Eine Urlaubsfahrt mit kleinen Kindern an die Ostsee, 400 Kilometer hin und nach einigen Wochen wieder 400 Kilometer zurück – eine Strecke, die beide Male gleich lang ist und bei identischer Fahrweise die gleiche Zeit in Anspruch nimmt.
Warum aber kommt einem der Heimweg dabei immer so viel kürzer vor als der Hinweg? Ein japanisches Forscherteam der Universität Kyoto hat sich mit dem „Rückreise-Effekt“ auseinandergesetzt und ist auf diese Lösung gekommen.

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Ein Phänomen, viele Ausdrucksformen

Der oben beschriebene Sachverhalt ist beim Autofahren natürlich besonders präsent – er kommt jedoch auch Radfahrern, Flugzeuginsassen, Zugreisenden und sogar Fußgängern bekannt vor.

Und er hängt nicht von einem speziellen Anlass ab – denn ob man nun in den Urlaub fährt oder in die Kneipe geht, ist für das Auftreten dieses Eindrucks vergleichsweise irrelevant. Doch wodurch entsteht das Gefühl des kürzeren Heimwegs tatsächlich?

So kamen die japanischen Forscher dem Phänomen auf die Schliche

Nachdem der Umstand des gefühlt längeren Rückwegs im Vergleich zum Hinweg fast jedem geläufig ist, wollten es die japanischen Forscher genau wissen und führten 2015 ein Experiment mit 20 gesunden Männern zwischen 20 und 30 Jahren durch.

In diesem Rahmen sahen die Testpersonen drei jeweils zwanzig Minuten dauernde Filme, die die Perspektive eines Spaziergängers mit Kamera vor der Brust wiedergaben. Von den drei Strecken stimmten zwei miteinander überein, enthielten also einen identischen Hin- und Rückweg; der dritte Weg gab einen Rundgang wieder, sodass der Spaziergänger jeden Ort auf seinem Weg nur einmal sah.

Zusätzlich bekamen die Männer einen Stadtplan mit eingezeichnetem Weg ausgehändigt und sollten sich vorstellen, dass sie den Weg das erste Mal selbst abgingen. Auch sollten sie nach jeweils drei Minuten ein Zeichen geben – ohne ein Handy oder eine Armbanduhr zu nutzen beziehungsweise im Kopf die Sekunden zu zählen.

Das Fazit und seine Ursache

Der Rückweg kam den Probanden nur dann kürzer vor, wenn es einen echten Rückweg gab, was bei dem Rundweg natürlich nicht der Fall war.
Zudem weiß man auf dem Rückweg oft nicht mehr, warum einem die Hinreise so lang vorkam, sondern nur noch, dass man sie als lang empfand.

Ist die Studie repräsentativ?

Natürlich gibt es diverse Kritiker, die anmerken, dass eine Laborsituation das wahre Leben nur unzureichend widerspiegelt.
Allerdings zeigte eine Studie des Niederländers Niels Van den Ven von der Universität Tilburg 2011, dass an der Erinnerungsidee ein Funken Wahrheit sein muss; zumal er mit seinen 350 Testpersonen nur teilweise im Labor arbeitete.

Auch sein Schluss war: Geht man nach einer gefühlt langen Anreise von einer ewig langen Rückfahrt aus, wird man von einer doch vergleichsweise kurzen Rückfahrt so überrascht, dass sie einem kürzer vorkommt. Sogar dann, wenn es sich de facto um die gleiche Zeit handelt.

Eine nette Überraschung, oder?

Bildquelle: © DDRockstar – Fotolia.com

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