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Was genau macht eigentlich ein Sticker? Wenn Sie über diese zunächst so banal klingende Frage näher nachdenken und andere dazu befragen, werden Sie feststellen, dass Einzelheiten über diesen Beruf kaum bekannt sind. Sticken ist eher aus dem Handarbeitsunterricht und als Hobby bekannt. Dabei hat ein beruflich tätiger Sticker ganz schön viel zu tun. Erfahren Sie mehr.

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Überblick

  • Sticker: Historie
  • Sticker: Berufsbild
  • Wie Sticker arbeiten
  • Handwerkliche Nischen für Sticker
  • Einsatzbereiche für Sticker
  • Sticker: Arbeitsbedingungen
  • Gesetzliche Neueinordnung des Berufs Sticker
  • Sticker: Ausbildung
  • Voraussetzungen
  • Ausbildungsinhalte
  • Ausbildungsvergütung
  • Sticker: Gehalt
  • Studium für Sticker
  • Perspektive für Sticker
  • Fazit

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Sticker: Historie

Der Ursprung der Stickerei lässt sich nur noch erahnen. Als die ersten Nähnadeln erfunden wurden, um damit Kleidungsstücke anzufertigen, dürfte es nicht lange gedauert haben, bis mit den Nadeln zusätzlich Ornamente aufgestickt wurden.

Verbürgt ist das Stickereihandwerk aus der Antike. Später erfuhr die Stickerei in den ersten Klöstern weitere Vervollkommnung. Im Mittelalter gewann die Stickerei an Bedeutung. Damals gelangten während der Kreuzzüge aus dem Orient bestickte Textilien in bis dahin unbekannter hoher Stickqualität nach Europa und inspirierten hiesige Sticker.

Die Stickerei entwickelte sich mit der Zeit zu einem zunftmäßigen Handwerk fort, das sich ab dem 17. Jahrhundert in Richtung Manufakturwesen wandelte. Ab dem 18. Jahrhundert kam neben den kleinen Handwerksbetrieben die industrielle Massenfertigung für Stickereiwaren auf, die im 19. Jahrhundert mit der Erfindung der Strickmaschine rasanten Aufschwung nahm und handwerkliche Stickereibetriebe bis heute in Nischenbereiche abdrängte.

Sticker: Berufsbild

Sticker verzieren vor allem Kleidung, Wäsche und Heimtextilien mit Stickereien. Außerdem besticken sie Fahnen, Banner, Teppiche und liturgische Gewänder und Textilien. Dabei arbeiten Sticker handwerklich oder benutzen Maschinen.

Die Stickmaschinen funktionieren voll- oder teilautomatisch. Sticker müssen ein Stickprogramm eingeben oder aus dem Maschinenspeicher abrufen. Nach dem Anfahren der Stickmaschinen überwachen Sticker den Maschinenlauf.

Ein weiteres Aufgabengebiet für Sticker ist das Restaurieren kostbarer alter Stickereien in Museen.

Wie Sticker arbeiten

Zu Anfang besprechen Sticker direkt mit dem Kunden den Auftrag. Dabei geht es um Art und Größe der Stickerei, die gewünschte Garnsorte, das Muster oder die Darstellung. Der Sticker fertigt eine Skizze an und notiert gegebenenfalls ergänzende Applikationen wie Pailetten oder Perlen. Für viele Stickereien existieren Mustervorlagen. Sticker erstellen außerdem selbst Computervorlagen.

Das besprochene Stickereimotiv übertragen Sticker anschließend auf den Stoff. Dabei benutzen sie auch den jedem aus dem Handarbeitsunterricht bekannten Stickrahmen. Auf die Vorbereitungen folgt das eigentliche Sticken, meistens mithilfe von Stickmaschinen, auf denen sich die Sticharten einstellen lassen.

Neben Einzelstücken fertigen Sticker ganze Serien von Stickereien an, zum Beispiel für Wäsche, Heimtextilien oder bestickte Kleidungsstücke wie Blusen. Ebenso bestickten sie Stoffbahnen, die hinterher zu Textilprodukten weiterverarbeitet werden.

Dies geschieht oft in vollautomatischen Stickprozessen, bei denen Sticker im Voraus Sticharten, Muster, Garnfarben, Fadenspannung, Stichlänge und Stichdichte festlegen. Danach überwachen sie nur noch den Arbeitsprozess, um bei Störungen gleich eingreifen und Maschineneinstellungen anpassen zu können.

Abschließend folgt das Aufmachen und Garnieren der Stickereien: Vernähen loser Fäden, Säumen, Zusammennähen, Anknüpfen von Fransen, Aufnähen von Borten oder Rüschen.

Pflege und Wartung der Stickmaschinen sowie das Beheben kleiner Störungen gehören ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Sticker.

Handwerkliche Nischen für Sticker

Obwohl der Großteil von Stickarbeiten heutzutage von industriell arbeitenden Stickereien erledigt wird, besteht auch Nachfrage an handwerklich angefertigten Stickwaren.

Die schon angesprochenen liturgischen Textilien wie Gewänder für Geistliche oder Tücher für Altar und Kanzel sowie die Restaurierung gestickter Museumsexponate sind typische Stickaufträge für Handwerksbetriebe.

Hier ist besondere Kunstfertigkeit gefordert: Unterschiedlich dicke Stoffe, Umgang mit groben und filigranen Garnen sowie häufig sehr aufwändige und komplexe Strickmuster oder teilweise seltene historische Stichtechniken erfordern individuelle Arbeitsgänge, wie sie Maschinen nicht leisten, sondern nur handwerklich tätige Sticker vollbringen können.

