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Bahnt sich eine Trendwende an? In den letzten beiden Jahrzehnten war eher von einer Landflucht die Rede. Es zog die Menschen zunehmend in die Metropolen. Welche Gründe gibt es, dass es in Deutschland Menschen wieder zum Wohnen ins Grüne zieht?

Überblick

  • Der Reiz der Großstadt – vorbei?
  • Minusbilanz in der Einwohnerstatistik deutscher Metropolen
  • Folge der Landflucht: angespannter Wohnungsmarkt
  • Weitere Gründe für den Umzug aufs Land
  • Großstadt versus Land: Kostenvergleich
  • Ausweg für Künstler und Selbstständige: fort aus der Stadt aufs Land
  • Flucht aus der Stadt für mehr Freiheit auf dem Land
  • Umland ebenfalls gefragt
  • Kaum Rückzüge
  • Fazit

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Der Reiz der Großstadt – vorbei?

In einer Großstadt gibt es offenbar alles: abwechslungsreiche Arbeitsplätze, Geschäfte aller Art, ein großes kulturelles Angebot, unzählige Möglichkeiten zum Ausgehen, alle Schulen, Ärzte und Krankenhäuser, Universitäten und Fachhochschulen, weitere Bildungseinrichtungen und Sportvereine sowie einen bis in die Nacht hinein funktionierenden öffentlichen Nahverkehr.

Großstadtbewohner können sich spontan auf einen Kaffee treffen, ins Kino gehen oder zum Einkaufsbummel verabreden. Wer dazu in einer Metropole wie Berlin, Hamburg, Köln oder München lebt, ist jeden Tag mittendrin – dort, wohin andere erst zu einem spannenden Städtetrip hinreisen müssen. Weltberühmte Sehenswürdigkeiten liegen praktisch vor der eigenen Tür.

Für viele Menschen war es einfach schick, in die Großstadt zu ziehen. Sie empfanden es als moderne Art zu leben. Hier waren sie direkt am Puls von aktuellen Entwicklungen und fühlten sich den Landbewohnern um ein paar Nasenlängen voraus. Dafür nahmen sie höhere Mieten, Parkplatzprobleme und Großstadtlärm in Kauf. Nun ist dieser Reiz vorbei?
Minusbilanz in der Einwohnerstatistik deutscher Metropolen

Vor 2 Jahren war es so weit: Aus fünf der größten Städte Deutschlands zogen mehr Menschen fort als neue hinzuzogen. Das ergaben Auswertungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Der „negative Wanderungssaldo“, wie das Phänomen genannt wird, setzte sich nach seinem ersten Auftreten 2014 auch in 2015 fort.

Folge der Landflucht: angespannter Wohnungsmarkt

Die Beliebtheit der Metropolen als Wohnsitz blieb nicht folgenlos. Besonders markante Spuren auf dem städtischen Wohnungsmarkt hinterließen Zuzüge aus ländlichen Regionen. Wohnraum wurde knapp, die Mieten stiegen. Neuzuzügler haben es schwer, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oft müssen sie Abstriche bei der Wohnqualität oder örtlichen Lage machen. Auch bereits ansässige Einwohner sehen sich häufig mit massiv steigenden Mieten konfrontiert.

Weitere Gründe für den Umzug aufs Land

Rasant gestiegene Mieten in den Metropolen sind nur einer der Gründe, weshalb es Großstadtbewohner aufs Land zieht.
Das pulsierende Großstadtleben, das auf viele Menschen attraktiv wirkt, erweist sich für sie später im Alltag als stressig. Dann empfinden sie es irgendwann vor allem als Dauerlärm, ewigen Verkehrsstau, Enge und Hektik.

Was auch nicht geleugnet werden: die in Großstädten vorhandene höhere Kriminalitätsrate. Ob Wohnungseinbruch, Raubüberfall oder Körperverletzung bis hin zu Totschlag und Mord: Das alles kommt auch in ländlichen Regionen vor, in Großstädten jedoch weitaus häufiger. Als Quittung dürfen Großstadtbewohner zum Beispiel bei ihrer Hausratversicherung höhere Beiträge bezahlen.

Großstadt versus Land: Kostenvergleich

Wer jetzt hohe Mieten, Parkhausgebühren oder teurere Versicherungspolicen als Argument für den Umzug von der Stadt aufs Land nimmt, denkt voreilig. Ob das Leben im Dorf oder in einer abgelegenen Naturidylle tatsächlich kostengünstiger ist, lässt sich allein an den laufenden Kosten für das Wohnen in der Stadt nicht festmachen. Auch das Leben auf dem Land fordert seinen Preis.

Viele Menschen, die hinaus ins Grüne gezogen sind, arbeiten weiter in der Stadt. Sie müssen also pendeln. Das nun teurere Ticket für den Nahverkehr oder höhere Benzinkosten und schließlich auch stärkerer Verschleiß des Pkws summieren sich übers Jahr zu einer erklecklichen Summe.

Der niedrigeren Miete stehen erheblich höhere Kosten für die Betreuung von Kita-Kindern gegenüber. Das Angebot ist kleiner, entsprechend gibt es kaum Wettbewerb und somit Preisdruck für die Kindertagesstätten. Hinzu kommt, dass es die in Metropolen oft vergebenen Kita-Gutscheine hier nicht gibt, sodass Eltern den vollen Preis entrichten müssen.

