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Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, woher der Bogen kommt, mit dem Violinisten ihren Instrumenten die Töne entlocken? Oder gehen Sie davon aus, dass das Geigenbauerhandwerk das Bogenmachen mit einschließt? Dann würden Sie einen Bogen gewaltig unterschätzen! Bogenmacher ist ein eigener Ausbildungsberuf. Erfahren Sie hier mehr dazu.

Überblick

  • Spezialist im Hintergrund: der Bogenmacher
  • Bogenmacher: So funktioniert sein Bogen
  • Bogenmacher: Berufsbild
  • Weitere Aufgaben eines Bogenmachers
  • Bogenmacher wissenschaftlich ausgedrückt
  • Bogenmacher Ausbildung
  • VoraussetzungenAusbildungsinhalteAusbildungsvergütung
  • Bogenmacher: Gehalt
  • Bogenmacher: Studium
  • Perspektive für Bogenmacher
  • Fazit

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Spezialist im Hintergrund: der Bogenmacher

Die Bögen von Streichinstrumenten zählen wohl zu den am meisten unterschätzten Musikinstrumenten. Tröstlich dabei: Hauptsächlich sind es Laien, die die wahre Bedeutung eines Bogens beim Geigenspiel nicht erkennen und überrascht sind, dass Bogenmacher ein eigenständiger Beruf ist.

„Die Geige, das ist der Bogen“ soll wiederum ein berühmter Geigenspieler gesagt haben. Ein Bogen ist ein Kunstwerk für sich. Erst Geige und Bogen zusammen als Einheit erzeugen Musik.

Bogenmacher: So funktioniert sein Bogen

Bei einem Streichinstrumentenbogen handelt es sich um einen mit Pferdehaar bespannten Stab aus Hartholz. Wird er über die Saiten gestrichen, erzeugt er über den sogenannten Stick-Slip-Effekt eine Schwingung – den Ton. Das Einreiben der Bogenbespannung mit Kolophonium, einem Baumharzprodukt, erhöht ihren Reibungswiderstand auf den Saiten.

Der Stick-Slip-Effekt – aus dem Englischen wörtlich übersetzt „Haft-Gleit-Effekt“ – beschreibt das ruckweise Gleiten gegeneinander bewegter fester Körper. Aus dem Alltag bekannt ist er zum Beispiel als Türenknarren oder Quietschen beim Reiben über einen aufgeblasenen Luftballon.

Bogenmacher: Berufsbild

Bogenmacher fertigen per Hand die Bögen für Streichinstrumente an. Dabei müssen sie die Eigenarten der unterschiedlichen Streichinstrumente berücksichtigen. Für Violine, Bratsche, Cello oder Bass genügt keinesfalls nur irgendein Bogen. Es gibt auch keinen Universal-Bogen, der sich für sämtliche Streichinstrumente eignet.

Ein Bogenmacher weiß, wie er mit seinen Bögen unterschiedlichen Streichinstrumenten gerecht wird. Anhand technischer Zeichnungen entnimmt er Maße und Vorgaben für den anzufertigenden Bogen. Er wählt Holzart und weitere Werkstoffe aus und richtet sie für seine Arbeit zu. Anschließend stellt er in Handarbeit unter Zuhilfenahme besonderer Werkzeuge und Maschinen die einzelnen Teile des Bogens her.
Den Bogen stellt ein Bogenmacher fast immer als komplettes Werkstück von Entwurf bis Fertigstellung allein her. Einzelheiten spricht er im Voraus mit seinen Kunden ab.

Dabei geht es um:

  • Holzart
  • Länge und Stärke
  • Schwerpunktlage
  • Materialien der Bogenteile und Verzierungselemente: Holz, Metall, Kunststoff, Perlmutt, Horn und andere

Die wesentlichen Bestandteile eines Bogens sind Bogenstange, Bogenfrosch und Bogenbeinchen:

Die Bogenstange ist rund oder achteckig und aus Brasil Holz oder ähnlichen Holzarten gefertigt. Sie wird mit Rosshaar bespannt, meistens von einem Schimmel stammend.

