Schockfotos auf Zigarettenschachteln Die Bilanz nach einem Jahr!
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Im Mai 2016 prangten zum ersten Mal unappetitliche Schockfotos von Raucherlunge und -bein auf Zigarettenschachteln in Deutschland. Die Meinungen zur Wirkung sind unterschiedlich.

Ein Jahr EU-Richtlinie

Welche Wirkung haben die Schockfotos mit offener Raucherlunge, Halskarzinomen und kranken Neugebornenen auf den Zigarettenkonsum in Deutschland?

Dieser Frage gehen Tabakkonzerne, Branchenkenner und Gesundheitsorganisationen ein Jahr nach der Einführung der neuen Antitabakrichtlinie nach. Seit Mai 2016 musste die Richtlinie der EU umgesetzt werden und Tabakerzeugnisse durften nur noch mit entsprechenden visuellen Warnhinweisen und Bildern verkauft werden.

Vorratsproduktion sorgt für Rückgang

Die Tabakindustrie zeigt sich bislang recht unbeeindruckt und sieht kaum eine Wirkung in den Schockfotos für die Verkaufszahlen. Zwar seien diese laut Statistischem Bundesamt kurz nach Einführung der EU-Richtlinie nach unten gegangen. Dies sei aber mit einer Vorratsproduktion in Verbindung zu setzen. Der Absatzrückgang sei demnach der Umkehreffekt des zuvor erhöhten Absatzes von Tabakwaren.

Gleichzeitig hat das Verlangen der Deutschen nach dem blauen Dunst grundsätzlich nachgelassen. In 2016 wurden rund 7,7 Prozent weniger Fertigzigaretten verkauft als in 2015.

Gesundheitsorganisationen sehen Wirkung in Schockbildern

Unterdessen vermuten Gesundheitsorganisationen wie der Verein Pro Rauchfrei eine positive Wirkung der Schockbilder auf Zigarettenschachteln.

Der Verein bringt dies mit dem gestiegenen Absatz von Zigarettenetuis und ähnlichen Hüllen in Verbindung. So sei es den Menschen zunehmend unangenehmer als Raucher erkannt zu werden. Die Schockbilder würden sie noch nicht vom Rauchen abhalten, aber immerhin ein Umdenken bewirken.

Gleichfalls würden Menschen, die noch nicht mit dem Rauchen angefangen haben, von den Bildern abgeschreckt werden. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie aus den USA: Wissenschaftler der Universität von Carolina ermittelten einen Zusammenhang zwischen Schockfotos und Tabakverzicht bei Rauchern.

Drastischere Verbote gefordert

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai fordert das Aktionsbündnis Nichtrauchen deutliche Verbote für den Tabakkonsum in Deutschland. Denn mit 16,3 Millionen Rauchern sei Deutschland noch immer unter den „Top-Ten“ der rauchenden Staaten. Damit raucht ein Viertel der Erwachsenen hierzulande.

Jeder siebte Todesfall lässt sich auf den Konsum von Tabakwaren zurückführen. „Rauchen zählt nach wie vor zum größten vermeidbaren Gesundheitsrisiko überhaupt“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Das Aktionsbündnis fordert daher strenge Verbote und endlich ein einheitliches Nichtraucherschutzgesetz. Die jeweiligen Regelungen der einzelnen Länder seien lückenhaft und würden immer für individuelle Interpretationen genutzt. Unter anderem sei es wichtig, dass das Rauchen im Auto verboten wird, wenn Minderjährige mitfahren.

80 Milliarden Euro Wirtschaftsschaden

Neben den gesundheitlichen Schäden bringt das Rauchen auch Nachteile für die deutsche Wirtschaft. Rund 80 Milliarden Euro kostet der Staat das Rauchen seiner Bürger. Rund 25,4 Milliarden Euro gehen ins Gesundheitssystem.

53,7 Euro Kosten verursachten Produktionsausfälle und Frühverrentung in Folge des Rauchens.

Laut Aktionsbündnis Nichtrauchen gibt ein Raucher rund 150 Euro pro Monat aus, wenn er eine Schachtel pro Tag konsumiert. Das wären in zehn Jahren 18.000 Euro. Weiterhin würden Menschen mit weniger Einkommen mehr für Tabakwaren ausgeben als Raucher mit höherem Einkommen.

Bildquelle:© von Lieres – Fotolia.com

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