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Im Beruf Handschuhmacher geht es um Handschuhe aus Leder. Obwohl für Lederhandschuhe nach wie vor starke Nachfrage besteht, gilt Handschuhmacher in Deutschland inzwischen als aussterbender Beruf. Das letzte Wort hierüber ist hoffentlich noch nicht gesprochen. Was den Beruf des Handschuhmachers ausmacht und welchen Verlust sein Verschwinden bedeuten würde, erfahren Sie in unserem Artikel.

Überblick

  • Handschuhmacher: Berufsbild
  • Arbeitsbedingungen der Handschuhmacher
  • Anforderungen an Handschuhmacher
  • Einsatzbereiche für Handschuhmacher
  • Handschuhmacher Ausbildung
  • Alternative zur bisherigen Handschuhmacher Ausbildung
  • Renaissance der Handschuhmacher?
  • Resümee

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Handschuhmacher: Berufsbild

Handschuhmacher fertigen Lederhandschuhe nach Standardgrößen und nach Maß an. Dabei machen maßgefertigte Handschuhe aus Leder in handwerklich ausgerichteten Betrieben einen Großteil der Aufträge aus.

Zu Beginn fertigt ein Handschuhmacher einen Entwurf des bestellten Handschuhs an und wählt die passende Lederart aus. Besonders beliebt für Handschuhe sind Ziegenleder und Lammleder sowie vom Pekari, einem südamerikanischen Nabelschwein. Es folgt das Schleifen und Strecken des Leders und anschließendes Ausbreiten auf einer Fläche, um Fehlstellen im Material zu erkennen.

Bei diesen Fehlstellen handelt es sich um Druckstellen oder Löcher im Leder als Folge von starkem Scheuern oder durch Verletzungen des Tieres. Derartige Makel sind für Handschuhe unbrauchbar. Durch Dehnen vor dem Zuschneiden verleiht der Handschuhmacher dem Leder ausreichende Geschmeidigkeit für eine gute Passform.

Mit speziellen Werkzeugen wie der Stanze und der Lederschere stanzt der Handschuhmacher die Handschuhteile einschließlich Fingern aus dem Leder und schneidet die sogenannten Schichteln, kleine streifenförmige Keile für die Fingerzwischenräume, aus. Beim Zuschneiden des Leders achtet er auf optimale Flächennutzung des Materials.

Mit der Nähmaschine oder Hand werden die einzelnen Lederstücke nun zum Handschuh zusammengenäht. Hierauf folgt das Dressieren: Der Handschuhmacher stülpt die Handschuhe auf erhitzte stählerne Handmodelle, um ihnen so die perfekte Passform zu geben. Gelegentlich füttert oder verziert der Handschuhmacher noch seine Handschuhe. Unter den in Auftrag gegebenen Handschuhen können sich außerdem Fellhandschuhe befinden.

Handschuhmacher übernehmen darüber hinaus Reparaturen am Handschuhleder oder Fell sowie den Nähten.

Arbeitsbedingungen der Handschuhmacher

Handschuhmacher arbeiten in ihrem Beruf viel von Hand. Unterstützend verwenden sie Maschinen, zum Beispiel Stanzmaschinen zum Ausscheiden von Lederteilen und Nähmaschinen für das Zusammenfügen der Handschuhteile. Ihre Tätigkeit üben sie im Stehen und im Sitzen aus.

Der Einsatz der Maschinen verursacht Lärm. Maschinenöl, Klebstoffe und Imprägniermittel setzen Dämpfe und Gerüche frei. Hinzu kommt der typische Lederduft. Hiergegen müssen Handschuhmacher resistent sein und gegebenenfalls Gehörschutz oder Atemschutzmasken anlegen.

Anforderungen an Handschuhmacher

In ihrem Beruf benötigen Handschuhmacher scharfe Augen für das Anpassen der Lederteile sowie Abgleich von Farbe und Narbung. Beim Zuschneiden ist außerdem hohe Sorgfalt und Genauigkeit erforderlich. Das Zusammennähen der Lederteile, Anbringen von Verzierungen oder Ziernähten sowie Füttern bedingen handwerkliches Geschick und Präzision.

Einsatzbereiche für Handschuhmacher

Typische Arbeitsplätze für Handschuhmacher befinden sich in Werkstätten von Handwerksbetrieben und in Werk- und Produktionshallen von Industrie betrieben. Einige Handschuhmacher sind auch in Geschäften im Verkauf beschäftigt.

Handschuhmacher Ausbildung

Seit dem Jahr 2011 gibt es keine offizielle Ausbildung zum Handschuhmacher mehr. Ursächlich hierfür waren vor allem sinkende Zahlen von Ausbildungsplatzbewerbern und die extrem saisonabhängige Auftragslage der Handschuhmacherbetriebe – hauptsächlich im Herbst und Winter.

Alternative zur bisherigen Handschuhmacher Ausbildung

Wer möchte, kann sich natürlich trotzdem zum Handschuhmacher ausbilden lassen. Nur ist diese Ausbildung eben nicht mehr staatlich anerkannt und unterliegt keiner geregelten Ausbildungsordnung. Handschuhmacher existieren schließlich weiterhin und an maßgefertigten Lederhandschuhen besteht ebenso Bedarf.

Handschuhmacher ist ein Nischenberuf geworden. Ausbildungsplatzbewerber gibt es kaum noch. Es gibt mehrere Handschuhmacher, die weit über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus in ihrem Beruf aktiv bleiben. Interessenten für diesen Beruf müssen sich ein wenig bemühen, diese Personen ausfindig zu machen, wobei das Internet eine große Hilfe ist.

