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Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie der sehr filigrane, zarte Christbaumschmuck gefertigt wird? Glasbläser fertigen diese und andere Gebrauchs- und Ziergegenstände aus Glas. Wie die Berufsbezeichnung bereits verrät, bearbeiten sie das Rohmaterial durch Blasen und Modellieren. Wie genau die Aufgaben des Glasbläsers aussehen und was Sie alles zur Ausbildung und dem Berufsalltag wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Übersicht

  • Berufsprofil Glasbläser
  • – Die Aufgaben
  • – Typische Arbeitgeber
  • – Allgemeine Arbeitsbedingungen
  • Ausbildung zum Glasbläser
  • – Ausbildungsinhalte nach Fachrichtung
  • – formale Voraussetzungen
  • – persönliche Eignung & Interessen
  • Gehalt
  • Allgemeine Arbeitsmarktperspektiven
  • Perspektiven mit Weiterbildungen
  • – Weiterbildungen für den beruflichen Aufstieg
  • – Studium für Glasbläser

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Berufsprofil Glasbläser

Der Beruf des Glasbläsers wurde im 17. Jahrhundert durch die Italiener perfektioniert. Sie arbeiteten mit einer Technik, bei der die Flamme (früher eine Öllampe, heute ein Gasbrenner) mit einem Blasebalg angetrieben wurde. Über dem Feuer wurde dann das Glas erhitzt, um es im Anschluss durch eine Glasmacherpfeife und andere Werkzeuge zu bearbeiten. Zwar bläst der Glasbläser durch die Pfeife das erhitzte Material auf, beispielsweise bei der Herstellung von Glaskugeln, die Berufsbezeichnung stammt jedoch vom Blasebalg der Öllampe.

Der Beruf des Glasbläsers hat in Deutschland noch heute eine relativ hohe Bedeutung, da die Verfahrenstechnik des Glasblasens und Modellierens nicht nur im Kunsthandwerk eingesetzt wird, sondern auch für die Herstellung von Glasapparaten und anderen Gegenständen für die Forschung oder Labore.

Welche Aufgaben hat der Glasbläser?

Die Tätigkeiten des Glasbläsers variieren je nach Fachrichtung, die in der Ausbildung eingeschlagen wurde. Zur Auswahl stehen hier laut § 2 der Berufsausbildungsverordnung Glasgestaltung, Christbaumschmuck oder Kunstaugen. Die verschiedenen Aufgaben werden im Abschnitt „Ausbildungsinhalte nach Fachrichtung“ näher beschrieben. Mögliche Produkte können aber Glasartikel zur Dekoration, Vasen, Schmuck, Laborgläser, Kristallgläser, Lampenschirme, Plastiken oder ähnliches sein.

Grundsätzlich fertigt der Glasbläser Waren aus dem Rohmaterial Glas, muss dieses zur Verarbeitung erhitzen und anschließend formen und modellieren. Je nach Endprodukt gilt es die Oberfläche zu bearbeiten, bemalen oder veredeln. Für seine Arbeiten nutzt der Glasbläser in erster Linie Glasröhren und -stäbchen, die meist als Rohlinge vorgefertigt sind, einen Gasbrenner zum Erhitzen, eine Glasmacherpfeife und andere Werkzeuge zum Bearbeiten und Formen. Von der Beratung der Kunden über die Anfertigung von Skizzen bis zum Verpacken der Glasartikel muss der Glasbläser theoretisch mit allen Arbeitsschritten vertraut sein.

Wer beschäftigt den Glasbläser?

Glasbläser arbeiten für gewöhnlich in Betrieben der Glasindustrie, speziell der Glasbläserindustrie, oder in Glasbläserwerkstätten. Möglich ist die Beschäftigung auch in Glashütten, Schauglashütten und Werkstätten für technische Glaswaren.

Wie sehen die Arbeitsbedingungen aus?

Einen Großteil des Arbeitsalltags verbringen Glasbläser in großen Werkstätten oder Produktionshallen. Ihrer Arbeit gehen sie meistens im Sitzen nach, dabei arbeiten sie viel mit Händen und Mund. Zum Erhitzen des Materials ist ein Gasbrenner erforderlich. Hier entstehen schnell Temperaturen von bis zu 1.400 Grad Celsius. Der Arbeitsplatz des Glasbläser ist folglich sehr heiß. Hinzu kommt die Gefahr von Verbrennungen und Verletzungen. Schutzbekleidung ist daher eine absolute Pflicht für den Glasbläser.

Arbeitet man in Schauglashütten oder öffentlich zugänglichen Werkstätten, findet die Fertigung der Glasartikel unter den Augen der Kunden und Besucher statt. Hier darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und muss fortlaufend Präzisionsarbeit leisten. Je nach Arbeitsplatz arbeitet man als Glasbläser am Wochenende und verstärkt zu saisonalen Spitzenzeiten wie etwa Weihnachten.

