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Job und Kinder: Einer solchen Doppelbelastung standzuhalten erfordert viel Disziplin und Ausdauer. Viele Eltern sind auf Dauer leider nicht in der Lage, der Flut von Anforderungen standzuhalten. Die Doppelbelastung fordert bei den meisten Eltern daher ihren Tribut: Burn-out, Depressionen und Angstzustände sind nur einige der Nebenwirkungen. Dabei sind längst nicht nur Mütter von den schweren Folgen betroffen. Seit einiger Zeit steigt auch die Anzahl der betroffenen Väter.

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Job und Familien in Einklang bringen: Eine unlösbare Aufgabe?

Zuhause sind es die Kinder, die einem 100 Prozent Leistung abverlangen, im Job sind es der Chef und die Kollegen, die ebenfalls 100 Prozent sehen wollen. Macht in Summe bereits 200 Prozent.

Dazu muss noch die Wäsche gewaschen werden. Abends soll eine gesunde Mahlzeit auf den Tisch und morgens, bevor die Kinder aus dem Haus gehen, müssen die Schulbrote geschmiert werden. Dazwischen noch etwas Zeit für sich selbst zu finden ist so gut wie unmöglich. Immerhin quengeln auch Freunde und Bekannte schon seit längerem, dass es doch mal wieder Zeit für eine Tasse Kaffee, einen gemeinsamen Abend oder gar ein Wochenende wäre.

Der Jonglage-Akt verlangt einem alles ab. Und scheinbar gehen dabei immer mehr Mütter in die Knie. Viele wollen sich ihren schlechten Zustand gar nicht erst zugestehen…

Mutter-Kind-Kur als wichtige Maßnahme

Im letzten Jahr haben sich fast 50.000 Frauen in eine Kurklinik begeben. Sie traten die sogenannte Mutter-Kind-Kur oder eine reine Mütterkur an, die in einer der 76 Kliniken der Stiftung Müttergenesungswerk vollzogen wird.

Als Präventivmaßnahme wird eine solche Kur allerdings nur selten genutzt. Dabei wäre gerade dies ratsam. Häufig ist es bereits schon fast zu spät, wenn Mütter die Kur in Anspruch nehmen. Rund 87 Prozent der Frauen leiden an Erschöpfungszuständen bis hin zum Burn-out. Sie haben Depressionen, Schlafstörungen und leiden unter Angstzuständen.

Die Zahl solcher psychischer Störungen hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Im Jahr 2003 waren es gerade einmal 48 Prozent, die an derartigen Erschöpfungssyndromen litten – zehn Jahre später sind es schon über 80 Prozent.

Ebenso weit verbreitet sind physische Beschwerden wie Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Bandscheibenschäden (41 Prozent), Atemwegs- und Stoffwechselerkrankungen (zwischen zehn und zwölf Prozent).

Frauenbild hat sich gewandelt

Als einen verursachenden Faktor sehen viele Experten das Frauenbild, dass sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat. Auch die Bewegung für eine Gleichberechtigung der Frau könnte unter anderem indirekt dazu geführt haben, dass von Frauen heute deutlich mehr verlangt und erwartet wird, als einige Generationen zuvor.

Viele kommen mit dem Druck und der Erwartungshaltung der Gesellschaft einfach nicht mit. Dabei ist es nicht nur die Gesellschaft, die Druck macht, sondern auch der eigene Verstand.

Man sagt sich: Ich muss da jetzt durch, ich muss das schaffen. Man stellt teilweise surreale Anforderungen an sich selbst und zwingt sich, einfach zu funktionieren. Das kann natürlich nicht gut gehen!

Besonders hart trifft es Familienmütter, die zusätzlich zur Erziehung der Kinder auch noch ihre Angehörigen pflegen müssen. Was kaum jemand weiß: Etwa ein Viertel der Mütter ist von solch einer „Sandwich-Position“ betroffen. Ein Drittel dieser Mütter wird dann natürlich auch selbst irgendwann krank und droht an dem enormen Druck zu zerbrechen. Gerade der Gesundheitszustand von Frauen mittleren Alters ist auffallend schlecht.

Gesetzlicher Anspruch auf Kur

Mit dem Pflegeneuausrichtungsgesetz haben pflegende Familienangehörige seit dem Jahr 2012 immerhin einen gesetzlichen Anspruch auf eine Kur. Dennoch ist diese Neuerung vielen überhaupt nicht bekannt. Auch viele Ärzte sind darüber wenig aufgeklärt.

Immer mehr Väter zur Kur

Ebenso unbekannt dürfte der Umstand sein, dass inzwischen auch immer mehr Väter in den Kliniken des Müttergenesungswerkes einchecken müssen. Zwar waren es im Jahr 2015 gerade einmal 1.500 Männer, doch steigt die Zahl der eingelieferten Väter Jahr für Jahr um einen zweitstelligen Prozentsatz. Das größte Problem der Männer ist laut Experten die berufliche Belastung, gepaart mit zeitlichem Druck sowie das Problem, den Beruf und die Kinder unter einen Hut zu bringen.

Eine besonders harte Herausforderung ist auch hier wieder das traditionelle Rollenbild, in dem der Mann als Hauptverdiener gesehen wird. Auch wenn die Gesellschaft das Thema Mann als Hauptverdiener immer lockerer sieht, so haben Männer häufig den inneren Druck, Hauptverdiener und damit Versorger der Familie zu sein.

Eine Umfrage zeigte, dass 52 Prozent der befragten Männer über 40 Stunden und mehr pro Woche arbeiten. Wenn sie dazu noch familienbezogene Aufgaben wahrnehmen müssten, würden auch sie schnell an ihre physischen und psychischen Grenzen kommen und krank werden.

Hilfesuchen kollidiert mit Männerbild

Fast 70 Prozent der betroffenen Männer leiden unter psychischen Störungen. Mehr als 30 Prozent haben Muskel- oder Knochenerkrankungen und etwa zwölf Prozent leiden an Herz- sowie Kreislaufstörungen. Etwa ein Drittel der Männer, die eine Vater-Kind-Kur besuchen, sind alleinerziehend.

Ein spezielles Väter-Prüfsiegel haben allerdings aktuell erst 16 der insgesamt 76 Kliniken des Müttergenesungswerks. Bei diesen Kliniken können Männer mit Kindern spezielle Therapieangebote erhalten, die sich unter anderem mit zentralen Themen wie Vaterrolle und Erwartungen des eigenen Umfeldes auseinandersetzen.

Für Männer bedeutet es grundsätzlich allerdings eine wesentlich höhere Überwindung als für Frauen, sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt. Es kollidiert mit dem typischen Männerbild.

In den Kuren lernen die Eltern dann, dass die Welt eben nicht aus Super-Mamas und Super-Papas besteht. Anfangs, wenn Mütter und Väter in der Kur eintreffen, denken sie, sie seien die einzigen, die es nicht schaffen.

Doch wenn sie dann auch andere Eltern in ähnlichen Situationen kennenlernen, begreifen sie ziemlich schnell, dass sie nicht alleine sind, sondern dass die Überforderung der Eltern längst zu einem Massenphänomen unserer Gesellschaft geworden ist.

Bildquelle: © Photographee.eu – Fotolia.com

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