AusbildungGehälterJob am

Der Beruf des Fluglotsen ist sehr begehrt, die Ausbildung vom ersten Tag an gut bezahlt. Bundesweit gibt es 2015 jedoch nur nur 60 Ausbildungsplätze in der bundeseigenen Deutschen Flugsicherung. Das Interesse an diesem Job ist auch deswegen so groß, weil der spätere Verdienst als Fluglotse sehr hoch ist – die Verantwortung, die dieser Job mit sich bringt, allerdings auch. Wer sich hier qualifizieren möchte, muss sich in umfangreichen Eignungstests beweisen.

✅⟹ Aktuelle Ausbildungen: Jetzt Ausbildung finden

✅⟹ Produkttester werden: Jetzt Produkttester werden

Sie sind die Assistenten der Flugzeugpiloten am Boden: Fluglotsen, die als Towerlotsen mit 360-Grad-Rundumblick in luftiger Höhe oder als Center-Fluglotsen arbeiten, haben den Flugraum im Blick, geben Richtungs- und Höhenanweisungen und kontrollieren die Einhaltung des Flugplanes und der Flugreihenfolge.

Sobald ein Flugzeug sich in etwa 300 Metern Höhe befindet, erteilen diese die Start- und Landeerlaubnis. Bis zu 15 Flugzeuge gleichzeitig muss ein Fluglotse in Spitzenzeiten betreuen. Dafür arbeitet er nur 2, höchstens 2,5 Stunden am Stück, um dann eine einstündige Pause zur Regeneration einzulegen.

Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?

Hohe Gehälter bei relativ wenigen Wochenstunden

Beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft erhalten Nachwuchsfluglotsen 875 Euro monatliches Bruttogehalt während der theoretischen Ausbildung – diese dauert zwischen 12 und 18 Monaten. Insgesamt werden sie drei Jahre lang ausgebildet. Während des praktischen Teils steigt der Verdienst rasant an: Er liegt zwischen 3.500 Euro und 4.800 Euro brutto. Noch dazu ist der sichere Berufseinstieg besiegelt.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft übernimmt 100% ihrer Auszubildenden, die als Absolventen bereits mit einem attraktiven Gehalt ins Berufsleben einsteigen: Fluglotsen erhalten schon zu Beginn ihrer Laufbahn zwischen 5.800 und 8.100 Euro monatlich. Die Wochenarbeitszeit liegt zwischen 34 und 38 Stunden. Sie können mit ihrer Ausbildung europaweit tätig werden. Deutschlandweit sind etwa 2.000 Fluglotsen im Einsatz, die Frauenquote liegt dabei bei 30%.

Warum so viel Gehalt gezahlt wird

Dieses Top-Gehalt von Fluglotsen erklärt sich durch die hohen Anforderungen, die der verantwortungsvolle Job mit sich bringt. Höchste Konzentration ist gefragt, wenn Fluglotsen täglich 10.000 Flüge koordinieren. Sie brauchen dazu ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, ein gutes Gedächtnis und Sehvermögen, Abitur sowie Englisch- und Mathekenntnisse. Vor der Ausbildung müssen sie einen einwöchigen Eignungsmarathon bestehen – und das gelingt gerade mal 5% der Anwärter.

Eine Vorbereitung auf diese Tests ist schwierig, da vor allen Dingen bestimmte Eigenschaften abgefragt werden. Zu diesen gehören Teamfähigkeit, Entscheidungsfreude, räumliches Vorstellungsvermögen, Multi-Tasking und Konzentration. Hier gilt das Prinzip: Entweder man verfügt über diese Eigenschaften und eignet sich für den Traumjob – oder eben nicht.

Das hohe Gehalt sollte nicht alleinige Motivation sein

10 weitere Prozent scheitern in der Ausbildung, daher sollten Anwärter auch immer einen Plan B für ihre Zukunft mitbringen – das nimmt auch den Druck. Allein das hohe Gehalt stellt nicht die geeignete Motivation für den anspruchsvollen Beruf dar: Fluglotsen in spe sollten Leidenschaft für die Aufgabe des Fluglotsen mitbringen, um am Radar ihre Erfüllung zu finden.

