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Der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers als Teil der Integrationskurse von muslimischen Flüchtlingen? Das könnte sich der Zentralrat der Juden in Deutschland gut vorstellen.

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Flüchtlinge durch KZ-Besuche integrieren?

Viele muslimische Flüchtlinge kommen aus Ländern, in denen Antisemitismus zum Alltag gehört. Da sie diese Einstellung mitbringen, wenn sie nach Deutschland einreisen, müsse man laut Zentralrat der Juden in Deutschland gezielte Integrationsmaßnahmen einführen – etwa der Besuch von KZ-Gedenkstätten. Dafür sprach sich der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ aus.

Für Schuster sei es nachvollziehbar, „dass man solche Zerrbilder, die man jahrzehntelang vorgehalten bekam, nicht einfach an der Grenze zu Deutschland vergessen kann.“ Umso wichtiger sei es, das Thema „Judenhass und Israelfeindlichkeit“ zum Teil der Integration in Deutschland zu machen.

Integration braucht Zeit

Schuster weiß auch, dass zeitlich begrenzte Integrationskurse keine Wunder bewirken würden, aber „vielleicht ließe es sich einrichten, dass Kursteilnehmer eine KZ-Gedenkstätte oder ein jüdisches Museum besuchen,“ um sie mit dem Thema vertraut zu machen. Die Bundesregierung habe laut Schuster schon „viel und Gutes“ für die Integration von Flüchtlingen unternommen.

„Wer aber glaubt, die Integration könne innerhalb von zwei Jahren gelingen, der irrt. Wenn ich etwa auf die Integration der jüdischen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren zurückblicke, dann kann ich nur sagen: Eine vollständige Integration dauert eine, wenn nicht sogar zwei Generationen.“

SPD-Politikern begrüßt Vorschlag

Unterstützung bekommt der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland von der Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoguz. Die SPD-Politikerin sagte dem „Hamburger Abendblatt“, es sei eine Herausforderung Menschen deutsche Geschichte zu vermitteln, „die wenig über den Holocaust wissen.“ Oft kommen diese Menschen aus Ländern, in denen Konflikte mit Israel „zu pauschalen negativen Ansichten über Juden geführt hätte.“

„Der Besuch einer Gedenkstätte wäre deshalb eine gute Ergänzung des Integrationskurses, erste positive Erfahrungen gibt es bereits“, so Özoguz. Viele Menschen seien nach Besuchen in KZ-Gedenkstätten oder Holocaust-Museen sehr nachdenklich. Aber solche Besuche müssten gründlich von Experten vorbereitet werden.

Migrationsanteil in Schulklassen begrenzen

Währenddessen plädiert Bundesbildungsministerin Johanna Wanka für eine Begrenzung von Kindern mit Migrationshintergrund in Schulklassen. Der Anteil „von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund“ müsse möglichst ausgewogen sein, damit Integration gelingen könnte. Eine konkrete Quote sei von der Region abhängig, die regionalen Unterschiede sehr groß seien.

Die Ministerin wolle mit ihrem Vorschlag verhindern, dass in Klassen mit hohem Migrationsanteil „die Schüler untereinander vorwiegend in ihrer Muttersprache sprechen und damit eine Integration erschwert wird.“

Auch zu Hause sollten die Kinder mit ihren Eltern mehr Deutsch sprechen. „63 Prozent der vier- und fünfjährigen Kita-Kinder mit Migrationshintergrund sprechen zu Hause nicht Deutsch.“ Wird das Problem nicht rechtzeitig beseitigt, könnten die Kinder später Verständigungsschwierigkeiten in der Schule und in der Ausbildung bekommen.

Bildquelle: © joyt – Fotolia.com

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