Vorn an die Bogenstange angearbeitet ist ihre Spitze, die das vordere zusammen geknotete Ende der Rosshaarbespannung hält. Die Spitze ist ein kleines Kunstwerk für sich und häufig mit einem dünnen Plättchen aus Elfenbein oder Ebenholz verziert.

Der Bogenfrosch hält die hintere Bogenbespannung und ist meistens aus Ebenholz, seltener aus Horn oder Elfenbein.

Die Bezeichnung „Frosch“ hat mit seinem Aussehen zu tun:

Es erinnert an einen sitzenden Frosch. Bei alten Streichbögen ohne moderne Bespannung springt der Bogenfrosch leicht weg, was ebenfalls an einen Frosch erinnert. Der Frosch hat außerdem häufig auf beiden Seiten ein Auge:

eine runde Verzierung, oft aus Perlmutt. Insgesamt bildet der Bogenfrosch ein komplexes Bogenteil, das hohes Können des Bogenmachers erfordert.

Bogenbeinchen:

Beim Bogenbeinchen handelt es sich um einen auf die Frosch-Gewindestange aufgesetzten Drehgriff Ein Bogenbeinchen besteht fast immer aus den gleichen Materialien wie der Bogenfrosch.

In seiner Arbeit wendet ein Bogenmacher die handwerklichen Techniken Schnitzen, Schneiden, Sägen, Schleifen, Raspeln, Fräsen und Feilen an. Dabei nutzt er Stangenrohlinge als Vorlagen.

Durch Erhitzen biegt er die Bogenstange in Form, bevor er die Holzoberflächen beizt oder lackiert. Auch der Kopf des Bogens wird vom Bogenmacher sorgfältig von Hand gearbeitet.

Den Bogengriff bezieht der Bogenmacher mit Leder, wobei er auf Gewicht und Schwerpunkt des Bogens achtet.

In der Endphase wird es erneut spannend: Jetzt prüft der Bogenmacher die Qualität seines Bogens. Je nachdem, für welches Instrument der Bogen gedacht ist – Geige, Bratsche, Cello oder Bass – hört der Bogenbauer beim Anspielen mit dem Bogen auf dem betreffenden Streichinstrument genau hin: Klingt es unsauber, zu flach, zu schrill? Dann muss er den Bogen entsprechend anpassen.

Weitere Aufgaben eines Bogenmachers

Wer so ausgezeichnete Kenntnisse über das Anfertigen von Bögen hat, ist natürlich auch bei Reparaturen der ideale Ansprechpartner. Nicht immer muss ein beschädigter Bogen gegen einen neuen ausgetauscht werden. Nach seiner Inspektion kann der Bogenmacher beurteilen, ob sich eine Reparatur lohnt und diese selbst ausführen.

Ein Bogenmacher berät seine Kunden außer in Reparaturangelegenheiten auch allgemein. So nimmt er nicht nur den Auftrag für einen neuen Bogen entgegen. Falls erforderlich, macht er seine Kunden auf bessere Alternativen aufmerksam, sei es das Material oder eine Einstellung. Auch beim Kauf eines bereits fertigen Bogens kann ein Bogenmacher fachkundigen Rat geben.

Die von ihm bei seiner Arbeit verwendeten Werkzeuge und Maschinen wartet und pflegt ein Bogenmacher außerdem selbst.

Bogenmacher wissenschaftlich ausgedrückt

Ein Bogenmacher fertigt sein Produkt für eine angesehene kulturelle Technik an, dem Musizieren auf Streichinstrumenten. Falls ihm dabei einmal der deutsche Begriff „Bogenmacher“ zu gewöhnlich vorkommt, kann er sich alternativ vornehm auf Latein als „Agittarius“ bezeichnen.

Bogenmacher Ausbildung

Die Ausbildung zum Bogenmacher dauert drei Jahre. Sie findet als duale Ausbildung im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt.

