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Mit Bildungsurlaub bekommen Arbeitnehmer die Chance, sich beruflich oder politisch weiterzubilden. Diese auch als Bildungsfreistellung bekannte Form des Urlaubs weist einige Eigenheiten auf, die sich von einem normalen Urlaub unterscheiden. Da viele Angestellte gar nicht wissen, dass sie einen Bildungsurlaub für sich nutzen können, stellen wir Ihnen die Möglichkeiten hier kurz vor.

Überblick

  • Geschichte des Bildungsurlaubs
  • Anspruch auf Bildungsurlaub
  • Länge des Bildungsurlaubs
  • Voraussetzungen für Bildungsurlaub
  • Kosten für den Bildungsurlaub
  • Bildungsurlaub mit normalem Urlaub mischen
  • Antrag auf Bildungsurlaub?
  • Ort des Bildungsurlaubs
  • Anerkennung
  • Ist Bildungsurlaub sinnvoll?

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Geschichte des Bildungsurlaubs

Ein Anspruch auf bezahlten Bildungsurlaub besteht rein theoretisch schon seit Juni 1974. Es dauerte aber eine Weile, bis es entsprechende Gesetze dazu gab. Der Bildungsurlaub wurde von den jeweiligen Bundesländern festgelegt, um die Berufsbildung, politische Bildung oder gewerkschaftliche Bildung zu ermöglichen. In den 1990er-Jahren gaben sich auch die neuen Bundesländer Gesetze zum Bildungsurlaub. Eigene gesetzliche Regelungen gibt es für Betriebsratsmitglieder und für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes.

Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen haben kein Bildungsurlaubsgesetz.

Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?

Grundsätzlich hat jeder Arbeitnehmer, der mindestens sechs Monate im Unternehmen in Vollzeit beschäftigt ist, Anspruch auf Bildungsurlaub. Die Details regelt das Gesetz des jeweiligen Bundeslandes. Der Anspruch auf Bildungsurlaub kann nicht von einem Arbeitgeber auf den nächsten übertragen werden. Außerdem ist festgelegt, in welchem Zeitraum der Bildungsurlaub genommen werden kann.

Wie lang kann der Bildungsurlaub sein?

Die Gesetze der Bundesländer gehen von einem Zeitraum von fünf Arbeitstagen aus. Ausnahme ist das Saarland, wo nur drei Tage für Bildungsurlaub pro Jahr gewährt werden. Je nachdem in welchem Zeitraum der Bildungsurlaub genommen wird und wie die Feiertage fallen, kann man so innerhalb von 2 Jahren mehr als zwei Wochen nutzen, um sich beruflich, politisch oder gewerkschaftlich zu bilden. Je nach Bildungsangebot wird von den Teilnehmern aber auch verlangt, dass sie das Gelernte vor- oder nachbearbeiten.

In der Regel ist es sinnvoll, den kompletten Zeitraum am Stück zu verwenden, es können aber auch einzelne Tage genommen werden.

Oftmals ist es so, dass das Kontingent für jeweils zwei Jahre gewährt wird, so dass ein zweiwöchiger Kurs möglich und auch üblich ist.

Welche Voraussetzungen muss ein Kurs für Bildungsurlaub erfüllen?

Die Kurse müssen vom jeweiligen Bundesland anerkannt werden. Die Kriterien dafür sind unterschiedlich. In der Regel muss die Unterrichtszeit wöchentlich mindestens 30 Stunden umfassen, in Niedersachsen 40 Stunden.

Wenn ein Bildungskurs in einem Bundesland anerkannt wird, bedeutet das in der Regel, dass er auch von Einwohnern eines anderen Bundeslandes genutzt werden kann.

Wer trägt die Kosten für den Bildungsurlaub?

Bei einem Bildungsurlaub handelt es sich um eine bezahlte Freistellung. Das bedeutet, dass der Arbeitnehmer weiterhin seinen Lohn bekommt. In den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern haben kleinere und mittlere Unternehmen einen Erstattungsanspruch für einen Teil der Kosten, die entstehen, wenn ihre Mitarbeiter die Möglichkeit zum Bildungsurlaub wahrnehmen.

