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Der Glasmacher ist ein Beruf mit langer Tradition. Bereits vor der Industrialisierung im 19. Jahrhundert fertigten Spezialisten Gläser und Glasprodukte in sogenannten Wanderglashütten. Noch heute ist der Glasmacher gefragt, stellt er doch unterschiedlichste Gläser mundgeblasen, von Hand oder mit vollautomatischen Maschinen her. In diesem Artikel lesen Sie die wichtigsten Informationen zum Berufsbild, zur Ausbildung und den Verdienstmöglichkeiten.

Übersicht

  • Berufsprofil Glasmacher
  • – Welche Aufgaben hat der Glasmacher?
  • – Wer beschäftigt den Glasmacher?
  • – Wie sehen die Arbeitsbedingungen aus?
  • Ausbildung zum Glasmacher
  • – Ausbildungsinhalte in Betrieb & Berufsschule
  • – formale Voraussetzungen
  • – persönliche Eignung & Interessen
  • Alternative: Studium
  • Gehalt
  • Perspektiven mit Weiterbildungen

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Allgemeines zum Berufsprofil Glasmacher

Der Beruf des Glasmachers hat eine lange Tradition und reicht weit vor die Industrialisierung im 19. Jahrhundert zurück. Denn bevor Gläser und Glasprodukte in Fabriken gefertigt wurden, waren sogenannte Wanderglashütten die „Produktionsstätte“. Ihren Namen tragen die Hütten aufgrund der Tatsache, dass man nach etwa 10 bis 20 Jahren einen neuen Standort suchen mussten, weil das Umland gerodet war.

Ein Glasmeister war Besitzer der Wanderglashütten und bewirtschaftete diese nach Einverständnis durch den Grundherrn. Bis zu 60 Personen arbeiteten in solchen Wanderglashütten, meist mit einander verwandt oder verschwägert. Sie sorgten als Holzfäller, Schürer, Wirker, Einbläser und Meister für einen reibungslosen Ablauf.

Ein Phänomen des Berufsbildes – zu Zeiten der Wanderglashütten – war weit verbreiteter Alkoholismus unter den Glasmachern. Dies lag an den besonderen Verträgen zwischen Grundherren und Besitzern. Aufgrund der anstrengenden Arbeit und der hohen Temperaturen litten die Beschäftigten häufig an Flüssigkeits- und Mineralienmangel.

Vertraglich wurde ihnen eine unbegrenzte Inanspruchnahme von Bier zugesichert. Daraus folgten jedoch zahlreiche Fälle von Alkoholismus und Arbeitsunfällen unter Glasmachern.

Der Beruf des Glasmachers ist heute ein anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie.

Welche Aufgaben hat der Glasmacher?

Mit Hilfe verschiedener Werkzeuge und Hilfsmittel fertigen Glasmacher aus einem Glastropfen, den sie unter großer Hitze schmelzen, verschiedene Artikel aus Glas.

Diese sind heute nicht mehr ausschließlich mundgeblasen, sondern werden auch immer mehr von Hand oder vollautomatischem Produktionsanlagen gefertigt. Die jeweilige Technik ist vom Produkt abhängig. Dass der Glasmacher sowohl von Mund und Hand als auch mit Maschinen arbeitet, unterscheidet ihn vom Glasbläser.

In der Werkstatt übernimmt jeder Glasmacher in der Regel einen Teil des Fertigungsprozesses, man arbeitet also im Team. Für etwa zehn Stunden muss das Glas bei 1.430 bis 1.480 Grad Celsius geschmolzen werden, sodass keine Blasen mehr vorhanden sind. Sobald das Glas abgekühlt ist, kann es gereinigt und verarbeitet werden.

Je nach Produkt beginnen nun die verschiedenen Verfahrenstechniken des Glasmachens. Kelchgläser oder Gläser am Stiel werden beispielsweise geblasen, bei Gläsern für Lampenschirme arbeiten die Glasmacher meist frei Hand mit Werkzeugen, Flaschen und Einmachgläser werden hingegen maschinell gefertigt.

Neben dem eigentlichen Glasmachen – von der Vorbereitung des Materials bis zur Veredelung der Oberflächen – müssen sich Glasmacher in der Bedienung / Programmierung sowie Pflege und Wartung von Produktionsmaschinen auskennen.

Wer beschäftigt den Glasmacher?

Zu den typischen Arbeitgebern von Glasmachern zählen Unternehmen der Glasindustrie, Glashütten sowie Betriebe für Recycling und Abfallwirtschaft, speziell für die Altglasverwertung. Die Einsatzbereiche umfassen die industrielle Fertigung von Flaschen oder Gläsern, die Veredelung von Lampen und anderen optischen Glasprodukten sowie die Herstellung von technischen Glaswaren.

Wie sehen die Arbeitsbedingungen aus?

Glasmacher arbeiten in der Regel in großen Werkstätten und Produktionshallen. Durch die Öfen, die bis zu 1.480 Grad Celsius erreichen müssen, ist es hier sehr warm und durch Schleif- und Polierarbeiten ist die Luft stickig und verstaubt. Durch die Arbeit mit Werkzeugen und Maschinen ist es zudem sehr laut.

