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Es ist kein Geheimnis: Gerben verwandelt Tierhaut in Leder und damit in ein Naturprodukt von langer Haltbarkeit, beständig gegen Wind, angenehm im Griff und wunderbar duftend. Leder gibt es in vielen Sorten: als Glatt- oder Rauleder, weich oder fest sowie verschiedenen Oberflächenstrukturen. Gerben ist ein aufwändiger Prozess, der nicht nebenher in der Lederverarbeitung abläuft. Gerben ist ein Handwerk und wird vom Gerber ausgeübt. Lesen Sie in unserem Artikel Näheres über diesen faszinierenden Beruf.

Überblick

  • Was genau ist Gerben?
  • Steckbrief: Gerber
  • Arbeitsbedingungen der Gerber
  • Einsatzbereiche für Gerber
  • Ausbildung zum Gerber
  • Voraussetzungen
  • Ausbildungsinhalte
  • Ausbildungsvergütung
  • Gerber: Gehalt
  • Gerber: Studium
  • Perspektive für Gerber
  • Resümee

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Was genau ist Gerben?

Gerben beschreibt den Prozess der Verarbeitung roher Tierhäute zu Leder. Dabei wird in die Ledergerbung –Leder ohne Haare – und in die Pelzgerbung – Leder mit Haaren – unterschieden. Beide Methoden ähneln sich. Diese beiden Gerbungsverfahren beziehen sich auf die Unterteilung von Leder und Pelz.

Zusätzlich gibt es weitere unterschiedliche Gerbverfahren, abhängig vom späteren Verwendungszweck des Materials. So sind für Möbel- und Schulleder pflanzliche Gerbstoffe – Rotgerbung – üblich, während für zahlreiche andere Leder, zum Beispiel für Taschen oder Jacken, mineralische Gerbstoffe oder spezielle Fette – Weißgerbung und Sämischgerbung – verwendet werden.

Steckbrief: Gerber

Die Arbeit der Gerber beginnt bereits mit dem Entgegennehmen, Prüfen, Sortieren und Lagern der Tierhäute. Dabei handelt es sich überwiegend um Großviehhäute von Rindern und gelegentlich von Schweinen. Hinzu kommen Häute und Felle von Schafen und Ziegen sowie von verschiedenen weiteren Tieren.

Der gesamte Gerbungsprozess lässt sich grob in drei Schritte aufteilen: Vorbereiten, Gerben und Trocknen. Anschließend folgt die Qualitätskontrolle des Leders oder der Felle.

Gerber setzen in ihrer Arbeit eine Reihe von Maschinen ein wie:

  • Spaltmaschinen
  • Vakuumtrockner
  • Bügelpressen
  • Narbenpressen

In kleinen Handwerksbetrieben setzen Gerber häufiger noch direkte Handarbeit beziehungsweise Werkzeuge und chemische Zusätze ein, beispielsweise beim Entfleischen und Enthaaren der Tierhäute. Das Spalten der Häute in Schichten erfolgt mit Spezialmaschinen. Die zum Gerben vorbereiteten Häute legen sie in Gerbfässern ein. Nach dem Gerben und Trocknen veredeln Gerber das Leder durch Schleifen, Bügeln, Prägen, Färben und Fetten.

Gerber müssen sich dazu mit dem Einrichten, Warten und Pflegen der von ihnen benutzten Maschinen und Anlagen auskennen und diese im Arbeitsprozess aufmerksam überwachen.

In ihrer Arbeit sind Gerber angehalten, Reste und Nebenprodukte möglichst wiederzuverwerten. Außerdem achten sie auf eine umweltgerechte Entsorgung ihrer Abfälle.

Arbeitsbedingungen der Gerber

Der Einsatz von Maschinen in Gerbereien verursacht Lärm. Die beiden Gerben verwendeten Säuren, Laugen und Fette sowie weitere chemische Mittel setzen Dämpfe und Gerüche frei. Beim Umgang mit rohen Häuten und Fellen sind Gerber ebenfalls unangenehmen Gerüchen ausgeliefert.

Deshalb tragen sie Arbeitsschutzkleidung und ergänzende Schutzvorrichtungen:

  • Schürze
  • Handschuhe
  • Gehörschutz
  • Schutzbrille
  • Atemschutzmaske

Für das Arbeiten mit unterschiedlichen Geräten, Maschinen und Anlagen benötigen Gerber ein gutes technisches Verständnis. Eine weitere Voraussetzung ist körperliche Robustheit, da viele Tätigkeiten im Stehen und Gehen erfolgen sowie bei Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Nässe und Zugluft. Unempfindlichkeit gegen störende Gerüche und Lärm sollte also vorhanden sein.

Einsatzbereiche für Gerber

Gerber arbeiten vorwiegend in der Lederherstellung, in Lederfärbereien sowie in Leder- und Pelzveredelungsbetrieben. In den Betrieben werden Gerber im Rohwarenlager, in Fertigungshallen und in Wasserwerkstätten eingesetzt.