Ebenfalls von den Händen handwerklicher Sticker stammt die sogenannte Nadelmalerei von Stickbildern und Gobelins. Neben hohem handwerklichem Geschick wird hier der sichere Blick für Formen und Farben besonders herausgefordert. Zum Teil müssen Sticker dabei auch weben und knüpfen.

Einsatzbereiche für Sticker

Sticker arbeiten In Handwerksbetrieben, Stickereien von Textilunternehmen, Automatenstickereien sowie in den Handarbeitsabteilungen von Warenhäusern.

Sticker: Arbeitsbedingungen

Sticker arbeiten viel im Sitzen, teilweise allerdings auch im Stehen oder Gehen. Sie nutzen beim Arbeiten ihre eigenen Hände und häufig Maschinen und Geräte. Dabei müssen Sticker sehr präzise arbeiten und Maschinenlärm ertragen können. In Stickereibetrieben ist Schichtarbeit durchaus üblich.

Gesetzliche Neueinordnung des Berufs Sticker

Seit dem 1. August 2011 gilt für Sticker eine neue Ausbildungsverordnung. Der neue Berufsbegriff „Textilgestalter im Handwerk“ umfasst die bisherigen Ausbildungsberufe Sticker, Stricker und Weber sowie die Fachrichtungen Klöppeln, Filzen und Posamentieren. Nach Ende des Zweiten Ausbildungsjahres wählen künftige Sticker daraus ihre Fachrichtung zur Spezialisierung aus.

Sticker: Ausbildung

Sticker ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die dreijährige Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt.

Voraussetzungen

Ein bestimmter Mindestschulabschluss ist für die Ausbildung zum Sticker nicht vorgeschrieben. Bewerber mit Hauptschulabschluss und mittlerem Bildungsabschluss werden bevorzugt.

Vorausgesetzt werden bestimmte Eigenschaften:

  • Zeichentalent, Kreativität und Sinn für Ästhetik
  • Geschicklichkeit und gute Auge-Hand-Koordination
  • Mathematik- und Technik-Verständnis
  • Sorgfalt
  • Kundenorientierung

Für die spätere Berufstätigkeit sollte Bereitschaft zum Schichtdienst bestehen.

Ausbildungsinhalte

In der Ausbildung zum Sticker geht es vor allem um folgende Inhalte:

  • maßstabsgetreues Übertragen der Stickmuster auf den Stickboden
  • Ermitteln des Materialbedarfs
  • Entwicklung, Gestaltung und Präsentation der Entwürfe
  • Qualitätssicherung in der Herstellung
  • Kundenberatung

Im Ausbildungsbetrieb arbeiten die künftigen Sticker unter Anleitung und Aufsicht ihrer ausgebildeten Kollegen.
In der Berufsschule werden die Fächer Mathematik, Textiles Gestalten und Werken/Technik unterrichtet.

Ausbildungsvergütung

Die monatlichen Ausbildungsvergütungen betragen brutto circa:

  • 1. Ausbildungsjahr: 230 Euro
  • 2. Ausbildungsjahr: 265 Euro
  • 3. Ausbildungsjahr: 310 Euro

Sticker: Gehalt

Das Einstiegsgehalt für Sticker beträgt durchschnittlich 1370 Euro brutto monatlich. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung kann das Gehalt für Sticker bis auf 2100 Euro steigen.

Wer gehaltlich weiterkommen möchte, muss sich fortbilden. Textilgestaltermeister dürfen mit einem Einstiegsgehalt von 2600 Euro rechnen und können sich obendrein selbstständig machen. Mit einem Studienabschluss sind sogar Gehälter ab 2500 Euro drin.

Studium für Sticker

Sticker beziehungsweise Textilgestalter im Handwerk der Fachrichtung Stickerei ohne Abitur erwerben nach dreijähriger Berufserfahrung automatisch eine Hochschulzugangsberechtigung zu einem fachlich passenden Studiengang wie beispielsweise Textildesign, Modedesign oder Bekleidungstechnik.

Perspektive für Sticker

Die Frage nach der beruflichen Perspektive für Sticker lässt sich pauschal nicht so einfach beantworten. In der industriellen Stickerei besteht ein harter Wettbewerb mit Stickereibetrieben in Niedriglohnländern. Dies spiegeln auch die relativ niedrigen Ausbildungsvergütungen und Gehälter für Sticker ohne berufliche Fortbildungen wider.

Etwas besser sieht es in handwerklichen Stickereibetrieben aus, die überwiegend Stickereiarbeiten ausführen, für die sich Maschinen und Geräte nicht eignen, sondern bei denen Handarbeit gefragt ist. Oft zeichnen sich diese Aufträge durch individuelle und anspruchsvolle Arbeitsanforderungen aus, die höhere Vergütungen rechtfertigen.

Das Spezialisieren auf eine handwerkliche Nische in der Stickerei kann sich ebenfalls bezahlt lohnen.

Fazit

Zum Ausüben ihres Berufes benötigen Sticker eine ordentliche Portion Idealismus. Der Beruf ist abwechslungsreich und anspruchsvoll, jedoch für seine Anforderungen schlecht vergütet.

Gerade Industriebetrieben macht die Konkurrenz der Niedriglohnländer zu schaffen. Sticker sollten für bessere Verdienstaussichten und für die eigene Beschäftigungsperspektive Fortbildungsmöglichkeiten wahrnehmen. Die Ausbildung zum Sticker kann auch das Sprungbrett in textiltechnische Studiengänge sein.

Bildquelle: © victor zastol’skiy – Fotolia.com

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