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Auch in unseren Breitengraden gibt es äußerst „interessante“ Rituale der Eltern. So ist es auch hierzulande beispielsweise längst nicht unüblich, dass die Eltern nach der Geburt gerne die Plazenta mit nach Hause nehmen, um hierauf später ein „Lebensbäumchen“ pflanzen. So gibt es auch in anderen Kulturen zahlreiche Bräuche rund um den Mutterkuchen.

Meist wird der Mutterkuchen dabei als ein Teil des Kindes gesehen. Man kann sich das Gefühl, dass die Menschen dabei haben, ungefähr so vorstellen, als hätte das Kind einen geistigen Zwilling. Er wird dann zum Beispiel in einer Zeremonie vergraben. Oder auch anders: Im Jemen wird er einfach an die Vögel verfüttert.

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Plazenta als Gourmet-Speise

Sie denken das war bereits gewöhnungsbedürftig? Dann halten Sie sich besser fest: Tatsächlich gibt es nämlich noch ein paar weitaus gewöhnungsbedürftigere Praktiken mit der Plazenta.

So zum Beispiel das rituelle Verspeisen. Dieses Vorgehen ist zudem sogar Vegetariern erlaubt! Die kulinarischen Rezeptideen reichen dabei von der Plazenta-Lasagne bis hin zum Mutterkuchen-Kuchen! Rezepte mit den eigenen Innereien gibt es im Internet zuhauf! Wenn Ihnen das nächste mal also langweilig ist oder sie vom Horrorfilm gelangweilt sind – surfen Sie einfach mal ein bisschen durch die Rezeptwelt.

Verrückt oder nicht?

Tatsache ist: Viele Säugetiere fressen nach der Geburt ihrer Jungen die eigene Plazenta. Wissenschaftler sind sich noch nicht ganz sicher, warum viele Tiere ein solches natürliches Verhalten aufweisen. Auf der einen Seite geht man davon aus, dass das Tier auf diese Weise wichtige Nährstoffe zu sich nimmt – zum anderen kann es aber ebenso gut sein, dass das Auffressen den Verwesungsgeruch unterbindet, der gefährliche Raubtiere anziehen könnte.

Warum stehen manche Menschen drauf?

Zumindest in der heutigen Zeit muss der Mensch keine Raubtiere fürchten. Nährstoffe könnten somit natürlich das stärkere Argument sein, weswegen einige Menschen auch heute noch die Plazenta verspeisen.

Angeblich soll die Mutter selbst das Gewebe sogar als wohlriechend und im rohen Zustand als wohlschmeckend empfinden. Dies deutet natürlich darauf hin, dass das Verzehren der Plazenta von der Natur gewollt ist. Auch ein Nebeneffekt ist interessant: Durch den Verzehr wird die Milchbildung angeregt – auch die Rückbildung soll beschleunigt werden.

Plazenta gelten als Seelen

Schon seit mehreren Jahrtausenden hat die Plazenta bei den verschiedensten Völkern der Welt einen enorm hohen Stellenwert. Im antiken Ägypten waren die sogenannten „Nachgeburtsbestattungen“ beispielsweise ebenso üblich wie in Australien oder in China. Viele Menschen glaubten damals (und auch heute noch), dass in der Plazenta ein Stück der menschlichen Seele verbleibt. Ähnlich wie ein Geister Zwilling eben. Mit diesem müsste man achtsam umgehen, so die Vermutung.

Interessanter Trend in den 60ern bis 80ern

Von den 60ern bis Anfang der 80er Jahre galt es sogar in vielen Ländern als „in“, wenn sich in den Kosmetikprodukten Substanzen der Plazenta befanden. Man hoffe durch die Stoffe auf eine verjüngende Wirkung der Wachstumshormone. Erst mit dem Auftreten von AIDS verschwanden die Produkte wieder vom Markt.

Allerdings gibt es ja auch heute noch Globili, die man sich aus dem eigenen Mutterkuchen anfertigen lassen kann. Später kann man sie dem Kind zu homöopathischen Zwecken verabreichen. Auch das Mutterfett oder ein sogenanntes Plazentapulver finden des Öfteren noch Anwendung.

Lebenswichtige Rolle der Plazenta

Die Plazenta, auch Nachgeburt genannt, wiegt am Ende der Schwangerschaft etwa ein halbes Kilo. Sie ist rund zwei bis vier Zentimeter dick und etwas schwammig. Der Durchmesser beträgt rund 15 bis 20 Zentimeter. Das Gebilde besteht dabei teils aus mütterlichem, teils aus embryonalem Gewebe. Zehn Monate lang ist der Mutterkuchen eine Lebensquelle für das Baby. Und dabei sieht der Mutterkuchen tatsächlich mit viel Fantasie aus, wie ein richtiger Kuchen.

Er versorgt das Kind mit Sauerstoff und Nahrung und schützt es außerdem vor Schadstoffen und anderen Einflüssen. Allerdings gibt es auch einige Krankheiten und Einflüsse, die die Plazenta stören oder schädigen können – so zum Beispiel das Rauchen.

Mutterkuchen kann nicht alle Schadstoffe filtern

Das Blut des Embryos ist während der Schwangerschaft lediglich durch eine dünne Wand vom mütterlichen Blut getrennt. Das ist von der Natur natürlich durchaus gewollt. Wenn Mutter und Kind beispielsweise verschiedene Blutgruppen haben oder verschiedene Rhesusfaktoren. Durch die Plazenta werden dann viele, dennoch aber leider längst nicht alle Gift- und Schadstoffe abgefangen, bevor sie zum Baby gelangen können.

Daher sind einige Medikamente in der Schwangerschaft erlaubt – andere aber wiederum nicht. Auch Alkohol ist ein absolutes No-Go in der Schwangerschaft, da es die Plazenta-Schranke ohne weiteres passieren kann. Auch einige Viren oder Bakterien schaffen es, durch die Membran zu gelangen. So zum Beispiel Rötelnviren.

Was kaum jemand weiß: Darum ist die Nachgeburt so wichtig!

Ist das Baby erst einmal geboren, ist die Geburt für die meisten Frauen schon vorbei. Beim ersten Kind sind viele dann allerdings doch noch mal überrascht darüber, dass auch die Plazenta geboren werden muss. Auch das kann durchaus etwas schmerzhaft werden.

Bei der Nachgeburt werden der Mutterkuchen, die Reste der durchtrennten Nabelschnur sowie die Eihäute vom mütterlichen Körper abgestoßen. Dabei zeigen zwei Signale den Geburtshelfern, dass sich die Lösung der Plazenta ankündigt. Zum einen zeigen sich erneute Wehen – zum anderen der Drang zu pressen.

Wenn alles gut läuft, löst sich der Mutterkuchen von der Gebärmutterwand ab und gleitet durch den Geburtskanal hinaus. Hier hilft die Hebamme oftmals noch etwas nach.

Wichtig ist dabei auch der Zustand des Mutterkuchens. Er wird von den Geburtshelfern gründlich untersucht – sollte er beispielsweise nicht gänzlich ausgestoßen worden sein, dann kann es zu starken, nicht stillbaren Blutungen kommen. Es müsste dann eine Abschabung vorgenommen werden.

Bildquelle: © Kristin Gründler – Fotolia.com

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