Nicht wenige der alten Handschuhmacher werden sich über den geäußerten Wunsch, das Handschuhmacherhandwerk zu erlernen, freuen und gern ihr Wissen an Jüngere weitergeben.

Eine andere Option für die Ausbildung zum Handschuhmacher sind am Markt etablierte größere Handschuhmanufakturen, die selbstverständlich weiterhin produzieren und Interesse an professionellem Nachwuchs haben dürften. Eine Anfrage dort kann sich also lohnen. Auch hier hilft das Internet bei der Unternehmenssuche.

Da es die staatlich geregelte Ausbildung zum Handschuhmacher nicht mehr gibt, sollten interessierte Bewerber eine offiziell gültige verwandte Ausbildung wie beispielsweise Fachkraft für Lederverarbeitung wählen und den Beruf Handschuhmacher als zusätzliche Qualifikation erlernen.

Ansonsten laufen sie Gefahr, trotz Ausbildung als ungelernt zu gelten mit entsprechend schlechteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Umgekehrt optimieren sie mit der Zusatzqualifikation Handschuhmacher ihr Ausbildungsprofil.

Handschuhmacher: Gehalt

Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt für einen Handschuhmacher beträgt circa 2300 Euro. Offizielle Angaben zur Ausbildungsvergütungen sind nicht erhältlich, da die Ausbildung zum Handschuhmacher 2011 gestrichen wurde. Wer sich dennoch außer der Reihe zum Handschuhmacher ausbilden lassen möchte, muss sein Ausbildungsgehalt privat aushandeln.

Handschuhmacher: Studium

Fertig ausgebildete Handschuhmacher können mit Erreichen der Fachgebundenen Hochschulzugangsberechtigung nach mehreren Jahren Berufspraxis ein grundständiges Studium absolvieren, beispielsweise Textiltechnik oder Bekleidungstechnik.

Perspektive für Handschuhmacher

Über eine Aufstiegsweiterbildung können Handschuhmacher ihre Ausbildung ergänzen und ihre Karrierechancen verbessern. Hier bietet sich eine Fortbildung zum Techniker der Fachrichtung Bekleidungstechnik an.

Handschuhmacher können sich übrigens außerdem auch ohne Meisterbrief selbstständig machen.

Handschuhmacher ist zum Nischenberuf geworden mit entsprechend engem Arbeitsmarkt.

Neben wenig verfügbaren freien Arbeitsplätzen haben Handschuhmacher außerdem mit weiteren Handicaps zu kämpfen:

  • Ihre Arbeit ist stark Saison abhängig mit 40-50-Stunden-Wochen im Herbst und Winter und entsprechend Leerlauf im Frühjahr und Herbst.
  • Es wird für Handschuhmacher zunehmend schwieriger, ausgedientes beziehungsweise defektes, traditionell in seiner Bauart noch heute bewährtes Werkzeug durch gleichwertiges zu ersetzen. Aufgrund gesunkener Nachfrage ist die Produktion von Handschuhmacher-Werkzeugen nahezu zum Erliegen gekommen.

Bedarf handwerklich gefertigten Lederhandschuhen besteht durchaus, wenn es sich dabei auch nicht um einen Massenmarkt handelt. Aus heutiger Sicht spricht daher grundsätzlich nichts gegen das Erlernen des Handschuhmacherhandwerks, jedoch darf es sich dabei nicht um die einzige und noch dazu inoffizielle Ausbildung handeln, sondern stets um eine Ergänzungsausbildung.

Renaissance der Handschuhmacher?

Die Streichung der offiziellen Ausbildung zum Handschuhmacher in 2011 überrascht. Wenn auch handwerklich gefertigte Lederhandschuhe kein Massenprodukt sind, existiert ein Käuferklientel, das obendrein bereit ist, für diese Handschuhe einen angemessenen Preis zu zahlen.

Neben der Freude an der besonderen Eleganz von Lederhandschuhen oder einem nach eigenen Wünschen handgefertigten Modell geht es bei handgefertigten Lederhandschuhen auch häufig um orthopädische Aspekte.

Sei es, dass Menschen mit übergroßen Händen Schwierigkeiten beim Finden passender Handschuhe haben, sei es, dass fehlende Finger oder extrem empfindliche Handnerven das Tragen von Standardhandschuhen unbequem bis unmöglich machen. Für diese Personen nehmen Handschuhmacher eine wichtige Rolle ein.

An Handschuhmachern besteht also durchaus Bedarf. Es bleibt abzuwarten, ob die Ausbildung zum Handschuhmacher nicht doch eines Tages wieder eingeführt wird oder zumindest als Teilausbildung in eine andere Ausbildung des lederverarbeitenden Handwerks integriert wird.

Resümee

Handschuhmacher ist ein Nischenberuf, in dem es kaum offene Arbeitsstellen gibt. Die Aufnahme einer offiziellen Ausbildung zum Handschuhmacher ist seit 2011 nicht mehr möglich.

Wer sich dennoch für das Erlernen dieses Berufes interessiert, kann auf eigene Faust bei einem der niedergelassenen Handschuhmacher in die Lehre gehen, was sich aber nur als Aneignung einer Zusatzqualifikation in einem anderen offiziellen Ausbildungsberuf des lederverarbeitenden Handwerks empfiehlt.

Handgearbeitete Lederhandschuhe sind nach wie vor gefragt. Die Handwerkskunst des Handschuhmachens sollte nicht aussterben. Wer sie beherrscht, könnte eines Tages sehr begehrt sein.

Bildquelle: © haveseen – Fotolia.com

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