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Um Medizin studieren zu können, braucht man nicht zwingend das Abitur. Das glauben Sie nicht? Ihnen fällt gerade der Numerus clausus ein, der bei Bewerbern um einen Studienplatz in Medizin höchstens eine Eins vor dem Komma haben darf oder noch besser gar eine Null?

Macht nichts, denn mit dieser Auffassung befinden Sie sich in großer Gesellschaft. Noch immer ist es kaum bekannt, dass ein Medizinstudium ohne Abitur möglich ist. Wie das funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel.

  • Medizinstudium ohne Numerus clausus
  • Medizinstudium mit Realschulabschluss
  • Was noch dazugehört …
  • … und was außerdem geht
  • Zulassungsaussichten
  • Zulassungsentscheidungen
  • Klug planen: Wissen nachholen
  • Ansehen
  • Kritik der Ärzte
  • Kritik der Kommilitonen
  • Keine Bevorzugung
  • Ansehen als approbierter Arzt
  • Fazit

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Medizinstudium ohne Numerus clausus

Kleiner Exkurs vorweg: Auch Abiturienten müssen für ein Medizinstudium nicht unbedingt den für jedes Semester neu ermittelten Numerus-clausus-Wert erreicht haben. Zwar dient dieser Wert als wichtiges Auswahlkriterium und wirkt für Abiturienten mit entsprechendem Notendurchschnitt wie eine Eintrittskarte in einen der begehrtesten Studiengänge Deutschlands.

In Wahrheit wird die geringste Anzahl der Medizin-Studienplätze allein über den Numerus clausus – NC – vergeben. Selbst Abiturienten mit eher schlechtem Abiturnotendurchschnitt können über Wartesemester ihre Chance erhalten, sofern sie jahrelange Geduld investieren. Die Auswahlverfahren der Universitäten berücksichtigen weitere Kriterien neben dem NC.

Kurz: Der Numerus clausus ist nicht der alleinige Königsweg zum Medizinstudium. Die Zulassung zum Medizinstudium kann nicht nur für Abiturienten mit einem schlechteren Notendurchschnitt erfolgen. Es können sogar Personen ganz ohne Abitur für ein konventionelles Medizinstudium zugelassen werden!

Demografiewandel und drohender Ärztemangel führten vor einigen Jahren zur Öffnung des Medizinstudiums ohne Abitur, geknüpft an einige Bedingungen.

Medizinstudium mit Realschulabschluss

Als schulischer Abschluss reicht tatsächlich der Realschulabschluss, um Medizin studieren zu können.

Was noch dazugehört …

Ergänzend zum Realschulabschluss ist eine Ausbildung in einem Beruf mit Bezügen zu den Inhalten eines Medizinstudiums nachzuweisen, abgeschlossen mit einer Note von mindestens 2,5, sowie eine mindestens 3-jährige Berufserfahrung im erlernten Beruf beziehungsweise Bereich.

Zu den Berufen mit Medizin-Bezug zählen zum Beispiel: Krankenschwester, Hebamme, Medizinische Fachangestellte, Rettungsassistent, Physiotherapeut und Ergotherapeut. Nicht anerkannt jedoch werden Heilpraktiker ohne einen dieser beruflichen Hintergründe.

… und was außerdem geht

Wer vor seinem medizinischen Studienwunsch eine völlig andere berufliche Laufbahn eingeschlagen hatte, braucht dennoch nicht zu verzichten. Für diesen Personenkreis kann die Zulassung zum Medizinstudium über eine Einstufungsprüfung erfolgen.

In dieser müssen Prüflinge für das Medizinstudium wichtige vorauszusetzende Kenntnisse auf Abiturienten-Niveau nachweisen.

Zulassungsaussichten

Es stimmt also wirklich: Ein Medizinstudium ohne Abitur ist möglich. Die verfügbaren Studienplätze hierfür sind allerdings äußerst rar.

Je nach Bundesland variieren dazu die Zulassungskriterien etwas. Aufschlussreiche Informationen über die Bestimmungen und Kontaktadressen in den einzelnen Bundesländern sind unter der Webseite Hochschulkompass.de in der Rubrik „Studieren ohne Abitur“ abrufbar. Studieren-ohne-Abitur.de enthält ebenfalls nach Bundesländern geordnete umfassende Auskünfte.

