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Mit dem allgemeinen Hochschulabschluss in der Tasche stehen viele Abiturienten vor der Frage: Was soll ich tun? Soll ich eine Ausbildung machen oder doch lieber studieren? Wer in diesem Punk unschlüssig ist, dem wird meist das duale Studium empfohlen; aber was genau ist das eigentlich?

Die Verbindung von Praxis und Theorie

Im Grunde genommen ist das duale Studium eine Kombination aus praxisbezogener Arbeit und einem theoretischem Hochschulstudium. Das hat, wie so ziemlich alles im Leben, gewisse Vor- und Nachteile. Hinter dem Überbegriff duales Studium verstecken sich allerdings mehrere Systeme, die sich in gewissen Punkten unterscheiden, sodass nahezu jeder das passende finden kann.

Unterschieden wird zwischen dem ausbildungsintegrierendem, dem praxisintegrierendem, dem berufsintegrierendem und dem berufsbegleitendem Studium. Im Wesentlichen ist das Konzept aller Systeme gleich, allerdings werden verschiedene Abschlüsse erwartet, bzw. im Laufe der Zeit unterschiedliche Abschlüsse erworben.

Beim ausbildungsintegrierendem dualen Studium wird innerhalb von meistens drei bis vier Jahren sowohl ein Bachelor-Abschluss, als auch eine Ausbildung mit IHK- bzw. HWK-Abschluss absolviert. Zugangsvoraussetzung hierfür ist die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife. Um das duale Studium beginnen zu können benötigt es einen Ausbildungsvertrag zwischen einem Unternehmen und dem Studierenden, sowie eine Fachhochschule oder Berufsakademie, die den theoretischen Teil der Ausbildung übernimmt. Die Ausbildung findet dann Tage- oder Blockweise im Unternehmen statt.

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Bei dem praxisintegrierendem dualen Studium handelt es sich um ein Hochschulstudium mit integrieren Praxisphasen. Auch für dieses System werden das Abitur oder die Fachhochschulreife, sowie ein Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen vorausgesetzt. Die Teilzeitarbeit bzw. die längeren Praxisphasen im Unternehmen sind dann auf die Studieninhalte abgestimmt. Allerdings beinhaltet die Arbeit keine klassische Ausbildung, sodass man am Ende der Regelstudienzeit lediglich einen Bachelor-Abschluss vorweisen kann.

Das berufsintegrierende duale Studium kombiniert den Studiums-Abschluss mit einer Teilzeittätigkeit. Voraussetzung hierfür ist ein Teilzeitarbeitsvertrag und eine abgeschlossene Ausbildung. Eine Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife ist nicht notwendig.

Das berufsbegleitende duale Studium bietet eine Kombination aus einer Vollzeittätigkeit und einem Studien-Abschluss. Auch hierfür ist das (Fach-)Abitur keine Voraussetzung. Es handelt sich vielmehr um ein Selbststudium, das parallel zum normalen Arbeitsalltag absolviert wird. Es beinhaltet Begleitseminare, die allerdings höchstens einmal die Woche stattfinden, wobei der Arbeitgeber eine unterstützende Funktion einnimmt, indem er den Mitarbeiter freistellt oder entlastet.

Die verschiedenen Zeit-Modelle

Generell gibt es zwei verschiedene Systeme nach denen ein duales Studium aufgebaut sein kann. Hierbei handelt es sich entweder um das Blockmodell oder das Wochenmodell.

Beim Blockmodell wechseln sich die Theorie- und Praxisphasen in einem Zyklus von drei Monaten ab, sodass man 12 Wochen nur im Unternehmen verbringt und die darauffolgenden 12 Wochen nur an der Fachhochschule. Das hat den Vorteil, dass man sich auf die aktuelle Phase einstellen, im Unternehmen eigenständige Projekte entwickeln und während der Theoriephasen aufs Lernen konzentrieren kann. Weniger vorteilhaft ist, dass man während der Theoriephasen viele entscheidende Entwicklungen und Projekte im Unternehmen verpassen kann.

Das Wochenmodell zeichnet sich dadurch aus, dass jede Woche sowohl Praxis- als auch Theoriephasen beinhaltet. Der Student verbringt in der Regel drei Tage im Praxisunternehmen und zwei Tage an der Hochschule bzw. Berufsakademie. Dieses System soll sicherstellen, dass das theoretisch erlernte Wissen sofort angewendet werden kann und die Studierenden immer auf dem neusten Stand sind, was die Arbeit in der Firma betrifft. Der Nachteil dieses Modells ist, dass sich der Student auf zwei Lehrsysteme gleichzeitig konzentrieren muss.

