Lange Zeit war der Zivildienst eine besonders beliebte Möglichkeit, dem Wehrdienst auszuweichen. Dieser war bis vor wenigen Jahren noch Pflichtprogramm für junge, gesunder Männer, die mit der Schule fertig waren. Der Zivildienst ermöglichte nun den männlichen Schulabgängern, die Wehrdienst zu verweigern und anstelle dessen etwas für die Zivilbevölkerung zu tun. Auch das freiwillige soziale Jahr ist eine interessante Möglichkeit gewesen, um den Wehrdienst auszuweichen. Wie das alles lange Zeit funktionierte, bis die Wehrpflicht abgeschafft wurde, erfahren Sie in diesem Artikel. Das Redaktionsteam von Heimarbeit.de wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen!
In diesem Artikel:
- Interessantes zum Zivildienst
- Kriegsdienstverweigerung
- Was macht man im Zivildienst?
- Freiwillige Dienste – FSJ oder FÖJ
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Interessantes zum Zivildienst
Am 1. July 1973, also vor gut 40 Jahren, trat ein Gesetz in Kraft, das den Zivildienst mit dem Wehrdienst gleichstellte. Der Wehrdienst war bis vor einigen Jahren eine wichtige Maßnahme, um den Bestand der Deutschen Bundeswehr aufrechtzuerhalten. Hatte man die Schule abgeschlossen, musste man für eine Zeit von unter einem Jahr (die Wehrdienstzeit variierte mit den Jahren) zur Bundeswehr gehen. Dort lernte man dann die grundlegenden Dinge, die man für den Einsatz im In- und Ausland mal brauchen könnte. Verpflichtet waren hierzu junge Männer seit dem Jahr 1956.
Ausmusterung: War man aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, das eine Jahr (oder weniger) im Wehrdienst zu dienen, wurde man ausgemustert. Um eine Untauglichkeit festzustellen, musste man vor dem Wehrdienst zur sogenannten Musterung. Wer nach den Untersuchungen nicht geeignet war, wurde „ausgemustert“ und musste den Wehrdienst nicht antreten.
Zivildienst als Alternative
Der Zivildienst wurde dann schließlich im Jahr 1973 eingeführt und mit dem Wehrdienst gleichgestellt. Dieser sollte den Wehrdienstverweigerern eine Alternative zum Wehrdienst bieten. Wollte jemand, der eigentlich gesundheitlich im Stande gewesen wäre, den Wehrdienst anzutreten, den Wehrdienst beispielsweise aus moralischen Gründen verweigern, so bezeichnete man diese Person als „Kriegsdienst- oder Wehrdienstverweigerer“. Anstatt des Wehrdienstes musste diese Person nun einen anderen Dienst verrichten, der dem Lande diente – den Zivildienst.
Beispiel: Jemand, der aus moralischen oder religiösen Gründen keine Waffe bedienen wollte, könnte dies in einem Schreiben darstellen und den Wehrdienst auf diese Weise verweigern. Allerdings musste er dafür einen Ersatzdienst ableisten. An diese Stelle rückte der Zivildienst.
Was bedeutet Zivildienst?
Zivildienst bedeutet, dass man sich dem Bürgerdienst zuwendet. Das Wort „Zivil“ stammt nämlich aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „bürgerlich“. Oft wird dieser Ausdruck auch als Gegensatz zu „militärisch“ verwendet. Ein Polizist in Zivil hat beispielsweise keine Uniform an.
Zivildienst nur bei positiver Musterung
Anders, als häufig behauptet wird, werden nur junge Männer zum Zivildienst herangezogen, deren Musterung gut verlaufen ist und die als tauglich befunden wurden. Ausgemusterte Männer mussten auch den Zivildienst nicht antreten. Sie waren also von Wehrdienst und Zivildienst gleichermaßen befreit.
Vergütung
Während des Wehrdienstes erhielt man eine Vergütung. Diese bekam man auch während des Zivildienstes. Allerdings war die Vergütung immer abhängig von der Arbeitsstelle, an der der Zivildienst abgeleistet wurde.
Kriegsdienstverweigerung
Jeder hat also das Recht, den Wehrdienst mit der Waffe aus Gewissensgründen abzulehnen. Über die Berechtigung, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, entscheidet allerdings das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Dazu muss man als potenzieller Verweigerer einen Antrag aufsetzen.
