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Die meisten vorgestellten Berufe sind relativ gängig bis vergleichsweise exotisch. Bei der Lehre oder dem Studium zum Schirmmacher handelt es sich aber um eine Dinosaurier-Ausbildung,denn bereits seit 1998 werden offiziell keine Schirmmacher mehr ausgebildet.

Trotzdem handelt es sich um faszinierendes Berufsbild – und wer weiß, vielleicht findet man in einem der letzten gut zehn Schirmmacher-Betriebe ja über einige Umwege einen Arbeitsplatz?

Übersicht:

  • Welche Aufgaben hat ein Schirmmacher?
  • So wird man Schirmmacher
  • Voraussetzungen
  • Ausbildung
  • Ausbildungsalternativen
  • Studium
  • Gehalt
  • Perspektiven

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Welche Aufgaben hat ein Schirmmacher?

Ein Schirmmacher befasst sich neben der Anfertigung von Regen-, Sonnen-, Garten-, Balkon- oder Marktschirmen und ihrer Reparatur auch mit ihrem Entwurf.

An erster Arbeitsschritt-Stelle steht dabei das Skizzieren des zukünftigen Schirms. Je nach Auftrag geschieht das entweder im Gespräch mit dem Kunden oder nach komplett eigener Idee des Schirmmachers.

Darauf folgen das Zuschneiden und Zusammennähen von Stoffteilen für die spätere Schirmdecke, die Montage an ein Schirmgestell und das Annähen der Schirmdecke.

Damit der Schirm überhaupt richtig funktioniert, befassen sie sich auch mit dem Griff, der Schirmspitze und der Öffnungs- beziehungsweise Verschlussmechanik.

Sollte einmal ein Schirm kaputt gegangen sein, ist der Schirmmacher ein geeigneter Ansprechpartner, wenn es um Reparaturen geht.

Schirmmacher arbeiten vor allem in speziellen Schirmgeschäften und sind in gleichem Maße in der Werkstatt wie im Beratungs- und Verkaufsraum anzutreffen.

So wird man Schirmmacher

Voraussetzungen

Da nur noch ein einzelner Betrieb deutschlandweit Schirmmacher ausbildet und die Ausbildung offiziell bereits abgeschafft wurde, ist es natürlich sehr schwierig, einen entsprechenden Ausbildungsplatz zu erhalten.

Um Schirmmacher zu werden, reichen in der Regel ein guter Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife aus.
Besonders wichtig sind jedoch Sorgfalt und handwerkliches Geschick beim Zusammensetzen der einzelnen Teile sowie Kreativität beim Erstellen eigener Entwürfe.

Ausbildung

Wie in vielen anderen handwerklichen Berufen, findet die Ausbildung zum Schirmmacher innerhalb von drei Jahren in einem dualen System statt.

Zu den wichtigsten Berufsschulinhalten zählen neben:

  • der Werkstoffkunde,
  • der Werkzeug- und Gerätekunde,
  • der Arbeits- und Betriebskunde,
  • der Maschinenkunde und
  • dem Fachzeichnen auch
  • das Kennenlernen der besonderen fachgebundenen Vorschriften sowie
  • die Kenntnis über geeignete Maßnahmen zur Unfallverhütung.

Im betrieblichen Ausbildungsabschnitt lernt der Auszubildende dann:

  • die Arten, Eigenschaften und Verwendungszwecke der Werk- und Hilfsstoffe,
  • das Entwerfen von neuen Schirmmodellen,
  • verschiedene Handwerkstechniken (u.a. Messen, Bohren, Feilen, Raspeln, Schleifen, Drehen, Fräsen, Schrauben, Vernieten, Verzapfen,
  • Verleimen, Verkleben, Beizen und Polieren)
  • das Anfertigen von Schnitten und
  • Benähen des Gestells und Aufbringen der Schirmdecke,
  • das Zusammenbauen des Gestells einschließlich Aufsetzen von Griffen und Tops,
  • das Einschneiden, Nachstechen, Einsetzen und Verstiften von Federn,
  • das Prüfen der Schirmstoffe bezüglich ihrer Wasserfestigkeit und Schiebeeigenschaften,
  • das Annähen von Reißverschlüssen und Druckknöpfen und
  • das Dämpfen

kennen.

Im Rahmen der Zwischen- und Abschlussprüfungen geht es um den Nachweis von praktischem Können und theoretischem Wissen. Da aber offiziell keine Lehrlinge und Meister mehr ausgebildet werden, finden auch keine Prüfungen mehr statt.