Zulassungsentscheidungen

Bewerber um einen Platz im Medizinstudium ohne Abitur stellen sich am besten rechtzeitig auf Tests und Eignungsgespräche ein. Dabei werden zum Beispiel für das Medizinstudium benötigte Kenntnisse in Naturwissenschaften, aber auch Mathematik oder Englisch geprüft.

Es kann geschehen, dass eine Zulassung auf Probe ausgesprochen wird. Während einer zuvor bestimmten Semesterzahl muss der Student auf Probe zeigen, dass er den Aufgaben des Medizinstudiums gewachsen ist.

Klug planen: Wissen nachholen

So verführerisch der Gedanke an ein Medizinstudium ohne Abitur ist, sollten Sie sich darauf gründlich vorbereiten. Auch wenn Sie bereits über eine medizinische Berufsausbildung und mehrere Jahre Berufspraxis verfügen, werden Ihnen für ein Medizinstudium benötigte Kenntnisse gerade in Biologie und Chemie fehlen.

Sie sollten sich daher dieses Wissen unbedingt aneignen, wobei ein den gymnasialen Grundkursen entsprechender Wissensstand ausreicht. Auch mit einigen physikalischen Gesetzen sollten Sie sich vertraut machen. Bedenken Sie, dass Sie im Medizinstudium von Anfang an sehr viel Lernstoff durcharbeiten müssen. Da würde ein zusätzliches Nachholen nicht vorhandenen Wissens ein großes Handicap bedeuten.

Kritik der Ärzte

Aus der Ärzteschaft sind häufig Bedenken gegen das Medizinstudium ohne Abitur zu vernehmen. Mal beklagen sie, dass die Hörsäle ohnehin schon überfüllt seien. Dann sprechen sie den Bewerbern um ein Medizinstudium ohne Abitur die nötige Qualifikation einfach ab.

Dabei verweisen sie vor allem auf hierfür nicht ausreichend vorhandene naturwissenschaftliche Kenntnisse. Außerdem befürchten sie eine erhöhte Studienabbrecherquote, was im Ergebnis zu einer geringeren Zahl ausgebildeter, jedoch dringend benötigter Ärzte führt, denn jeder Studienabbrecher hat damit einen Studienplatz vergeudet.

Kritik der Kommilitonen

Erfahrungen mit Kommilitonen mit Abitur deuten hier auf eine größere Gelassenheit hin. Zwar fallen schon mal Bemerkungen wie: „Du machst es dir aber einfach!“ Gerade Studenten, die sich ihre gute Abiturnote unter großen Anstrengungen erarbeitet haben, sehen die Medizinstudenten ohne Abitur gelegentlich als Trittbrettfahrer an.

Meistens herrscht aber doch die Ansicht vor, dass nicht vorrangig Einser-Noten einen guten Arzt ausmachen, sondern Talent, Intelligenz, Fleiß und Menschlichkeit – alles Eigenschaften, die jemand auch ohne Abitur besitzen kann.

Keine Bevorzugung

Beim Medizinstudium ohne Abitur werden diese Studenten genauso behandelt wie alle anderen Medizinstudenten. Sie nehmen an denselben Lehrveranstaltungen teil, absolvieren dieselben Prüfungen und erhalten keine Bonusnoten oder sonstigen Begünstigungen.

Ansehen als approbierter Arzt

Ist ein Arzt erst einmal approbiert, hinterfragt praktisch niemand mehr seinen einstigen schulischen Werdegang. Es zählen sein ärztliches Können und der Umgang mit den Patienten. Unter seinen Kollegen ist er einer von Vielen und seine Patienten wissen meistens gar nicht, dass ein Medizinstudium ohne Abitur überhaupt möglich ist. Außerdem steht einem Medizinstudenten ohne Abitur wie allen anderen Medizinstudenten und Ärzten die Promotion offen.

Fazit

Statt Numerus clausus und weitere strenge Auswahlkriterien für Abiturienten zu lockern, öffnen sich die medizinischen Universitäten Studienplatzbewerbern ohne Abitur, sofern sie eine spezielle Eignung und Motivation nachweisen.

Der neue Studententypus bringt statt Abitur mehr Lebenserfahrung und häufig schon Praxiserfahrung in medizinischen Berufsfeldern mit. Ein Medizinstudium ohne Abitur ist keine Illusion, verlangt vom Studenten allerdings besonders hohe Lernbereitschaft und Resistenz gegenüber Vorurteilen.

Bildquelle: © Peter Atkins – Fotolia.com

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