Ausbildung zum Glasbläser

Nach der Verordnung über die Berufsausbildung zum Glasbläser handelt es sich um einen anerkannten Ausbildungsberuf, der über einen Zeitraum von drei Jahren sowohl in der Berufsschule als auch im Ausbildungsbetrieb in bestimmten Fächern absolviert werden muss.

Zu den allgemeinen Fächern bzw. Lerninhalte der Berufsausbildung zum Glasbläser zählen nach § 3 der Ausbildungsverordnung:

  • Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht
  • Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes
  • Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Umweltschutz
  • Planung und Vorbereitung der Arbeitsschritte
  • Kontrolle und Bewertung der Ergebnisse
  • Einsatz, Pflege und Wartung der Arbeitsgegenstände, Werkzeuge und Hilfsmittel
  • Glasrohlinge trennen und umformen
  • Glasrohlinge fügen und formen
  • Herstellung von Hohlglasartikeln
  • Formen von Vollglasartikeln

Diese Schwerpunkte werden vorrangig im Ausbildungsbetrieb während der ersten beiden Ausbildungsjahre gelehrt.

In der Berufsschule wird das Wissen durch folgende Gebiete ergänzt:

  • Glasherstellung
  • Grundlagen in Glasstruktur, Glaseigenschaften und Glasarten
  • Umformen und Fügen von Glas
  • Anfertigung von Skizzen
  • Verschiedene Veredelungsverfahren
  • Gestaltung der Oberflächen durch Schrift, Form und Dekor

Zum Ende des 2. Ausbildungsjahres erfolgt eine Zwischenprüfung zru Ermittlung des Ausbildungsstandes. Im letzten Ausbildungsjahr werden die Ausbildungsinhalte vertieft, insbesondere in der jeweiligen Fachrichtung.

Die Abschlussprüfung erfolgt vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer bzw. der Handwerkskammer in schriftlicher und praktischer Form. Bei der theoretischen Prüfung müssen die Auszubildende Aufgaben in den Bereichen Technologie, Arbeitsplanung und Arbeitsorganisation sowie Wirtschafts- und Sozialkunde bearbeiten.

Der praktische Teil besteht aus sechs Arbeitsproben – unter anderem Veredelung von Ziergläsern, Anfertigung von Christbaumkugeln oder die Anfertigung von Vollglasplastiken.

Ausbildungsinhalte nach Fachrichtung

Die Berufsausbildung zum Glasbläser wird im 3. Ausbildungsjahr fachbezogen. Hier stehen den Auszubildenden drei Schwerpunkte zur Verfügung, die folgende Inhalte enthalten:

Fachrichtung Glasgestaltung:

  • Anfertigung von Hohlglastieren in verschiedenen Größen und Positionen
  • Anfertigung von unterschiedlichen Gebrauchs- und Ziergläsern mit verschiedenen Dekoren
  • Anfertigung von anspruchsvollen Plastiken nach Vorlage

Fachrichtung Christbaumschmuck:

  • Fertigung von anspruchsvollem Christbaumschmuck „frei Hand“ oder nach Formen geblasen
  • Veredelung von Christbaumschmuck

Fachrichtung Kunstaugen:

  • Gestaltung von Iris und Pupille
  • Herstellung von Augenformen

Formale Voraussetzungen für die Ausbildung

Rechtlich gesehen gibt es keine Voraussetzungen für den Zugang zur Ausbildung zum Glasbläser. Oftmals achten Ausbildungsbetriebe bei der Auswahl und Einstellung von Auszubildenden auf bestimmte Vorkenntnisse. Da es in allen Fachrichtungen der Berufsausbildung im Jahr 2014 keine Auszubildenden gab, können hierzu keine konkreten Angaben gemacht werden.

Persönliche Eignung & Interessen

Wer sich für den Beruf des Glasbläsers entscheidet, sollte bestimmte Eigenschaften mitbringen, um später das Handwerk erfolgreich ausführen zu können. Hierzu zählen bereits einige Fähigkeiten und Kenntnisse in den Schulfächern Chemie, Werken/ Technik und Kunst.

In diesem Zusammenhang sollte man handwerkliches Geschick, einen Sinn für Ästhetik und gute Fingerfertigkeiten mitbringen. Räumliches Vorstellungsvermögen und Arbeitseinsatz sind ebenfalls von Vorteil. Da Glasbläser Zeichnungen anfertigen, Berechnungen anstellen und Kunden beraten müssen, sind weiterhin Kreativität, Rechenfähigkeiten und Eigenständigkeit gefragt.

