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Sie waren aus gutem Hause, doch gingen nachmittags regelmäßig als Prostituierte arbeiten: Der Fall schockierte nicht nur Italien, sondern auch viele weitere europäische Länder…

Weil sie es „cool“ fanden

Die beiden Mädchen waren erst 14 und 15 Jahre alt. Im Jahr 2013 prostituierten sie sich – nicht aus Not, sondern weil sie es „cool“ fanden. Bis zu zwei Freier empfingen sie pro Nachmittag. Auf diese Weise verdienten sie sich zwischen 100 und 200 Euro pro tag. Die Hälfte des Geldes behielt der Vermittler ein, der die beiden Mädchen im Internet kontaktiert hatte und der im Nachhinein auf der Anklagebank saß.

Auf die Idee gekommen war die Ältere von beiden Mädchen: Sie hatte der Jüngeren von ihrem Vorhaben erzählt und sie dann eingespannt. Doch was genau versprachen sich die Mädchen von der Prostitution? Wie die Mädchen berichteten, soll der Kontaktmann ihnen „Geld und Glamour“ versprochen haben.

„Wir wollten Geld, um uns so viele Markenklamotten kaufen zu können, wie wir wollen“, sagte die Jüngere. „Manchmal gab es statt Geld auch Kokain“, erklärte die Ältere. Sie habe sich in ihren engen und freizügigen Outfits sexy gefühlt. Dies sei ein „gutes Gefühl“ für sie gewesen.

Kein Einzelfall?

Bekannt wurde der Fall gegen Ende 2013 – und schon wenig später kamen immer mehr schmutzige Details ans Licht. So sollen unter anderem Bankmanager, Politiker und Priester die Dienstleistungen der Mädchen in Anspruch genommen haben. Die Polizei konnte die entsprechenden Handynummern der Schülerinnen in ihren Smartphones nachweisen.

In einem TV-Interview meldete sich die Tante des einen Mädchens zu Wort: „Meine Nichte ist ein Opfer. Sie ist in eine Spirale aus Sex, Geld und Drogen geraten und braucht Hilfe.“

Extremes Werben für die Anerkennung als Frau?

Ein Psychologe interpretierte das Verhalten der Mädchen als eine sehr extreme Form des Werbens um die Anerkennung als Frau… Nach und nach konnten immer mehr Verdächtige gefasst werden – doch auch die Anzahl der Minderjährigen, die sich prostituierten, weitete sich aus.

Den Aussagen der Mädchen zufolge hatten sie keinerlei moralische Bedenken bei ihrem Tun. Sie sahen die Prostitution vielmehr als ein Machtspiel: Es reizte sie zu sehen, dass die Männer ihnen zu Füßen lagen.

Traurige Aspekte einer Kultur

Tatsächlich bemängeln viele Experten, dass die Macht, Sex zu gewähren, in der italienischen Gesellschaft oft einzige Macht sei, die Frauen zugestanden wird. Führungspositionen in der Wirtschaft sind noch immer äußerst selten für Frauen. In Italien arbeitete zum Zeitpunkt der Geschehnisse nur knapp die Hälfte aller Frauen. Ein großer Teil von ihnen verdiente weniger als 10.000 Euro pro Jahr.

Bildquelle:  © Microgen – Fotolia.com

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