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Wissen Sie, dass Hörgeräteakustiker sich nicht ausschließlich mit Hörgeräten fassen, sondern auch mit Gehörschutz? Überhaupt handelt es sich beim Hörgeräteakustiker um einen sehr abwechslungsreichen Beruf. Erfahren Sie in diesem Artikel, was ein Hörgeräteakustiker alles macht und welche Voraussetzungen jemand benötigt, der diesen Beruf ergreifen möchte.

Überblick

  • Hörgeräteakustiker: Berufsbild
  • Hörgeräteakustiker: Arbeitsbedingungen
  • Einsatzbereiche von Hörgeräteakustikern
  • Hörgeräteakustiker Ausbildung
  • Voraussetzungen
  • Ausbildungsinhalte
  • Ausbildungsvergütung
  • Hörgeräteakustiker: Gehalt
  • Hörgeräteakustiker: Studium
  • Perspektive für Hörgeräteakustiker
  • Fazit

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Hörgeräteakustiker: Berufsbild

Hörgeräteakustiker haben es bei ihren Kunden mit sehr verschiedenen Arten von Hörhilfebedarf und Gehörschutz zu tun. Dazu müssen sie sich auch mit den Ursachen für Hörbeeinträchtigungen auskennen.

Bei Schwerhörigkeit handelt es sich meistens um Altersschwerhörigkeit oder eine durch erhöhte Geräuschbelastung erworbene Hörschwäche. Diese kann berufsbedingt sein oder durch extrem lautes Musikhören verursacht.

Kunden mit beeinträchtigtem Hörvermögen sprechen zunächst mit ihrem Hörgeräteakustiker über die unterschiedlichen Arten von Hörgeräten und welche sie davon bevorzugen. Der Hörgeräteakustiker bezieht in die Entscheidungsfindung auch die HNO-ärztliche Diagnose ein. So spielt auch der Ort der Hörschädigung im Ohr – zum Beispiel das Innenohr – eine Rolle bei der Wahl des richtigen Hörgerätes. Im Beratungsgespräch sind außerdem psychologische Fähigkeiten des Hörgeräteakustikers gefordert.

Immer wieder tun sich Kunden schwer mit der Diagnose, künftig Hörgeräte zu brauchen. Insbesondere junge Kunden fürchten Diskriminierungen oder können das Tragen von Hörgeräten nicht mit ihrer Eitelkeit vereinbaren. Entsprechend schwierig ist der Einstieg in das Beratungsgespräch.

Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es dem Hörgeräteakustiker allerdings fast immer, dass sich sein Kunde mit einem bestimmten Hörgerätetyp anfreunden kann.

Inzwischen gibt es extrem kleine Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte und Im-Ohr-Hörgeräte, die Außenstehende kaum bemerken. Für Selbstbewusste, die ohne weiteres zu ihrer Hörhilfe stehen und nur die klassischen, leicht erkennbaren prothesenartigen Modelle ablehnen, sind sogar Hörgeräte in bunten Farben erhältlich, mit denen sie einen aparten Akzent in ihrem Outfit setzen können.

Hörgeräteakustiker fertigen Otoplastiken an, Formpassstücke, mit denen sie die Passgenauigkeit von Ohrstücken der Hörgeräte und der Gehörschutzstöpsel auf die anatomischen Gegebenheiten des Ohres abstimmen. Hierfür nehmen Hörgeräteakustiker vom Gehörgang einen Abdruck, wobei sie per Kanüle Kunststoffmasse einbringen.

Nachdem erhaltenen Abdruck stellen sie eine Negativform her und füllen diese mit Acryl. Ist der Abguss ausgehärtet, erhält er durch präzises Zurechtfräsen den letzten Schliff, wobei sein Sitz am Kunden überprüft wird. Passt die Otoplastik, fügt sie der Hörgeräteakustiker in das Hörgerät ein und justiert die Feineinstellung mit einer speziellen Software.

Im Beratungsgespräch informiert der Hörgeräteakustiker außerdem über Funktionen und Bedienung der Hörgeräte sowie über Gehörschutz und Zubehör. Zusätzlich hält er für seine Kunden weitere Hilfsmittel zum besseren Hören bereit, wie Hörverstärker zum Fernsehempfang und sogenannte Tinnitusgeräte, die mit einem Grundrauschen Tinnitusgeräusche neutralisieren beziehungsweise dämpfen.

In ihrer Arbeit führen Hörgeräteakustiker ergänzend zur ärztlichen Diagnose selbst audiometrische Tests durch. Dabei handelt es sich im Allgemeinen um Hörtests und Sprachhörtests. Bei Hörtests spielen Hörgeräteakustiker ihren Kunden hohe und tiefe Töne vor, um zu erfahren, ab welcher Lautstärke oder Frequenz sie Töne noch wahrnehmen können. Bei Sprachhörtests geht es darum, wie gut Kunden Gesprächen unter Störgeräuschen wie beispielsweise Straßenlärm folgen können.

Das Hörvermögen kann sich mit der Zeit verändern, weshalb der Hörgeräteakustiker regelmäßig die Hörhilfen seiner Kunden überprüft und bei Bedarf anpasst. Auch Wartungen und Reparaturen von Hörsystemen übernimmt ein Hörgeräteakustiker.