Gehalt in der Ausbildung und im Beruf

In der Ausbildung variiert das Gehalt je nach Branche. Betriebe aus der Industrie zahlen zwischen 600 und 650 Euro im ersten Jahr. Im Handwerk liegt das Ausbildungsgehalt zu Beginn bei rund 250 Euro, kann aber auch ähnlich hoch wie in der Industrie liegen. In beiden Branchen steigt das Ausbildungsgehalt von Jahr zu Jahr um etwa 50 bis 100 Euro.

Nach der Ausbildung erhält der Glasbläser ein Einstiegsgehalt von rund 1.400 bis 1.700 Euro. Im Laufe der Berufsjahre und mit wachsenden Qualifikationen steigt das Gehalt für Glasbläser auf rund 2.100 bis 2.700 Euro.

Allgemeine Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt

Alle, die Interesse an dem Beruf des Glasbläsers haben, möchten sicherlich auch gerne wissen, ob es sich um einen Job mit guten Zukunftsaussichten handelt? Wie bereits erwähnt gab es im Jahr 2014 keine Auszubildenden in dem Beruf des Glasbläsers.

Demnach könnte in den nächsten Jahren ein starker Nachwuchsmangel auftreten. Theoretisch ist dies auch so. Allerdings muss man beachten, dass die Glasindustrie regional sehr unterschiedlich ist. Auf der Suche nach einem Job sollte man hier also auch Flexibilität beim Arbeitsplatz beweisen. Weiterhin steht die deutsche Glasindustrie aufgrund billiger ausländischer Ware relativ stark unter Druck – sicherlich insbesondere in den Bereichen Zierglasartikel und ähnliches.

Da der Beruf des Glasbläsers jenem des Glasmachers und Glasapparatebauers in einigen Bereichen sehr ähnlich ist, gibt es hier auch auf dem Arbeitsmarkt Überschneidungen. Spezialisten finden insbesondere in größere Industrieunternehmen Anstellung. In kleineren Betrieben und Werkstätten sucht man eher nach Beschäftigten, die viele unterschiedliche Bereiche abdecken können.

Perspektiven mit Weiterbildungen

Die oben genannten Gehaltsangaben lassen sich durch entsprechende Zusatzqualifikationen verbessern. Anpassungsweiterbildungen, mit denen man auf dem Laufenden bleibt und sich an die Entwicklungen bezüglich Verfahrenstechniken oder neuer Fertigungsanlagen anpasst, gehören bereits zum Standard einer beruflichen Laufbahn. Wer innerhalb eines Betriebs in den Verantwortlichkeiten und Positionen aufsteigen möchte, sollte sich daher für die sogenannten Aufstiegsweiterbildungen entscheiden.

Weiterbildungen für den beruflichen Aufstieg

Im Bereich der Weiterbildungen kann man sich in sehr unterschiedliche Richtungen entwickeln. Wer sich beispielsweise einmal selbstständig machen möchte, sollte die Weiterbildung zum Meister absolvieren.

Hier können Sie sich zum Glasbläser- und Glasapparatebaumeister oder Industriemeister mit Fachrichtung Glas weiterbilden lassen. Sie würden dann künftig für die Planung, Steuerung und Überwachung der Arbeitsabläufe in Glashütten oder Werkstätten der Glasindustrie zuständig sein.

Im Anschluss an die Meisterprüfung, oder auch gänzlich unabhängig davon, können Sie sich zum technischen Fach- oder Betriebswirt weiterbilden lassen, den „Staatlich geprüften Techniker“ machen oder sich zum Ausbilder ausbilden lassen. Für künftige Selbstständige im Bereich Glasgestaltung ist sicherlich auch die Weiterbildung zum geprüften Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung (HwO) sinnvoll.

Studium für Glasbläser

Eine Form der Weiterbildung wäre auch ein grundständiges Hochschulstudium in den Bereichen Keramik, Glastechnik, Produkt- oder Industriedesign. Das Bachelorstudium dauert in der Regel bis zu drei Jahre (sechs Semester).

Theoretisch ist im Anschluss auch ein Masterstudium möglich. Allerdings sollte man hier immer individuell entscheiden, ob dies noch sinnvoll ist – beispielsweise hinsichtlich des persönlichen Alters oder der Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Betriebs, individuellen Karrierepläne (Selbstständigkeit).

Anmerkung: Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass sich die Perspektiven, durch ein Studium beruflich aufzusteigen, nicht nur für Abiturienten ergeben.

Viele Hochschulen akzeptieren immer häufiger Studierende mit mittlerem Bildungsabschluss, allerdings nur in der Kombination mit weiteren beruflichen Abschlüssen (z.B. Berufsausbildung, Zusatzqualifikation) und langjähriger Berufserfahrung in der jeweiligen Fachrichtung. Da hier die Voraussetzungen an jeder Hochschule unterschiedlich sein können, sollte man sich immer im Einzelfall über die Möglichkeiten eines Hochschulstudiums für Glasbläser informieren.

Bildquelle: © francesca52 – Fotolia.com

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