Ein Antrag musste stets in schriftlicher Form bei Kreiswehrersatzamt abgegeben werden. Hierin musste aufwendig beschrieben werden, weshalb man den Kriegsdienst verweigerte. Man musste sich auf das Grundrecht der Kriegsdienstverweigerung berufen und einen vollständigen tabellarischen Lebenslauf mitschicken.
Nachdem der Antrag letztendlich geprüft wurde, wurde einem je nach dem der Zivildienst gestattet.
Was macht man im Zivildienst?
Wie man sich schon denken kann, ging es im Zivildienst um alles andere als um Krieg: Hier standen Aufgaben auf dem Zettel, die in der Regel mit dem Allgemeinwohl im Zusammenhang standen, wie zum Beispiel einfache Aufgaben in der Krankenpflege.
Dauer von Zivildienst
Der Zivildienst dauerte bis zum Jahr 2002 in der Regel länger, als der Wehrdienst. Statt 15 Monaten bei der Bundeswehr musste ein junger Mann im Jahr 1987 ganze 20 Monate Zivildienst leisten. Mit den Jahren wurden Wehrdienst und Zivildienst allerdings verkürzt, sodass der Wehrdienst bald nur noch 9 Monate andauerte – der Zivildienst ebenso.
Bewerbung auf offene Stellen
Als Zivildienstleistender konnte man sich immer auf offene Stellen bewerben. Man wurde somit nicht automatisch einer bestimmten Tätigkeit zugeordnet, sondern könnte gewissermaßen beeinflussen, welche Aufgaben man später einmal haben würde. Allerdings war es hier wichtig, dass man sich mit seiner Bewerbung innerhalb bestimmten Aufgabenfelder und Tätigkeitsgebiete bewegte.
Mögliche Einsatzfelder für Zivildienstleistende
Mögliche Einsatzfelder für Zivildienstleistende sind zum Beispiel die Betreuung und Pflege von hilfsbedürftigen Menschen im Krankenhaus, im Pflegeheim oder in Behinderteneinrichtungen. Auch Hausmeisterarbeiten oder landwirtschaftliche sowie gärtnerische Arbeiten und Hilfstätigkeiten sind akzeptierte Tätigkeitsgebiete im Zivildienst. Besonders spannend sind vor allem Arbeiten im Rettungsdienst oder Fahrdienste – beispielsweise für Behinderteneinrichtungen.
Unglaublich: Allein im Jahr 1973 entscheiden sich immer mehr junge Männer für den Zivildienst anstelle des Wehrdienstes. Im Jahr 1975 gab es bereits rund 130.000 Zivildienstleistende in Deutschland – im Jahr 1987 sogar eine Million. Im Jahr 2000 waren es schon mehr als 2 Millionen Zivildienstleistende. Schon seit vielen Jahren sind die Wehrdienstleistenden im Vergleich zu den Zivildienstleistenden deutlich in der Unterzahl.
Freiwillige Dienste – FSJ und FÖJ
Nun gibt es auch noch die sogenannten freiwilligen Dienste. Wer gerne ein Jahr lang etwas anderes machen möchte, zum Beispiel als Pausejahr ach der Schule, der kann sich für ein freiwilliges soziales Jahr oder freiwilliges ökologisches Jahr bewerben. Das freiwillige soziale Jahr ist sonst auch unter dem Kürzel FSJ bekannt, das freiwillige ökologische Jahr wird mit FÖJ abgekürzt.
Freiwilliges soziales Jahr
Ein freiwilliges soziales Jahr kann zum Beispiel in den Bereichen Kultur oder Sport absolviert werden. Solche Formen des Freiwilligendienstes werden immer beliebter. Mehr als 5.700 Menschen traten den Dienst allein im Jahr 2007 an. Hierunter befanden sich natürlich nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen.
Als Ersatz für den Zivildienst
Ein freiwilliges soziales Jahr konnte mithilfe eines Antrags sogar als Ersatzleistung für den Zivildienst angenommen werden. Allerdings war die Dauer des freiwilligen sozialen Jahres heraufgesetzt und damit länger als der Zivildienst.
Die Voraussetzung für eine Ersatzleistung in Form des freiwilligen sozialen Jahres ist, dass die zukünftige Dienststelle vom Bundesamt für den Zivildienst auch tatsächlich anerkannt wurde. Ob dies der Fall ist, muss man stets vor Antritt des freiwilligen sozialen Jahres prüfen.
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