Um kaufmännische Tätigkeiten wie Angebotskalkulation, Krankenkassenabrechnungen, Korrespondenz, Rechnungserstellung und die Führung der Kundenkartei kümmern sich Hörgeräteakustiker ebenso wie um eine werbliche Präsentation ihrer Waren in Verkaufsräumen und Schaufenster.

Hörgeräteakustiker: Arbeitsbedingungen

Hörgeräteakustiker benötigen Fingerspitzengefühl und Konzentrationsfähigkeit, denn sie verwenden bei ihrer Arbeit viele unterschiedliche Präzisionsgeräte:

  • Bohrgeräte
  • Fräsgeräte
  • Elektronikzangen
  • Pinzetten
  • Lupen
  • audiometrische Geräte

Beim Anfertigen von Otoplastiken können verflüssigte Kunststoffe Atemwege und Haut reizen und die bei Reparaturen verwendeten Lösungsmittel und Klebstoffe können Dämpfe und Gerüche freisetzen. Deshalb tragen Hörgeräteakustiker bei bestimmten Tätigkeiten Atemschutzmasken, Schutzbrillen oder Handschuhe.

Da Hörgeräteakustiker ausgiebigen Kundenkontakt haben, benötigen sie für Verkauf und Beratung einfühlsames kommunikatives Geschick und Flexibilität. Auch bei hohem Kundenandrang behalten sie die Nerven und bleiben freundlich.

Hinzu kommt, dass Hörgeräteakustiker beim Abdrucknehmen des Ohres und beim Anpassen von Hörhilfen in engeren Körperkontakt mit den Kunden gelangen. Außerdem müssen sie immerwieder handwerkliche Tätigkeiten unterbrechen, um zwischendurch Kunden zu bedienen.

Einsatzbereiche von Hörgeräteakustikern

Hörgeräteakustiker arbeiten vor allem in Verkaufsräumen, Werkstätten, Akustiklabors und Büroräumen.

Hörgeräteakustiker Ausbildung

Hörgeräteakustiker ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Die Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule.

Voraussetzungen

Gesetzlich ist kein bestimmter Schulabschluss für die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker vorgeschrieben. Die meisten Hörgeräteakustiker Auszubildenden können einen mittleren Schulabschluss oder die Hochschulreife nachweisen.

Ausbildungsplatzbewerber haben besonders gute Chancen, wenn sie folgende Fähigkeiten und persönliche Eigenschaften besitzen:

  • handwerkliches Geschick
  • feines Fingerspitzengefühl
  • technisches Verständnis
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Sorgfalt
  • genaue Beobachtungsgabe
  • gute Umgangsformen und Kommunikationsfähigkeit

Überzeugende Schulnoten in Mathematik, Physik und Biologie sind ebenfalls von Vorteil.

Ausbildungsinhalte

Auszubildende zum Hörgeräteakustiker beobachten zunächst ihre erfahrenen Kollegen beim Arbeiten, bevor sie bald unter Anleitung und Aufsicht erste eigene Tätigkeiten ausführen. Unter steigenden Anforderungen werden sie allmählich in den Arbeitsalltag von Hörgeräteakustikern eingeführt.

In der Berufsschule bilden die Schulfächer Werken, Mathematik, Physik und Biologie den Schwerpunkt, in denen die angehenden Hörgeräteakustiker theoretische Grundlagen zu ihrer beruflichen Praxis im Betrieb erhalten.

Ausbildungsvergütung

Die Ausbildungsvergütungen für künftige Hörgeräteakustiker betragen monatlich brutto im Durchschnitt:

  • 1. Ausbildungsjahr: 450 Euro
  • 2. Ausbildungsjahr: 550 Euro
  • 3. Ausbildungsjahr: 650 Euro

Hörgeräteakustiker: Gehalt

Das Einstiegsgehalt für Hörgeräteakustiker beträgt 1500 bis 1700 Euro brutto monatlich. Später kann das Gehalt bis zu 2300 Euro betragen. Wer mehr verdienen möchte, muss sich weiterbilden.

Hörgeräteakustiker: Studium

Als aufbauende Studiengänge für Hörgeräteakustiker bieten sich die Studienfächer Hörtechnik, Audiologie und Medizinische Technik an.

Perspektive für Hörgeräteakustiker

Hörgeräteakustiker können sich spezialisieren, zum Beispiel bei ausgeprägtem technischem Interesse als Produktentwickler. Da Hörgeräteakustiker ein Gesundheits-Handwerker-Beruf ist, steht natürlich auch die Möglichkeit zum Erwerb des Meisterbriefs offen. Ein Hörgeräteakustiker-Meister darf einen eigenen Betrieb führen und den beruflichen Nachwuchs ausbilden.

Fazit

Hörgeräteakustiker ist ein abwechslungsreicher und anspruchsvoller Beruf. Handwerkliche Tätigkeiten wechseln sich dabei mit beratenden Kundenkontakten ab. Das Gehalt wird den komplexen beruflichen Anforderungen nicht ganz gerecht.

Dafür handelt es sich beim Hörgeräteakustiker um einen zukunftssicheren Beruf, denn insbesondere der demographische Wandel dürfte für eine steigende Nachfrage nach Hörhilfen sorgen.

Bildquelle: © Monkey Business – Fotolia.com

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