Das Umfeld darf den Glasmacher nicht ablenken, denn er muss dennoch Arbeitsanweisungen folgen und muss bei seinen Arbeitsschritten präzise vorgehen, sodass der nachfolgende Kollege seine Aufgaben sorgfältig ausführen kann. Aufgrund von Rauch, Dämpfen und Hitze tragen die Glasmacher Schutzkleidung (Handschuhe, Schutzbrille u.ä.).

Infolge der Öfen und des Materials (heißflüssiges Glas) besteht durchaus Unfallgefahr. In dem meisten Betrieben der Glasindustrie oder in Glashütten ist Schichtarbeit üblich, sodass ein kontinuierlicher Arbeitsprozess gewährleistet werden kann – zum Beispiel hinsichtlich der Schmelzproduktion.

Die Arbeit des Glasmachers ist körperlich sehr anstrengend. Sie arbeiten für gewöhnlich im Stehen, müssen mit Werkzeugen präzise arbeiten, benötigen als eine gute Hand-Augen-Koordination. Unter der Belastung, der Hitze und dem Lärm müssen Glasmacher weiterhin eine hohe Reaktionsfähigkeit bei Störungen und Problemen beweisen.

Ausbildung zum Glasmacher

Die Berufsausbildung zum Glasmacher erfolgt gemäß der Verordnung von 1985 in drei Jahren, die sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule absolviert werden. Die Auszubildenden müssen sich nach dem zweiten Jahr einer Zwischenprüfung und nach dem dritten Jahr einer Abschlussprüfung stellen.

Die Abschlussprüfung erfolgt vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer und besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil mit fünf Arbeitsproben und vier Prüfungsstücken. Der theoretische Teil wird in den Fächern Technologie, technische Mathematik, technisches Zeichen sowie Wirtschafts- und Sozialkunde geschrieben.

Ausbildungsinhalte in Betrieb & Berufsschule

Während der Ausbildung durchläuft der angehende Glasmacher verschiedene betriebliche Bereiche und Arbeitsschritte, die er in der Berufsschule durch theoretische Grundlagen untermauern muss. Grundsätzlich dienen die ersten beiden Ausbildungsjahre zum Aufbau der Fertigkeiten. Im letzten Jahr werden die Gebiete und Fächer dann vertieft.

Das 1. und 2. Ausbildungsjahr ist geprägt von folgenden Inhalten:

  • Glasschmelze & Glaseigenschaften
  • Anfertigung und Umsetzung von Skizzen (technisches Zeichnen)
  • Anfertigung von Glasprodukten, Formen durch Gießen, Vorformen von Glasposten
  • Grundlagenvermittlung in Naturwissenschaften, Mathematik, Fachzeichnen, Glasherstellung, Glasarten, Vorformen von Glas, Vorgebung durch verschiedene Techniken

Es folgt die Zwischenprüfung.

Im 3. Ausbildungsjahr erlernen die Glasmacher unter anderem:

  • das Fertigformen von Gläsern / Glasprodukten
  • das Formen von Hand
  • die Wiederverarbeitung von Glasprodukten (Verformen)
  • das Wiedererwärmen
  • die Qualitätssicherung
  • die Heißveredelung
  • die Bedienung von Anlagen und Maschinen

Es folgt die Abschlussprüfung mit einem theoretischen und einem praktischen Teil, bestehend aus fünf Arbeitsproben und vier Prüfungsstücken.

Die formalen Voraussetzungen

Das Berufsbildungsgesetz sieht keine rechtlichen Voraussetzungen für den Zugang zur Ausbildung zum Glasmacher vor. Ob dies in der Praxis auch so gehandhabt wird, ist schwer zu sagen, da 2014 lediglich drei Ausbildungsanfänger im Bereich Glasmacher verzeichnet wurden (nach Angaben des Datensystems Auszubildende des Bundesinstituts für Berufsbildung).

Die Auszubildenden wurden mit Hauptschulabschluss eingestellt. Grundsätzlich bilden Vorkenntnisse in den Fächern Mathematik, Chemie und Werken oder Technik gute Voraussetzungen, die Ausbildung erfolgreich abschließen zu können.

Persönliche Eignung & Interessen

Wie in vielen Berufen tragen die persönlichen Fähigkeiten und Interessen dazu bei, einen Ausbildungsplatz zu bekommen und im Beruf erfolgreich sein zu können.

Für den Beruf des Glasmachers sind das folgende Eigenschaften und Kenntnisse:

  • praktisches Arbeiten mit Werkzeugen, Maschinen und von Hand
  • kreative, gestalterische Fähigkeiten
  • technisches Verständnis & handwerkliches Geschick
  • räumliches Vorstellungsvermögen
  • gute Hand-Augen-Koordination
  • Leistungsvermögen, eigenständige Arbeitsweise und Sorgfalt

Grundsätzlich sollten Sie in der Lage sein und auch Freude daran haben, nach Vorgaben (Skizzen) ebenso gut arbeiten zu können wie frei Hand Glasprodukte zu fertigen. Dabei sollten Sie auch unter hoher Belastung – etwa durch Schicht- / Akkordarbeit oder im Rahmen des lauten und heißen Arbeitsumfeldes – mit hoher Sorgfalt an die Arbeit gehen.

