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Streit gibt es überall – und er ist wichtig. Allerdings kommt es auch immer ein bisschen darauf an, wie der Streit „geführt“ wird. Insbesondere dann, wenn kleine Kinder dabei sind. Die können das Ganze nämlich sehr schnell falsch verstehen. Nicht zu unterschätzen ist dabei die hoch sensible Gefühlslage der Kleinen…

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Gute Kommunikation ist das A und O: Auch Streit gehört dazu

Wenn sich Eltern ab und zu mal streiten sollen, ist das völlig normal. Streit hat dabei leider einen sehr schlechten Ruf. Häufig denkt man sogar, dass eine Beziehung ohne Streit der Optimalfall sei. Diese Annahme ist allerdings nicht ganz richtig. Recht oft hört man sogar von Paaren, die sich während ihrer Beziehung nie gestritten haben, dann aber in einem großen Knall auseinander gegangen sind…

Wie so häufig kommt es eben auf die richtige Dosis an. Kommunikationsforscher fanden sogar heraus, dass Streiten gesund sein kann. Viele Experten teilen die Ansicht, das Geheimnis einer guten Partnerschaft liege in der Kommunikation. Und das wiederum bedeutet, dass auch mal gestritten werden muss.

Darf man vor dem Kind streiten?

Streiten ist also erlaubt: Für viele wird diese Tatsache also eine große Erleichterung bedeuten. Denn wenn wir ehrlich sind, ist Streiten gar nicht so schwer. Schon der unbedeutendste Umstand kann Auslöser eines heftigen Streits sein – zum Beispiel ein vergessener Jahrestag, der Besuch der Schwiegermutter, ein Tag im Möbelhaus, der Fahrstil des Mannes und ähnliches.

Doch was ein Streit für ein Kind bedeutet, sind sich die meisten erst gar nicht bewusst. Nun könnte man sich natürlich fragen, ob man überhaupt vor den Kindern streiten sollte. „Ja, streiten vor den Kindern ist durchaus erlaubt“, sagt Felicitas Richter, Sozialpädagogin und Buchautorin. Logisch, denn ein Kind lernt von seinen Eltern, indem es nachahmt. Würde es niemals Streit mitbekommen, könnte das für sein späteres Leben fatale Auswirkungen haben.

Kinder, die lernen, mit Auseinandersetzungen gut und gekonnt umzugehen, haben beispielsweise später im Berufsleben ein paar wichtige Vorteile: Sie wissen, wie sie sich durchsetzen und wie sie ihre Rechte geltend machen können.

Anders ist es bei Kindern, die Streit nie so wirklich mitbekommen haben. Oft lassen sich diese später einmal schnell einschüchtern. Sie kämpfen wesentlich seltner für ihre Rechte und müssen teilweise häufig auch öfter einstecken.

Dann gibt es aber auch noch die Kinder, die regelrechte Wutausbrüche der Eltern mitbekommen mussten – schlimmstenfalls auch Gewalt. Dass sich das natürlich auch auf die Psyche des Kindes auswirkt, soll einen letztendlich nicht wundern. Nicht selten neigen die Kinder ebenfalls zu Aggression, haben Traumata oder ähnliches.

Die goldenen Streitregeln

Am Ende kommt es also auch darauf an, wie gestritten wird. Hierbei gibt es ein paar goldene Regeln, die man als Elternteil unbedingt befolgen sollte:

Streit-Regel 1: Streit gehört dazu

Streit ist eine wichtige Form der Kommunikation. Wenn wir streiten, werden wir automatisch etwas lauter und energischer. Das ist auch erforderlich, um unserem Standpunkt den notwendigen Nachdruck zu verleihen. Dasselbe Verhalten ist natürlich auch im Tierreich völlig normal.

Im Streit sagt man oftmals Dinge, die man sonst nicht sagen würde – aus Höflichkeit, Rücksicht oder ähnlichen Gründen. Außerdem gerät man gerne mal in Rage – es reicht einem, man hat die Nase voll und will seinen Standpunkt endlich durchsetzen!

Und: Manchmal wird man auch nur so vom anderen wirklich wahrgenommen. Plötzlich merkt der Partner, dass es ernst ist. In vielen Fällen ist das dann letztendlich auch der letzte Ruck, der fehlt, um etwas Bestimmtes zu bewirken, was zuvor durch Höflichkeit nicht bewirkt werden konnte.

Hier kann das Kind bereits ein paar wichtige Lektionen lernen. Wer vom anderen nicht gehört wird, sich durchsetzen will oder einfach ernstgenommen werden möchte, muss auch mal lauter werden. Außerdem bricht wegen eines Streits noch längst nicht die Welt zusammen – und auch die Liebe hört deswegen nicht auf. Konflikte sind eben dazu da, gelöst zu werden. Streit gehört zum Leben dazu und ist ab und zu auch gesund.