Die Reise- und Seminarkosten zahlt jeder Teilnehmer selbst, aber es gibt je nach Bundesland die Möglichkeit, sich den Bildungsurlaub vom Staat bezuschussen zu lassen. In Nordrhein-Westfalen wird dabei die Hälfte der Kosten bis zu einer Obergrenze von 500 Euro übernommen.

Bildungsurlaub mit normalem Urlaub mischen

Bei mehrwöchigen Kursen muss der Arbeitnehmer unter Umständen zusätzlich zum Bildungsurlaub normalen Urlaub beantragen. Die meisten Angebote sind aber so ausgelegt, dass der Teilnehmer mit fünf bzw. zehn Tagen Urlaub auskommt.

Wie beantragt man Bildungsurlaub?

Man sollte sich zunächst mit dem Arbeitgeber absprechen, wann der beste Zeitraum für einen Bildungsurlaub ist. Nachdem der Urlaub genehmigt wurde, kann man das Angebot des jeweiligen Bildungsinstituts buchen. Sie sollten die Belege und Rechnungen sorgfältig aufbewahren, um sie gegebenenfalls beim Arbeitgeber oder bei den Behörden vorzulegen.

Bitte beachten Sie, dass die Antragsfristen je nach Bundesland bis zu sechs Wochen betragen. Sie sollten sich also frühzeitig um die Bewilligung Ihres Bildungsurlaubs kümmern.

Im Internet oder bei Seminarveranstaltung vor Ort finden Sie weitere Informationen darüber, wie ein Bildungsurlaub beantragt werden kann.

Wo kann der Bildungsurlaub stattfinden?

Prinzipiell ist der Ort, wo ein Bildungsurlaub durchgeführt wird, nicht festgelegt. Aber auch hier sind die Regelungen je nach Bundesland unterschiedlich. Besonders bei Sprachreisen ist es üblich in eine Gegend zu fahren, die als Urlaubsregion beliebt ist. Ansonsten findet der Bildungsurlaub in Tagungshotels oder Seminarzentren in Deutschland statt, die oftmals das Kursangebot mit weiteren Angeboten verbinden.

Welche Seminare werden für Bildungsurlaub anerkannt?

Die beliebteste Form von Bildungsurlaub sind Sprachreisen, bei denen man das Lernen einer Sprache mit dem Besuch des jeweiligen Landes verbinden kann. Der Sinn eines Bildungsurlaubs ist es aber, die berufliche, politische oder gewerkschaftliche Kompetenz zu fördern. Deshalb sollte das Bildungsangebot thematisch zur jeweiligen Arbeit passen. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, kann man unter einer großen Auswahl von Themengebieten wählen: von der EDV bis zur Psychologie.

Ist Bildungsurlaub sinnvoll?

Nur wenige Prozent der Arbeiter nutzen ihre Möglichkeit für einen Bildungsurlaub. Es kommt immer wieder zu Konflikten darüber, ob die angebotenen Seminare sinnvoll sind und dazu dienen die berufliche, politische oder gewerkschaftliche Kompetenz der Teilnehmer zu verbessern. Der Vorwurf lautet, dass es sich beim Bildungsurlaub um einen verschleierten Erholungsurlaub handelt.

Dabei ist es in den meisten Bundesländern üblich, dass eine der Voraussetzungen für den Bildungsurlaub ist, dass das jeweilige Angebot frei verfügbar sein muss. Es macht also keinen Sinn, etwas anderes anzubieten als was tatsächlich durchgeführt wird.

Ob Sie sich für einen Bildungsurlaub entscheiden, hängt ganz von Ihnen und von Ihrem Arbeitgeber ab. Viele Arbeitgeber sehen es positiv, wenn Sie sich engagieren und Bildungsangebote nutzen. Deshalb nehmen es viele mit der Arbeitszeit nicht so genau, wenn zum Beispiel ein Abendkurs besucht wird. Sprechen Sie deshalb ganz offen mit Ihrem Arbeitgeber über Bildungsurlaub.

Bildquelle: © Coloures-pic – Fotolia.com

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