Alternative: Studium

Wer sich für das Material Glas und die verschiedenen Verarbeitungstechniken interessiert, hat auch die Möglichkeit, in diesem Bereich ein Hochschulstudium zu absolvieren.

Das zunächst grundständige Studium (Bachelor) dauert in der Regel drei Jahre (sechs Semester). Mögliche Studienrichtungen sind hier Keramik, Glastechnik, Werkstofftechnik Glas und Keramik, Industriedesign mit Schwerpunkt Glasdesign, Product Design, Freie Kunst Keramik und Glas oder Malerei mit Studienrichtung Keramik/ Glas. Weiterführende Studiengänge werden von Hochschulen ebenfalls angeboten. Die Auswahl ist deutschlandweit jedoch begrenzt.

Gut zu wissen, dass es hier auch die Möglichkeit zu einem dualen Studium gibt. So können Sie während des Hochschulstudiums in einem Betrieb die praktische Seite des Berufes kennenlernen. Ähnlich wie bei einer regulären Berufsausbildung (duales System) werden Sie im Betrieb und an der Hochschule ausgebildet. Zu beachten ist hier allerdings, dass es für gewöhnlich keine normalen Semesterferien gibt. Der Studierende arbeitet in der vorlesungsfreien Zeit im Betrieb.

Die Voraussetzungen für ein Studium im Bereich Glas oder Keramik sind jedoch andere als für die Berufsausbildung. In der Regel fordern Hochschulen die Hochschulreife oder Fachhochschulreife ggf. mit einem fachbezogenen Praktikum im Vorfeld.

Wer das Studium als Form der Weiterbildung absolvieren möchte, muss nicht zwingend über eine Hochschulreife verfügen. Immer häufiger akzeptieren Hochschulen und Fachhochschulen Studierende mit mittlerem Bildungsabschluss. Allerdings müssen sie darüber hinaus über eine erfolgreiche Berufsausbildung und mehrere Jahre Berufspraxis in der Fachrichtung verfügen.

Gehalt in Ausbildung & Beruf

Gehalt erhält man als Glasmacher bereits während der Berufsausbildung. Die konkrete Ausbildungsvergütung variiert abhängig vom Ausbildungsbetrieb, von der Branche und der Region.

Üblich ist jedoch ein Gehalt von circa 650 Euro im ersten, 700 Euro im zweiten und 800 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Für die Ausbildung im Betrieb fallen keine Kosten an, lediglich Unterbringung und Lebensunterhalt müssen vom Auszubildenden bezahlt werden. Es besteht die Möglichkeit einer staatlichen Ausbildungsförderung, die auch als Ausbildungs-Bafög bezeichnet wird.

Bei der Ausbildung an der Hochschule sieht das anders aus. Hier zahlt der Studierende in der Regel Studiengebühren oder zumindest einen Semesterbeitrag, zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten. Die Ausnahme bildet ein duales Studium. Dieses wird für gewöhnlich vom Arbeitnehmer finanziert. Gleichzeitig erhält man ein Gehalt.

Nach der Berufsausbildung verdienen Glasmacher als Berufseinsteiger etwa 15.000 Euro. Mit den Berufsjahren steigt das Gehalt auf zwischen 2.000 und 3.200 Euro im Monat. Wahrscheinlich ist, dass Berufseinsteiger mit einem Hochschulabschluss ein höhere Gehalt erhalten.

Perspektiven mit Weiterbildungen

Neue Berufs- und Karrierechancen, auch hinsichtlich der Gehaltsverbesserung, entwickeln sich für Glasmacher in Form von Weiterbildungen. Um beruflich voran zu kommen, empfehlen sich die sogenannten Aufstiegsweiterbildungen wie etwa zum Industriemeister mit Fachrichtung Glas, zum staatlich geprüften Techniker mit Schwerpunkt Glastechnik / Glasgestaltung / Glashüttentechnik oder zum technischen Fachwirt.

Denkbar wäre auch der Aufstieg durch die Ada-Prüfung, bei der Sie sich zum Ausbilder ausbilden lassen. Das ist allerdings nur dann von Vorteil, wenn Sie anschließend auch durch Ihren Betrieb diesbezüglich gefördert werden. Sicherlich sind auch Anpassungsweiterbildungen sinnvoll, allerdings erweitern Sie dadurch lediglich Ihre Kenntnisse bezüglich neuer Verfahrenstechniken oder ähnlichem.

Höhere Positionen im Betrieb werden durch Anpassungsweiterbildungen in der Regel nicht eröffnet bzw. lediglich im Rahmen der Berufserfahrung und praktischen Qualifikation im Betrieb.

Auch ein Studium kann helfen, der Karriere Aufschwung zu verleihen. Denkbar sind hier die Studienfächer, die bereits unter dem Kapitel „Alternative: Studium“ erwähnt wurden – insbesondere Keramik-/ Glastechnik oder Industriedesign.

Bildquelle: © artfocus – Fotolia.com

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