Die beiden einzigen Ausbildungsgelegenheiten zum Bogenmacher in Deutschland befinden sich in Berlin und Mittenwald. Entsprechend gering ist die Zahl der Bogenmacher Auszubildenden.

Voraussetzungen

Ein Mindestschulabschluss ist für die Ausbildung zum Bogenmacher nicht vorgeschrieben.

Dennoch erwarten Ausbildungsbetriebe von Bewerbern bestimmte Fähigkeiten:

  • sehr gutes Hörvermögen
  • Sinn für Ästhetik
  • handwerkliches Geschick
  • Sorgfalt
  • Kundenorientierung

Ein Interesse für mathematische und physikalische Zusammenhänge ist ebenfalls von Vorteil.

Ausbildungsinhalte

Im Ausbildungsbetrieb lernen Auszubildende zum Bogenmacher vor allem die Praxis. Erfahrene Kollegen lassen sie unter Anleitung und Aufsicht mitarbeiten, wobei die Anforderungen allmählich steigen.

In der Berufsschule werden theoretische Kenntnisse über das Bogenmachen vermittelt. Schulfächer wie Mathematik und Physik lehren das Berechnen von Flächen und Materialbedarf sowie die Bearbeitung der Werkstoffe. In Werken und Technik geht es um präzise Werkzeugarbeit und technisches Zeichnen.

Ausbildungsvergütung

Die Ausbildungsvergütung ist nach Ausbildungsjahren gestaffelt und beträgt durchschnittlich monatlich brutto:

  • 1. Ausbildungsjahr: 400 Euro
  • 2. Ausbildungsjahr: 480 Euro
  • 3. Ausbildungsjahr: 520 Euro

Bogenmacher: Gehalt

Das Gehalt eines Bogenmachers hängt neben der Berufserfahrung stark vom Beschäftigungsbetrieb und der Region ab. Die Gehälter bewegen sich circa in einer Spanne von 1500 Euro und 3100 Euro brutto monatlich. Das Durchschnittsgehalt beträgt rund 2000 Euro. Die besten Gehälter werden in Bayern und Hessen gezahlt, die niedrigsten hauptsächlich in Ostdeutschland.

Bogenmacher: Studium

Mit einem Studium kann der Bogenmacher seine Karrierechancen verbessern. Hier bietet sich das Studienfach Musikinstrumentenbau an.

Perspektive für Bogenmacher

Bogenmacher mit Karrierewünschen kommen um eine Weiterbildung nicht herum. Als Bogenmachermeister dürfen sie ein höheres Gehalt erwarten, haben bessere Aussichten auf eine Führungsposition und können sich obendrein selbstständig machen.

Ebenfalls förderlich für einen beruflichen Aufstieg ist die Weiterbildung zum „Geprüften Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung“.

Als Ausbilder gibt der Bogenmacher sein reiches Wissen an den Nachwuchs weiter.

Generell ist allerdings festzustellen, dass Bogenmacher ein Nischenberuf ist. Zwar werden in der Musik Streichinstrumente weiterhin eine bedeutende Rolle spielen, doch ist ein Streichbogen kein Massenprodukt. Entsprechend eng ist der Arbeitsmarkt.

Fazit

Bogenmacher ist ein eigenständiger Beruf, denn Bögen für Streichinstrumente müssen hohe musiktechnische Anforderungen erfüllen. Dennoch ist Bogenmacher ist ein relativ unbekannter Beruf.

Das liegt zum einen daran, dass die Herstellung von Bögen im Geigenbau vermutet wird. Zum anderen gibt es nur wenige Bogenmacher. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, wählt einen schönen und anspruchsvollen Handwerksberuf mit jedoch begrenzten Arbeitsplätzen aus.

Die Bereitschaft zu Fortbildungen und gegebenenfalls beruflicher Orientierung sollte vorhanden sein.

Bildquelle: © steschum – Fotolia.com

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