Kinder lernen das Streiten von ihren Freunden und Geschwistern, zu einem Großteil aber auch von ihren Eltern. Das bedeutet natürlich, dass die Eltern auch im Streit eine gewisse Vorbildrolle einnehmen.

Streit-Regel 2: Respektvoll und fair streiten

Besonders schlimm sind für ein Kind allerdings Streitereien, wenn sprichwörtlich die Fetzen fliegen. Beim Streiten werden leider häufig wichtige Grenzen überschritten und Zonen besetzt, die eigentlich tabu sein sollten: Wer beispielsweise im Streit gerne Schimpfworte benutzt und den anderen gerne niedermacht, sollte dieses Verhalten möglichst ablegen!

Zum einen sind Schimpfworte oder Beleidigungen keine Strategie, die zum Ziel führt. Sie sorgen eher für das Gegenteil. Andererseits lernt das Kind von dem Streit auch nicht das Wesentliche: Worauf es im Streit nämlich ankommt, ist eine konstruktive Vorgehensweise. Wenn Kinder bei ihren Eltern schon sehen, wie ein konstruktiver Streit verläuft (in dem man sich trotz allen Ärgers respektvoll gegenüber verhält),werden die Kinder sich auch selbst eher respektvoll verhalten, wenn sie sich streiten.

Streit-Regel 3: Versöhnung

Nach dem Streit muss es ein Happy End geben. Dass sich die Eltern also nach dem Streit wieder versöhnen, ist eine wichtige Lektion für das Kind. Es sollte sehen, dass der Streit nicht dem „Zoff“ selbst dient, sondern der konstruktiven Lösung, und dass man sich danach wieder verträgt und möglichst auch wieder lieb hat. So lernt das Kind, Streit auch mit etwas Positivem zu assoziieren. Es weiß, dass es beim Streiten immer die Versöhnung und natürlich eine gemeinsame Lösung im Vordergrund sehen sollte.

Streit-Regel 4: Nichts vorlügen

Kinder sind sehr feinfühlig und wissen sofort, wenn etwas nicht stimmt. Wenn die Eltern also nur so tun, als wäre alles in Ordnung, dann ist das Kind oft die erste Person, die merkt, dass irgendetwas faul ist. Für den Nachwuchs kann das sehr verunsichernd sein. Die Fantasie des Kindes macht dann kurzen Prozess mit ihm, indem ein Film nach dem anderen abläuft, in dem sich das Kind das größte Übel ausmalen könnte.

Das Schlimmste Gefühl dabei ist die böse Vorahnung zu haben, dass sich Mama und Papa nicht mehr vertragen könnten. Als Eltern sollten wir deswegen immer ehrlich bleiben und die Kinder vor solchen Gefühlen bewahren, indem wir ihnen die Situation ehrlich erklären. Auch hierbei gilt: Klare und ehrliche Worte, ohne dabei den anderen in die Pfanne hauen zu wollen oder vor dem Kind schlecht zu machen. Oftmals kann schon ein einfaches Statement ausreichen:

Mama und Papa sind gerade sauer aufeinander, weil wir unterschiedlicher Meinung sind. Aber wir versuchen, dass wir uns bald wieder vertragen. Ihr habt keine Schuld an unserem Streit.

Streit-Regel 5: Kinder dürfen nicht zwischen die Fronten geraten

Wenn sich Mutter und Vater streiten, dann sollte das auch nur zwischen den beiden ausgetragen werden. Kinder sollten auf keinen Fall zwischen die Streitfronten geraten.

Was viele Eltern falsch machen, ist, dass sie versuchen, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen. Entweder, um sich selbst verstanden zu fühlen, oder um sie als Druckmittel zu benutzen. Das ist fatal und ein absolutes No-Go! Genauso sollte man das Kind auf keinen Fall im Vertrauen zu sich ziehen oder als einen Gesprächstherapeuten benutzen.

Wie schlimm die Folgen einer solchen Handlung sein können, ist den meisten gar nicht bewusst! Essstörungen, schlechte Schulnoten und sogar Depressionen sind nur einige der Auswirkungen solchen Handelns.

Streit-Regel 6: Schlechte Stimmung darf nicht überwiegen

Ein Streit muss irgendwann immer ein Ende haben. Streitereien, die nicht enden, ziehen das Familienklima in starke Mitleidenschaft. Wachsen die Kinder dann in einem permanent negativen Familienklima auf, kann das in ihrer Psyche schwere Schäden verursachen.

Professor Michael Schulte-Markwort, Psychiater an der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf, sagte hierzu: „Wer ständig Streit in seinem vertrauten Umfeld erlebt, wird sich später selbst schwer damit tun, eine gesunde Beziehung zu führen.“

Bildquelle:© gstockstudio – Fotolia.com

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