Entwicklungsabteilungen der chemischen Hilfsmittelindustrie haben ebenfalls Bedarf an Gerbern. Hier befassen sich Gerber mit der Produktion von Lederhilfsmitteln, die Leder reißfest, geschmeidig oder wasserabweisend machen sollen oder die Farbe besser annehmen.

Ausbildung zum Gerber

Gerber ist ein anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handwerk. Die Ausbildung findet dual im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt und dauert insgesamt drei Jahre. Je nach Vorbildung und Lernfortschritten ist eine Verkürzung auf zwei bis zweieinhalb Jahre möglich.

Seit Inkrafttreten der „Lederherstellungs- und Gerbereitechnikausbildungsverordnung vom 2. Juli 2015“ mit Berücksichtigung der eingetretenen Fortentwicklungen in diesem Beruf lautet die offizielle Berufsbezeichnung des Gerbers nun Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik.

Voraussetzungen

Rechtlich ist für die Ausbildung zum Gerber beziehungsweise zur Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Circa dreiviertel der Auszubildenden verfügen über einen Haupt- oder Realschulabschluss, knapp ein Viertel hat Fachabitur oder Abitur.

Bewerber um einen Ausbildungsplatz sollten gute Schulzensuren in Mathematik, Chemie und Physik mitbringen. Erwartet werden außerdem:

  • technisches Verständnis für den Umgang mit Maschinen und Anlagen
  • sicheres Kopfrechnen
  • handwerkliches Geschick
  • gute Auge-Hand-Koordination
  • Sorgfalt
  • gute Beobachtungsgabe
  • körperliche Fitness
  • Toleranz gegenüber unangenehmen Gerüchen, Staub und Lärm

Da beim Gerben meistens mehrere Mitarbeiter gemeinsam an einem Arbeitsprozess beteiligt sind, ist Teamfähigkeit unerlässlich.

Ausbildungsinhalte

Im Ausbildungsbetrieb werden Auszubildende zum Gerber in die laufenden Arbeiten integriert und bekommen so schrittweise alle praktischen Kenntnisse vermittelt. Neben den einzelnen Arbeitstechniken erfahren angehende Gerber auch alles über die einzelnen Gerbstoffe, darunter Baumrinden oder Chrom, sowie das Berechnen der Mischungsverhältnisse der benötigten Chemikalien.

In der Berufsschule werden die Fächer Mathematik, Chemie, Physik und Werken/Technik unterrichtet.

Ausbildungsvergütung

Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung für Gerber beträgt in der Industrie:

1. Ausbildungsjahr: 685 Euro
2. Ausbildungsjahr: 735 Euro
3. Ausbildungsjahr: 780 Euro

Gerber: Gehalt

Frisch ausgelernte Gerber können mit einem Einstiegsgehalt zwischen 1700 und 2300 Euro brutto monatlich rechnen. Mit zunehmender beruflicher Erfahrung sowie durch Weiterbildung steigt auch das Gehalt und kann circa 3500 Euro erreichen.

Gerber: Studium

Als Studium bieten sich für Gerber die beiden grundständigen Studiengänge Chemieingenieurwesen und Polymerwissenschaft an. Gerber ohne Hochschulzugangsberechtigung erwerben ihre Fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung mit dem Meisterbrief oder sonst nach mehreren Jahren Berufstätigkeit als Gerber.

Perspektive für Gerber

Mit einer Fortbildung ergänzen Gerber ihr Wissen und optimieren ihre Berufsaussichten. Der Weg in Führungspositionen wird leichter. Meistens folgt auf eine Weiterbildung eine bessere Bezahlung.

Gerbern stehen für eine Weiterbildung mehrere Möglichkeiten offen:

  • Industriemeister der Fachrichtung Chemie
  • Technischer Fachwirt
  • Geprüfter Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung
  • Ausbilder für anerkannte Ausbildungsberufe

Mit einer Weiterbildung sichern Gerber zusätzlich ihren Arbeitsplatz. Aussagen über die Zukunftsperspektive für Gerber in Deutschland lassen sich nicht eindeutig treffen. Derzeit sind Gerber eine gefragte Berufsgruppe.

Es besteht allerdings Konkurrenz durch Gerbereien in anderen Ländern. Hiesige Gerbereien können wiederum mit unter strengen ökologischen Kriterien hergestellten Produkten punkten und profitieren von einer deutlich gestiegenen Anspruchshaltung der Verbraucher gegenüber umweltfreundlich hergestellten, nicht gesundheitsbeeinträchtigenden Lederwaren.

Resümee

Gerber beziehungsweise Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik ist ein abwechslungsreicher und dabei anspruchsvoller Beruf. Die eingesetzten Techniken, Maschinen und Materialien erfordern einen aufmerksamen Umgang und hohe Aufmerksamkeit.

Außerdem sind eine robuste körperliche Konstitution und hohe Toleranz gegenüber Lärm, Staub, Chemikalien und unangenehmen Gerüchen erforderlich. Gestiegenes Umweltbewusstsein bei Herstellern und Verbrauchern und eine darauf abgestimmte ökologische Verarbeitung sichern weiterhin die Auftragslage deutscher Gerbereien gegenüber ausländischer Konkurrenz.

Bildquelle: © hydebrink – Fotolia.com

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