärung der Schwangeren investiert werden.

So gibt es beispielsweise effektive Wehenhemmer, die dafür sorgen, dass sich der Muttermund gar nicht erst öffnet und ein verfrühtes Baby unter bestimmten Umständen noch weiter im Mutterleib heranwachsen kann.

Schädliche Medikamente – aber immerhin günstig für die Klinik

Leider werden heute meist Medikamente eingesetzt, die vom Arzneimittelpreis zwar günstiger sind, aufgrund ihrer Nebenwirkungen und Komplikationen allerdings Mutter und Kind teuer zu stehen kommen können. Doch das ist dann ja nicht mehr das Problem der Klinik – es ist sogar anders herum: Sie schafft sich damit in ein paar Jahren vielleicht wieder neue, wichtige Kundschaft für weitere, teure Behandlungen.

Erste Behandlung bei vorzeitigen Wehen gefordert

Die entsprechenden Mittel, um vorzeitige und verfrühte Wehen zu negieren, gibt es bereits. Es könnte so einfach sein. Doch leider steht diese Maßnahme im Widerspruch zur Wirtschaftlichkeit einer Klinik.

Es ist eine Anpassung der Vergütung für Ärzte und Kliniken notwenig, damit in Zukunft mehr auf die Gesundheit von Mutter und Kind geachtet werden kann. Natürlich gilt diese Art der Wirtschaftlichkeit nicht nur für Frühgeburten. Allgemein sehen Kritiker das System der Finanzierung der Kliniken als fatal an.

Denn aktuell ist es wichtiger, eine Person lange krank zu halten, statt sie von ihrer Krankheit ganz zu befreien. Es findet eine reine Symptombehandlung statt. Das garantiert den Kliniken weiterhin lukrative Kundschaft. Hier muss sich etwas ändern…

Bildquelle: © Tobilander – Fotolia.com

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