Ob verstockte Internetabos, Energiekosten oder ungerechtfertigte Mahnschreiben von Inkassobüros: Die Abzocher sind ganz schon kreativ. Die Verbraucherzentrale Münster hat für 2016 Bilanz gezogen: 20.000 mal suchten Verbraucher Rat zu Abzocken.
19 Mitarbeiter für 20.000 Beratungen
17.909 Ratsuchende wurden in der Verbraucherzentrale Münster in 2016 zu ihren Belangen beraten. Darüber hinaus gab es 2.500 Beratungen von Verbrauchern auf öffentlichen Veranstaltungen.
Mit nur sieben Festangestellten und zwölf Honorarkräften hat die Verbraucherzentrale Münster somit im vergangenen Jahr fast 20.000 Menschen beraten und sich um ihre Belange gekümmert.
Abofallen sind ein großes Problem
Zwar sei im Vergleich zu 2015 die Zahl der Beratungen gestiegen, dennoch sei die Zahl von 20.000 durchschnittlich für die Verbraucherzentrale. Zu den größten Problemen der Verbraucher zählten Belange „im digitalen Konsumalltag“.
Insbesondere unerwünschte Abofallen seien ein großes Problem. Wie die Leiterin der Beratungsstelle, Mechthild Schneider, weiß, würden Menschen oft versehentlich auf eine Werbung klicken – auf dem Smartphone und in Apps – und gar nicht bemerken, dass sie damit in eine Abofalle getappt sind. Denn: Die Anbieter buchen über die Mobilfunkrechnung ab und nur wenige Verbraucher kontrollieren diese tatsächlich oder erst zu spät.
Der beste Tipp der Verbraucherzentrale: Drittanbieter direkt beim Mobilfunkunternehmen sperren lassen. So können kostenpflichtige Angebote nur mit ausdrücklicher Zustimmung gebucht werden, aber zunächst werden derlei Fallen durch den Mobilfunkanbieter abgeblockt.
Inkassos nicht selten unseriös
Eine ähnliche Problematik kennt Schuldnerberaterin Simone Weinke von der Verbraucherzentrale, die Kunden zu Inkassoschreiben berät. Aus der Praxis weiß sie, dass viele Inkassounternehmen gerne „Fantasiegebühren“ berechnen oder die Betroffenen stark unter Druck setzen.
Nicht selten wird mit Strafanzeige, Haftbefehl und Pfändung gedroht. Wichtig sei, dass man große Unternehmen über die Vorgehensweise manch unseriöser Inkassobüros aufmerksam mache.
Immerhin scheint Simone Weinke mit ihrem Kampf gegen unseriöse Inkassos etwas erfolgreich zu sein. Eine Kundin legte ihr kürzlich ein Schreiben vor, in dem das Inkassobüro „nur“ 27 Euro als Gebühr aufschlug – für einen offenen Betrag von wenigen Euro.
Theoretisch können Inkassounternehmen aber schon für kleine Beträge nach der Gebührentabelle der Rechtsanwälte bis zu 500 Euro verlangen. Das ist zwar selten, aber 54 oder 70 Euro, wie es in der Praxis häufiger vorkommt, schmerzen dennoch viele Verbraucher.
Insgesamt eine positive Bilanz
Eine ähnliche Entwicklung im Anstieg der Beratungskontakte verzeichnen auch andere Verbraucherzentralen bundesweit. Grundsätzlich wird eine positive Bilanz verzeichnet.
Zwar haben die Mitarbeiter mit einem Anstieg der Beratungen mehr zu tun. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass mehr Menschen das Angebot der Verbraucherzentralen nutzen und sich über ihre Rechte zum Beispiel in Bezug auf Verträge informieren.
Und das wiederum freut viele Verbraucherzentralen und Mitarbeiter, die mit ihrer Arbeit Verbraucher vor unseriösen Unternehmen besser schützen wollen.
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