Welches System letztendlich angeboten wird, hängt meistens von der Hochschule bzw. Berufsakademie und den kooperierenden Unternehmen ab. Auch lässt sich schlecht beurteilen, welches das bessere System ist. Häufig hängt es von individuellen Fähigkeiten und persönlichen Vorlieben ab, welches das passendere Modell ist.

Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums

Nicht nur die verschiedenen Systeme und Zeitmodelle haben Vor- und Nachteile, auch das duale Studium selbst hat sie.

Einer der großen Vorteile, zumindest beim ausbildungsintegrierendem Studium ist das effiziente Zeitmanagement. Gewinnbringender kann die Zeit nicht genutzt werden, als innerhalb von 6 – 8 Semestern sowohl ein Studium als auch eine Ausbildung abzuschließen. Ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist, ist außerdem die Berufserfahrung. Damit ist man all denjenigen, die bloß ein klassisches Studium abgeschlossen haben, einen weiten Schritt voraus, wenn es später daran geht einen guten Job zu finden. Falls das überhaupt noch nötig ist, denn die Übernahmechance beim dualen Studium ist enorm; durchschnittlich liegt sie bei 80%, denn hier überzeugt man den Arbeitgeber während und nicht erst nach der Ausbildung. Abgesehen davon, kann man während der Ausbildung schon wichtige Kontakte knüpfen und ein ganzes Kontaktnetzwerk innerhalb der Branche aufbauen.

Während für einen gewöhnlichen Student das Studium häufig sehr kostenintensiv ist, verdient der duale Student schon während der Ausbildung Geld. Im Regelfall werden vom Arbeitsgeber die Studiengebühren übernommen und je nach Studienform kommt noch eine Ausbildungsvergütung hinzu. Diese liegt laut duales-studium.de durchschnittlich bei 869€ bei einem praxisintegriertem, 853€ bei einem ausbildungsintegriertem und 1482€ bei einem berufsbegleitenden Studium.

Grundsätzlich gilt aber: je größer das Unternehmen, desto höher ist die Vergütung.

Auch das wissenschaftliche Arbeiten an der Hochschule ist häufig angenehmer, als an herkömmlichen Universitäten, bei denen man häufig überfüllte Hörsäle antrifft. Duale Studenten hingegen lernen in kleinen Lerngruppen und genießen eine individuelle Betreuung durch ihre Dozenten.

Doch leider bleibt es nicht allein bei all diesen Vorteilen, denn ein duales Studium hat auch Nachteile.

Die umfangreiche Ausbildung und die kurze Zeit bis zum Abschluss bedeuten eine sehr hohe Belastung, der nicht jeder standzuhalten vermag.

Wer sich für ein duales Studium entscheidet, muss sich vom locker-leichten Studentenleben wie es in Filmen dargestellt wird und auch in der Realität häufig genug vorkommt, schweren Herzens verabschieden. Semesterferien beispielsweise gibt es für duale Studenten nicht, lediglich Urlaubstage, wie sie jeden Angestellten zustehen. Durchschnittlich sind das 24 – 30 Tage im Jahr.

Durch die Fixierung auf ein einziges Unternehmen muss man außerdem eine geringe Flexibilität in Kauf nehmen. Es besteht nicht die Möglichkeit durch Praktika andere Arbeitsgebiete oder Firmen kennen zu lernen. Auch die Chance einen Auslandsaufenthalt in die Ausbildung zu integrieren ist meistens nicht möglich.

Besonders kritisch ist es, sollte man merken, dass der gewählte Beruf doch nicht dem entspricht, was man sich anfangs vorgestellt und gewünscht hatte. Im Falle eines Abbruchs kann der Arbeitgeber nämlich die Rückzahlung der Studiengebühren fordern.

Für wen allerdings die Vorteile noch immer überwiegen und wer sich für ein duales Studium entscheidet, muss nur noch hoffen, dass sein Lebenslauf beeindruckend genug ist. In der Regel erwarten die Unternehmen, die ein duales Studium anbieten, ein überdurchschnittlich gutes Abitur. Und, um sich dann gegen die (meist sind es mehrere Hundert auf eine Stelle) Mitbewerber durchzusetzen, können auch Auslandsaufenthalte, Praktika und gemeinnützige Arbeit von Vorteil sein.

Alles in allem muss jeder selbst entscheiden, ob Vor- oder Nachteile überwiegen, aber wer die eigene Belastbarkeit gut einschätzen kann und mit einer großen Portion Elan und Begeisterungsfähigkeit dabei ist, für den ist das duale Studium ein lohnender Weg zu einer erstklassigen Ausbildung.

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