Auch Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sind beschränkt. Gleiches gilt für Vergnügen wie Kino oder Theater. Was in der Stadt greifbar nahe liegt, ist vom ländlichen Wohnsitz aus mühevoller erreichbar und muss oft sogar extra geplant werden.

Unterm Strich kommt bei einer Gegenüberstellung von Stadt und Land meistens heraus, dass das Leben im Grünen kaum eine Kostenersparnis bedeutet, nicht selten sogar teurer ist. Nicht zu vergessen: Auch Zeit ist Geld.

Ausweg für Künstler und Selbstständige: fort aus der Stadt aufs Land

Angehörige bestimmter Berufsgruppen haben es bei der Wohnungssuche in Metropolen besonders schwer: insbesondere Künstler und Selbstständige. Sie haben fast immer schwankende Einkommen. Jeder Monat und jedes Jahr weisen unterschiedliche Einkünfte aus. Auch wenn es zu einem guten Leben ausreicht, sind diese Berufsgruppen vielen Vermietern suspekt. Sie haben Angst vor einer potentiellen Einkommensverschlechterung mit ausbleibenden Mietzahlungen.

Ein Künstlerpaar berichtet von seinen Erfahrungen in Hamburg, wo Makler und Vermieter auf Anfragen nicht einmal reagierten. In einem kleinen Ort in der Lüneburger Heide dagegen waren die beiden hochwillkommen. Dort wohnen sie nun in einem wahren Schmuckstück von Haus auf einem großzügigen Grundstück zu einer mehr als akzeptablen Warmmiete. Die beiden sprechen von einem Volltreffer.

In ländlichen Regionen ist der Haus- und Wohnungsmarkt entspannt. Das schlägt sich nicht nur in den Preisen nieder. Immobilieneigentümer sind froh, ihr Objekt vermieten, vorausgesetzt, der künftige Mieter wirkt persönlich seriös. Es wird sich schon zeigen, wie regelmäßig die Mietzahlung erfolgt. Bloß nicht gleich schwarzsehen! Hauptsache ist doch, dass das Haus oder die Wohnung nicht länger leer steht.

Flucht aus der Stadt für mehr Freiheit auf dem Land

Das Wohnen in einem freistehenden Haus auf großem Grundstück bietet deutlich mehr Freiheit als im dichten Aufeinanderwohnen in einer Großstadt. Hier kann man unbeschwert seine Musikanlage voll aufdrehen, feiern, wie man lustig ist, heimwerkern zu jeder Tageszeit und stundenlang auf einem Musikinstrument üben oder laut singen. Man kann sein Ding einfach machen und muss niemanden um Erlaubnis fragen, wie es ein Stadtflüchtling auf den Punkt bringt.

Auch wenn Kinderbetreuungskosten auf dem Land meistens höher sind, genießen Eltern und ihre Kinder hier mehr Freiheiten. Eltern können ihre Kinder im Garten und in der umliegenden Natur unbesorgter draußen spielen lassen. Auch ältere Kinder wachsen in einem geschützteren Umfeld auf als in einer Metropole.

Umland ebenfalls gefragt

Neben weitabgelegenen Orten ist auch das Umland der Metropolen beliebt als neuer Wohnsitz. Sofern es nicht einer der ebenfalls teuren Vororte ist, lässt es sich bereits im Nahbereich der großen Städte kostengünstiger und ruhiger leben. Dazu ist es näher zu den Freizeitangeboten und weiteren Einrichtungen der Großstadt.

Kaum Rückzüge

Es soll ehrlich gesagt werden: Einige der Stadtflüchter zieht es wieder zurück. Sie hatten sich ihren Wohnort im Grünen ganz anders vorgestellt und einige Nachteile unterschätzt. Manchmal empfanden sie das Pendeln und Planen im Voraus auf Dauer als zu umständlich. Wider Erwarten ließ sich für manche auch die ländliche Stille nur schwer ertragen.

Das betraf nicht nur die Geräuschkulisse, sondern auch das gemeinsame Leben mit den Menschen auf dem Dorf. So beklagt sich eine Mutter, dass sie mit ihrer Tochter auf dem Spielplatz oft ganz allein war.
Umgekehrt machen Menschen in anderen Orten auf dem Land die unerwartete Erfahrung: Bereits in aller Frühe rattern landwirtschaftliche Fahrzeuge durch den Ort und verschiedene Tiere lassen ihre Stimmen laut ertönen.

Fazit

Ein Trend scheint sich umzukehren: Waren noch vor kurzem die Metropolen als Wohnorte äußerst gefragt, weisen die Daten des Statistischen Bundesamtes seit 2 Jahren rückläufige Einwohnerzahlen aus. Es ziehen mehr Menschen aus einer Metropole fort als neu hinzuziehen. Zum Teil liegt dieser neue Trend an den Folgen der einst großen Nachfrage nach Wohnraum in der Großstadt – stark gestiegene Mietpreisen.

Einen gewichtigen Anteil am Fortziehen aus der Stadt hinaus ins Grüne hat aber auch der Wunsch nach einer besseren Wohn- und Lebensqualität. Dafür nehmen Menschen auch gewisse Nachteile wie einen längeren Weg zum Arbeitsplatz oder höhere Kita-Kosten in Kauf.

Bildquelle: © © absolutimages – Fotolia.com 

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