Wer dennoch im Laufe seines Lebens als Schirmmacher arbeiten möchte, sollte sich daher um eine alternative Ausbildung bemühen, diese erfolgreich abschließen und anschließend noch einmal bei einem Schirmmacher in die „Ergänzungslehre“ gehen.

Ausbildungsalternativen

Zwar gibt es keine Ausbildung, die in sämtlichen Inhalten mit der zum Schirmmacher korrespondiert – allerdings lassen sich in einigen Berufen doch gewisse Ähnlichkeiten festmachen.

Hat man ein Faible für die Verarbeitung von Kunststoffen und Schwergeweben, könnte man beispielsweise Technischer Konfektionär oder Segelmacher werden, da es auch in diesen Branchen um die Herstellung von Schirmen, Markisen Sonnensegeln und Planen geht.

Wer es eher auf die maschinell-handwerkliche Be- und Verarbeitung von Holz abgesehen hat, findet möglicherweise in einer Tätigkeit als Holzspielzeugmacher, Drechsler (Fachrichtung Drechseln) oder Bürsten- und Pinselmacher seine Vorab-Berufung.

Studium

Eine weitere spannende Option für einen ersten Schritt Richtung Schirmmacher-Arbeitsplatz ist das Produktdesign-Studium – bei dem sowohl die Gestaltungs- als auch Maschinenbau-Fähigkeiten der Studenten gefordert und gefördert werden.

Um zum Studium zugelassen zu werden, sollte man auf alle Fälle das (Fach-) Abitur oder eine fachlich passende Berufsausbildung plus mehrjährige Berufspraxis im Gepäck haben. Einige Hochschulen bestehen zusätzlich auf das Einreichen einer Mappe oder eines Modells.

Zu den wichtigsten Studieninhalten zählen:

  • Kunst- und Designgeschichte,
  • Kompositionslehre,
  • Zeichnen,
  • Materialkunde,
  • Medientechnik und
  • Typographie.

Im Laufe des sechs-Semester-dauernden Bachelors und des viersemestrigen Masters bekommt man im Rahmen vieler Projektarbeiten zusätzlich die Möglichkeit, sich auf einen oder mehrere Teilbereiche wie:

  • Möbel-,
  • Textil-,
  • Kommunikations-,
  • Interaktions- oder
  • Corporate Design

zu spezialisieren und sein Profil dadurch zu schärfen.

Nach Ende des Studiums stehen einem daher diverse Plätze in der Fahrzeuge-, Möbel-, Werkzeuge-, Spielzeug-, Haushaltswaren- oder Elektronik-Branche zur Verfügung.

Gehalt

Aufgrund der Tatsache, dass es nicht allzu viele Schirmmacher gibt, lohnt sich in finanzieller Hinsicht ein Blick auf die Einkünfte in anderen Berufen:

Arbeitet man als Segelmacher, dürfte man mit etwas mehr als 2.000 € Monatsbrutto rechnen; Technische Konfektionäre verdienen abhängig von ihrem Arbeitgeber und ihrer Berufserfahrung zwischen 1.500 und 4.700 €.

Das Gehalt von Holzspielzeugmachern schwankt zwischen 1.900 € bei der Einstellung und 2.400 € bei mehreren Jahren Berufserfahrung – ein Drechsler arbeitet sich im Laufe der Zeit von etwa 1.650 € brutto pro Monat als Meister bis auf 3.200 € hoch.

Pinsel- und Bürstenmacher freuen sich über 1.900 bis 2.300 € Monatsbrutto als Einstiegsgehalt und Produktdesigner planen mit etwa 2.000 bis 3.400 €.

Das Gehalt eines Schirmmachers dürfte also in etwa bei 2.000 bis 2.300 € liegen, hängt aber sehr vom individuellen Arbeitgeber ab.

Perspektiven

Beim Schirmmacher handelt es sich um eine Art letzten Mohikaner des Handwerks.

Zwar ist die Zahl der Schirmmacher- Betriebe in Deutschland bereits auf weniger als zehn gesunken, aber diese halten sich tapfer und freuen sich über Nachwuchs. Die Nachfrage für individuell angefertigte Schirme und Schirmreparaturen ist auf alle Fälle gegeben.

Allerdings ist die Zahl der freien Arbeitsplätze stark begrenzt… Schirmmacher zu sein, ist heutzutage eben ein echter Drahtseilakt.

Bildquelle: © Nomad_Soul – Fotolia.com

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