Per Photoshop - Mutter verpasst ihrem Baby ein Wangen-Piercing: Ist sowas okay? 
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Um die Rechte von Kindern zu stärken, versuchte die junge Mutter Enedina Vance mit einem Post bei Facebook andere Eltern von ihrer Meinung zu überzeugen. Sie verpasste ihrer erst sechs Monate alten Tochter ein Wangen-Piercing mithilfe eines Programms zur Bildbearbeitung – täuschend echt! Das Bild wurde bereits tausendfach kommentiert und geteilt. Ein riesiger Erfolg für die Mutter.  

Erst sechs Monate ist das kleine Mädchen auf dem Bild alt und trägt trotzdem bereits ein Wangen-Piercing. Doch keine Sorge – das Piercing ist nicht echt. Allerdings polarisiert der recht ungewöhnlich Anblick gewaltig. Und genau das soll er auch.

Enedina Vance postete das bearbeitete Foto ihrer Tochter schon vor einigen Tagen. Doch bereits jetzt ist das Kind ein Star im Internet.

Viele hielten das Foto für echt

Obwohl die Mutter das Foto mit einigen Hashtags als eine Bearbeitung markierte, hielten viele Personen das Bild für echt. Sie regten sich über das Piercing auf und kommentierten teils heftig. Doch interessanterweise gab es auch ziemlich viele Personen, die ihr Verständnis aussprachen, was die junge Mutter ziemlich erstaunte.

Enedina Vance ist der Meinung, dass Kinder frei entscheiden können sollten. Kinder haben ebenfalls ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und Piercings seien ihrer Ansicht nach ein Verstoß gegen dieses Recht. Genau deswegen setzt sich die junge Mutter nun für die Rechte von Kindern ein. Für sie steht fest: Kinder sollten eigene Entscheidungen über den eigenen Körper treffen können.

Ärzte warnen

Dass Piercings im Trend sind, dagegen wird man wohl kaum etwas unternehmen können. Auch Ärzte sehen das Piercen bei Kindern und Jugendlichen als ein Problem. Als besonders kritisch gilt die Gefahr einer Infektion. Leider verwenden die praktizierenden Studios manchmal nur unzureichend sterilisiertes Werkzeug, wodurch eine Verletzungs- und Infektionsgefahr deutlich ansteigt.

Gefährlich sind dabei übrigens auch die eher harmlos anmutenden Ohrlöcher. Hier gibt es in vielen Ländern noch keine gesetzlichen Bestimmungen über ein Mindestalter – auch nicht in Deutschland. Doch der Verband rät Eltern, besonders achtsam zu sein. Immerhin seien Ohrlöcher ernstzunehmende Verletzungen am Körper.

Körperverletzung oder einfach niedlich?

Hier spalten sich die Geister. Sowohl Eltern als auch Experten streiten sich bereits seit mehreren Jahren darüber, ab welchem Alter man seinem Kind überhaupt Ohrlöcher erlauben sollte. Ausnahmefälle, bei denen extrem früh gestochen wird, gibt es nämlich immer wieder. Heikel wird es dann erst recht bei Kleinkindern und Babys, die bei der Frage nach einem Ohrloch meist überhaupt kein Mitspracherecht haben, von ihren Eltern aber dennoch ein Piercing zu Modezwecken bekommen.

Natürlich gibt es auch einige Kulturen, in denen das Piercen von Kleinkindern und Babys fest in der Tradition verankert ist – Eltern wollen dann meist nicht auf das Piercen ihrer Kinder verzichten.

Wie sieht die Rechtslage aus?

Aus medizinischer Sicht spricht tatsächlich nicht viel gegen das Piercen von Kleinkindern und Babys. Denn solange alles unter hygienischen Bedingungen durchgeführt wird und die Eltern darauf achten, dass sich das Loch nicht entzündet oder dass es zuwächst, nimmt auch ein Baby am Ohrloch nicht mehr Schaden, als ein Erwachsener.

Allerdings raten Ärzte den Eltern, dass eine entsprechende Impfung bereits durchgeführt wurde – allem voran eine Tetanus-Impfung.

Wiederum eine andere Frage ist jedoch, ob ein Kind wirklich die Schmerzen, die mit einem Piercing einhergehen, erleiden sollte. Und genau hier gehen die Meinungen weit auseinander. Viele Kinderärzte sehen das kritisch. Einige Ärzte sprechen sogar von einer „Körperverletzung“.

Nicht wenige Juweliere weigern sich auch deshalb beispielsweise, Kindern unter sechs Jahren einen Ohr-Piercing zu verpassen. Ein Piercing ist und bleibt schließlich ein Eingriff in eine körperliche Integrität des Kindes. Ist das Kind zu jung, um sich an der Entscheidung für den Eingriff zu beteiligen, ist das ein Problem.

Unglaublich aber wahr: Ein entsprechendes Gesetz zum Schutz von Kindern gibt es in Deutschland nicht. Es ist und bleibt den Eltern (zumindest rein rechtlich) selbst überlassen, ab welchem Alter sie die Löcher bei den Kindern stechen lassen. Sogar bei Säuglingen gibt es keine Rechtsprechung, die verlangt, dass das Kind ein bestimmtes Mindestalter erreicht oder bei der Entscheidung selbst eingebunden werden sollte.

Sollten Piercings bei Babys verboten werden?

Ein Mindestalter für Piercings sorgt schon seit vielen Jahren immer wieder für heftige Diskussionen. Viele Eltern und auch Experten wünschen sich, dass in Deutschland eine Altersgrenze per Gesetz für Piercings eingeführt wird, die Babys und Kleinkinder vor durchstochenen Ohren schützt. Doch außer einer Online-Petition und einigen wenigen Abgeordneten, die sich für die Sache stark machen, hat sich bisher nicht viel getan.

Beitragsbildquelle: © gpointstudio – Fotolia.com

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