Kinderreiche Familien: Diskriminierung durch den Staat 
News am

Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Auf der einen Seite ist unser Sozialstaat dringend auf neuen Nachwuchs angewiesen, auf der anderen Seite haben es kinderreiche Familien umso schwerer. Förderungen verpuffen im Nichts, Steuerersparnisse nützen nur denen was, die bereits genug Geld verdienen. Werden kinderreiche Familien in Deutschland diskriminiert? 

Wir brauchen Kinder: Kinderreichtum war für Deutschland schon immer wichtig. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg führte der Staat verschiedene Maßnahmen und Fördermittel ein, damit die Bevölkerung ausreichend Nachwuchs „produzierte“. Auch in den Zeiten der DDR wurden Eltern mit finanziellen Fördermitteln dazu motiviert, weiterhin viele Kinder zu haben.

Kinder sind zum Luxusgut geworden

Und heute? Heute bekommen Familien deutlich weniger Kinder als in den Jahrzehnten zuvor. Nicht etwa, weil Kinder out sind oder weil sich niemand Kinder wünscht – es liegt einfach daran, dass die Bevölkerung längst spürt, dass Kinder einen tragischen finanziellen Einschnitt bedeuten. Da wird den jungen Menschen heute doch tatsächlich Karrieregeilheit vorgeworfen – doch betrachtet man die Situation etwas genauer, scheint es ziemlich eindeutig zu sein: Entweder man hat Kinder und ist (zumindest verhältnismäßig oft) arm oder man hat Geld und ist (ebenfalls verhältnismäßig oft) finanziell versorgt.

Zu Recht fragen sich viele junge Leute deswegen: Warum überhaupt Kinder kriegen, wenn das Geld ohnehin nicht reicht und einem das alles noch nicht einmal von der Gesellschaft gedankt wird? Nicht selten werden kinderreiche Familien sogar als Ausbeuter des Sozialstaates beschimpft…

Fakt ist: Deutschland braucht Kinder!

Es ist schon merkwürdig, dass den Familien heute kaum gedankt wird. Immerhin erhalten sie mit ihrem Nachwuchs unseren Sozialstaat am Leben. Gesetzliche Rentenversicherung, Krankenkasse, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung – all das kann grob betrachtet nur funktionieren, weil die jüngeren Arbeiter die älteren finanzieren.

Was wir allerdings schon etwas länger beobachten können, ist, dass das Verhältnis von älteren Menschen zu den jüngeren immer weiter ansteigt. Nicht etwa, weil die Alten aus dem Boden schießen, sondern weil kaum jemand noch Kinder – Geschweige denn viele Kinder bekommen möchte beziehungsweise kann…

Wer Kinder hat, ist ärmer dran

Kinder sind eines der wohl schönsten Dinge im Leben, die man sich nur vorstellen kann. Doch viele Paare stehen vor dem finanziellen Nichts. Sie befürchten, einem Kind nicht genug bieten zu können und wollen nicht, dass es in Armut aufwachsen muss.

Moderne Eltern müssen, wenn sie Kinder haben wollen, mehr arbeiten. Doch auch das führt wiederum zu steigenden Kosten: Sind beide Eltern berufstätig, ist eine Betreuung notwendig, die den Arbeitszeiten der Eltern angepasst werden kann.

Beispiel Existenzsicherung

Die Sicherung der Existenz ist jedem Menschen in Deutschland zugesichert. Doch im Falle von Kindern hilft eine Existenzsicherung nur wenig. Bislang wird nicht berücksichtigt, welcher Bedarf bei Kindern tatsächlich besteht. Eine Existenzsicherung müsste sich daran orientieren, was Kinder für ein gutes Aufwachsen benötigen. Nur auf diese Weise kann man Kinderarmut, die mittlerweile ein riesiges Problem ist, effizient bekämpfen.

Studien konnten beweisen, dass Kinder, die in Armut aufwachsen, am erhöhten Risiko leiden, später ebenfalls in Armut zu landen. Kinder, die in finanziell schwachen Familien leben, sind damit besonders auf die Unterstützung von außen angewiesen.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stufung, erklärte dazu: „Kinder in Armut können ihre Lebenssituation nicht selbst ändern. Deshalb hat der Staat hier eine besondere Verantwortung. Kinderarmut in Deutschland darf sich nicht weiter verfestigen.“

Beitragsbildquelle: © Robert Kneschke – Fotolia.com

0 Bewertungen
0.00 / 55 0