Das Höchstalter der Anwärter ist übrigens 24 Jahre zum Zeitpunkt der Bewerbung, vor Beginn der Ausbildung muss der Wehr- oder Zivildienst bereits geleistet sein (beziehungsweise muss die Ausmusterung und Freistellung schon erfolgt sein).

Job und Aufstieg sind gesichert

Innerhalb von elf Jahren steigen Fluglotsen in der Gewerkschaft auf ein Gehalt von 9.500 Euro monatlich brutto auf – das entspricht einem Jahresgehalt von 124.000 Euro, zu dem weitere Zulagen hinzukommen. Diese können je nach Niederlassung zwischen 1.300 und 3.200 Euro betragen. Mit spätestens 55 Jahren gehen Fluglotsen in den Vorruhestand, denn die gesundheitlichen Anforderungen sind so streng, dass diese mit steigendem Alter kaum noch zu erfüllen sind.

Fluglotsen müssen sich regelmäßig medizinischen Tests unterziehen. Insofern hat der krisensichere Job auf Lebenszeit stets Nachwuchsbedarf – zumal der Ausschuss der Interessenten so hoch ist. Auch, wenn der Einsatz europaweit möglich ist, sind in Deutschland nahezu nur deutsche Fluglotsen im Einsatz, da Piloten von Kleinflugzeugen und private Hobbyflieger mit englischer Kommunikation überfordert sein können.

Ein Beispiel: Die Verantwortung ist groß!

Im Tower gilt das Vier-Augen-Prinzip, um höchste Sicherheit zu gewährleisten. 2014 gab es keine gefährlichen Annäherungen von Flugzeugen, bei denen eine Kollision drohte. Wenn sich doch einmal zwei Flugzeuge zu nahe kommen, wird dem Cockpit-Warnsystem Beachtung geschenkt und nicht mehr auf den Lotsen gehört – denn in der Vergangenheit wurden aufgrund von menschlichem Versagen bereits Katastrophen ausgelöst.

Zum Beispiel im Jahr 2002, als eine Passagiermaschine und eine DHL-Frachtmaschine in 11 Kilometern Höhe zusammenstießen. Der Fluglotse hatte zum Sinken aufgefordert, das Cockpitsystem zum Steigen – dass der Pilot dem Lotsen vertraute, führte zu einem Unglück über den Wolken, bei dem 71 Menschen starben.

Ein Frühwarnsystem zeigt heute bis zu 20 Minuten vor einem Konflikt kritische Situationen an. Dieses Beispiel veranschaulicht, warum das Gehalt von Fluglotsen überdurchschnittlich hoch ist – immerhin ist auch die Verantwortung riesig.

Eine Anekdote: Streik der Fluglotsen

Vor mehr als 30 Jahren ging ein Streik zu Ungunsten der Fluglotsen zu Ende: 1981 wurden den Streikenden von US-Präsident Reagan vorgeworfen, gegen geltendes Gesetz zu verstoßen – und so wurden diejenigen, die nicht innerhalb von 48 Stunden an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten, auch behandelt – und mit Fußfesseln und Handschellen dem Haftrichter vorgeführt. 11.000 von ihnen wurde gekündigt und auf Lebenszeit aus dem öffentlichen Dienst verbannt.

Doch die Posten mussten neu besetzt werden: Innerhalb von fünf Stunden meldeten sich 1.700 Nachwuchsfluglotsen, die in drei Schichten ausgebildet wurden. Übergangsweise wurde der Luftverkehr von Streikbrechern und Fluglotsen der amerikanischen Streitkräfte geregelt. Zuletzt planten deutsche Fluglotsen einen Streik – aus Solidarität zu ihren Kollegen in Frankreich. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) sagte die Teilnahme jedoch ab. Frankreichs Fluglotsen wollten damit gegen Reformpläne der EU zur Neuordnung des europäischen Luftraums protestieren.

Bildquelle: © Ben Burger – Fotolia.com

4 Bewertungen
4.50 / 55 4