Kinder und Hartz IV Ein trauriger Zusammenhang
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Gute Laune in der Regierung: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland befindet sich nicht nur auf einem Rekordtief seit vielen Jahren – auch die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen haben einen neuen Höhepunkt erklimmt. Allerdings ist die Entwicklung, die die Bevölkerung widerspiegel, alles andere als erfreulich. Seit Jahren schon ist die Kinderarmut in Deutschland unverändert hoch. Knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche leben zurzeit von Hartz IV.

Woher kommt die hohe Kinderarmut?

Immerhin: Wer in Deutschland arm ist, muss nicht wie in vielen anderen Ländern der Welt Hunger leiden. Auch ein Dach über dem Kopf sollte hierzulande normalerweise Standard sein. Doch Armut hat auch andere Züge, die wesentlich subtiler sind als nur der Mangel an Grundversorgung.

Bei Kindern führt die Armut insbesondere dazu, dass sie sozial ausgegrenzt werden. Ob im Kindergarten, in der Schule oder allgemein unter den Freunden. Wer arm ist, kann nur bedingt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Schulausflüge, Kinobesuche oder die Mitgliedschaft im Sportverein kann man nur mit dem nötigen Kleingeld bezahlen.

Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks Holger Hofmann sagte dazu (erschienen auf „br.de“):

„Wenn ich heute für vier Euro ins Schwimmbad gehen muss, dann kann ich mir das für mich selbst leisten, auch wenn ich wenig Geld habe. Aber wenn ich noch für ein Kind oder mehrere Kinder den Eintritt bezahlen muss, dann wird der Schwimmbadbesuch schnell zum Luxusangebot.“

Wie sieht der Alltag der betroffenen Familien aus? Tatsächlich sind bei Kindern in Hartz-IV-Familien pro Tag nur vier Euro vorgesehen: Und zwar für Lebensmittel! Durch die günstige und oft qualitativ minderwertige Ernährung sind die Kinder öfter krank.

„Damit kann man nur zum Discounter gehen. Dazu kommt, dass man vielleicht mit dem entsprechenden Wissen und der entsprechenden Sorgfalt, sich auf andere Weise ausgewogen und gesund ernähren könnte. Aber dieses Wissen ist dann in den Familien nicht mehr vorhanden und wir auch nicht mehr von den Älteren auf die jüngere Generation weitergegeben.“ – so wird Holger Hofmann von „br.de“ zitiert.

Untersuchungen zufolge sollen Kinder aus Armut in der Schule auch schlechter sein als ihre Altersgenossen. Zum Beispiel dann, wenn sie kein eigenes Zimmer und somit keinen Rückzugsort für die Hausaufgaben oder zum Lernen haben.

Kinder sind das Zweitgrößte Armutsrisiko

Unglaublich aber wahr: Kinder sind laut Untersuchungen ein ausschlaggebender Risikofaktor für Armut. Statistisch gesehen verfallen Familien mit Kindern deutlich leichter in Armut als Kinderlose. Ist das der Preis dafür, dass man als Familie mit dem Nachwuchs für die Zukunft des Landes sorgt?

Tatsächlich sind Kinder sogar das zweitgrößte Risiko für Armut. Und zwar direkt nach der Arbeitslosigkeit selbst als Armutsfaktor. Alleinerziehende und kinderreiche Familien sind besonders häufig von Armut betroffen. Unter anderem soll das laut einigen Experten an der unflexiblen Kinderbetreuung in Deutschland liegen.

Diese These vertritt auch die Vorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter, Erika Biehn. Flexiblere Kita-Zeiten könnten die Berufschancen von Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern, erklärte sie.

Weiteres Problem: Fehlender Unterhalt

Derzeit gibt es in Deutschland rund 1,2 Millionen Aufstocker. Das sind arbeitende Menschen, die trotz eines Teilzeitjobs und teilweise sogar trotz eines Vollzeitjobs so wenig Geld verdienen, dass ihnen das Einkommen auf Hartz-IV-Niveau aufgestockt werden muss. Es sind Menschen, die arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie davon ihre Familie bzw. teilweise nicht einmal sich selbst versorgen können.

Und auch hier findet man beim genaueren Hinsehen wieder erschreckende Zusammenhänge zum Thema Kinder: ein Großteil der Aufstocker sind Alleinerziehende.

Und viele der Aufstocker teilen ein altbekanntes Problem – sie erhalten entweder nur unzureichenden oder sogar gar keinen Unterhalt von ihren Ex-Partnern. Zwar gibt es hier die Möglichkeit, dass der Staat für den Ausfall von Unterhaltsansprüchen aufkommt, doch geht den Alleinerziehenden in manchen Fällen trotzdem eine Menge Geld verloren – sie bleiben in der Armut gefangen.

Bildquelle: © animaflora – Fotolia.com

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