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Weitaus mehr Bewohner von Pflegeheimen als gedacht müssen Sozialhilfe beantragen. Zum Erfüllen privater Wünsche bleibt ihnen nur ein winziges Taschengeld. Woran liegt das?

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Wenn Pflegekosten die Rente auffressen

So habe sie sich ihr Alter nicht vorgestellt, erzählt eine über achtzigjährige Seniorin mit traurigen Augen. Bevor sie weiterspricht, muss sie erstmal schlucken. Am meisten mache ihr zu schaffen, fährt sie fort, dass sie ihren Enkeln und Urenkeln keine Weihnachtsgeschenke machen könne.

Die alte Dame hat Pflegestufe 1. Seit über einem Jahr lebt sie in einem Mannheimer Pflegeheim. Weil ihre Rente nicht für die Pflegekosten ausreicht, bekommt sie ergänzend Sozialhilfe. Damit ist sie eine von vielen, deren Rente von den Pflegekosten regelrecht aufgefressen wird.

Sozialhilfe für 41 % der Pflegebedürftigen

Die Bertelsmann-Stiftung gab in ihrem „Report Pflegeinfrastruktur“ für 2013 bekannt, dass innerhalb ganz Deutschlands 41 % aller Pflegebedürftigen ergänzende Sozialhilfe beantragen mussten.

Die Studie verglich das Durchschnittseinkommen der Menschen mit den vor Ort üblichen Pflegekosten. Es kam heraus, dass im Schnitt die persönlichen jährlichen Einkünfte der Senioren in einem Alter von über 80 Jahren nur für gut 348 Tage Heimpflege langten, zu wenig also für ein komplettes Jahr.

Regionale Unterschiede

Innerhalb Deutschlands gibt es erhebliche regionale Unterschiede in den Heimkosten und damit verbunden der persönlichen Finanzierbarkeit. Im Norden und Osten von Deutschland sind Pflegeheime immerhin im Durchschnitt bezahlbar. Deutlich schlechter sieht es dagegen im Süden und Westen Deutschlands aus. Maßgeblich für das große Gefälle zwischen beiden Regionen sind die enormen Unterschiede der Gehälter für Altenpflegekräfte.

Bezogen auf das Jahr 2013 reicht die Skala der Pflege-Bruttoentgelte von 1714 bis 3192 Euro monatlich. Abgesehen davon, dass die mit den im Südwesten Deutschlands üblichen Gehältern verglichenen Vergütungen der Kollegen im Nordosten Deutschlands blanker Hohn sind, benachteiligen beziehungsweise bevorzugen sie vor allem aus diesem Grund die finanzielle Situation der Pflegeheimbewohner.

Resultate der Einkommensungleichheiten im Pflegesektor

So decken in Baden-Württemberg die Durchschnittseinkünfte der Pflegeheimbewohner gerade nur 307 Tage eines Jahres ab. Etwas besser schneiden das Bundesland Rheinland-Pfalz mit 318 Tagen sowie die Stadt Mannheim mit 322 Tagen ab.

Dennoch sollen in Mannheim rund 40 % der Pflegeheimbewohner ihre Pflegeheimkosten nicht selbst tragen können. In Pflegestufe 1 bleiben nach Abzug der Pflegekassenleistung immer noch gut 1800 Euro monatlich übrig, in Pflegestufe 2 sogar über 2000 Euro. Können die Bewohner nicht auf ein ausreichendes Einkommen oder Vermögen zurückgreifen und sind auch Verwandte nicht dazu in der Lage, springt das Sozialamt ein.

Im Grunde ein Skandal

Unter den Menschen, deren Rente nicht reicht, befinden sich durchaus nicht vorrangig ehemals Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger. Betroffen sind auch zahlreiche lebenslang arbeitende Normalverdiener. Wer unterstützende Sozialhilfe erhält, dem bleibt insgesamt nur ein Taschengeld von 109 Euro im Monat. Für Extras bleibt da kaum Spielraum.

Senioren mit Alterseinkünften von mehreren Tausend Euro aus Rente plus Betriebsrente oder üppiger Pension und möglicherweise noch Einkommen aus zusätzlichem Vermögen oder Immobilien sind als Minderheit nicht repräsentativ.

Das Ganze ist ein Skandal und bedarf gründlicher Reformen: sowohl in den Pflegeheimen selbst als auch für Angebote bezahlbarer privater Pflegeversicherungen.

Bildquelle: © ldprod – Fotolia.com

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