Spricht man von einer kalten Progression, so handelt es sich dabei um die Tatsache, dass das Einkommen eines Menschen trotz Lohnanpassungen real nicht steigt. Der Lohn steigt, aber die Kaufkraft trotz Lohnerhöhung bleibt gleich oder nimmt sogar ab. Im Grunde ist die kalte Progression so gesehen eine „heimliche oder versteckte Steuererhöhung“. Doch wie sieht sie in der Realität aus?
Übersicht:
- Was ist die kalte Progression und wie wirkt sie sich aus?
- Weniger Lohn statt Lohnerhöhung – ist das richtig?
- Wieso bezeichnet man die kalte Progression als „heimliche oder versteckte Steuererhöhung“?
- Was ist die KP im engeren Sinne?
- Was ist die KP im weiteren Sinne?
- Stagnieren die Reallöhne?
- Besser auf die Lohnerhöhung verzichten?
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Kalte Progression Rechner
Was ist die kalte Progression und wie wirkt sie sich aus?
Die kalte Progression ist eine sehr unangenehme Begleiterscheinung des linear-progressiven Steuertarifs. Der Steuertarif steht dafür, dass in Deutschland die steuerlich Belastung anwächst, je höher das zu versteuernde Einkommen liegt – prozentual wie auch in Euro und Cent. Da dieser Steuertarif jedoch nicht die allgemeinen Teuerungsrate des Landes angeglichen wird, muss der Steuerzahler hier Mehrbelastungen in Kauf nehmen.
Beispiel: Hatte ein Alleinstehender im Jahr 2014 ein Einkommen von 50.000 Euro im Jahr zu versteuern, wurden was die Einkommenssteuer und den Soli angeht 13.482 Euro fällig. Steuersatz: 26,97 Prozent.
Mit zwei Prozent Gehaltserhöhung läge er bei 51.000 Euro an Einkommen, würde aber 13.914 Euro an Steuern berappen müssen. Knapp 27,3 Prozent an Steuersatz!
Steigen nun die Verbraucherpreise ebenso um zwei Prozent an, liest sich das wie eine identische Kaufkraft. Doch durch die Zunahme der Steuerlast, wird gleichzeitig das Vermögen gemindert, mit dem man konsumieren kann. Aus zwei Prozent mehr an Lohn werden beim Realeinkommen 430 Euro Verlust an effektiver Kaufkraft.
Weniger Lohn statt Lohnerhöhung – ist das richtig?
Geht es um die kalte Progression, wird häufig schlagwortartig ins Felde geführt, man habe weniger Geld als vorher. Das ist so natürlich falsch. Jede Lohnerhöhung schlägt sich natürlich auch mit einem Plus im Geldbeutel nieder – kalte Progression hin, kalte Progression her. Das Problem liegt hier tatsächlich darin begründet, dass man die Lohnerhöhung unter dem Strich nicht genießen kann.
Dass man als bei einem zwei prozentigen Plus im Geldbeutel keine großen Sprünge machen kann und wird, liegt letztlich dann am Zusammenspiel zwischen der Preissteigerungsrate und der Tatsache, dass der Staat über den Steuersatz tiefer in die Taschen der Steuerzahler greift.
Wieso bezeichnet man die kalte Progression als „heimliche oder versteckte Steuererhöhung“?
Warum wird dann, wenn man von der kalten Progression spricht, auch stets von einer heimlichen Steuererhöhung gesprochen? Oder ist die kalte Progression überhaupt eine heimliche und eher unbemerkte Steuererhöhung? Ja und nein, denn die KP muss nicht, kann aber zu einer Steuererhöhung führen.
Zur Steuererhöhung wird die kalte Progression dann, wenn der Steuertarif nicht mit der Entwicklung der allgemeinen Einkommen zusammenpasst, hier nicht schrittgleich angepasst wird. Durch die Lohnerhöhung entsteht dann eine Belastung für den Steuerzahler, die in keiner Relation mehr steht – die dann noch um die Mehrbelastung basierend auf der Inflationsrate erhöht werden muss.
Beispiel: Gehen wir von einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro aus, das um 2.000 pro Jahr auf 52.000 Euro erhöht wird. Die Inflationsrate liegt bei zwei Prozent. Mit der Summe von 1.000 Euro findet ein Ausgleich der Inflation statt und die zweiten 1.000 Euro sollen als Plus beim Lohn fungieren. Doch dieser zweite Tausender wird vom Staat arg „gerupft“, sodass er sich davon 436 Euro nimmt. So bleibt dann statt eines Lohnplus von 1.000 Euro nur noch ein Plus von 564 Euro.
Was ist die KP im engeren Sinne?
Die Steuermehrbelastung tritt dann ein, sobald die tarifliche Kennlinie nebst Grundfreibetrag nicht im gleichen Atemzug mit der Rate der Preissteigerung angepasst wird. Wird das Einkommen auf der Basis der Inflationsrate erhöht, wird eine höhere Besteuerung fällig und sorgt dafür, dass das Realeinkommen des Steuerzahlers nicht ansteigt. Wird das Einkommen nicht angetastet, bewegt sich auch der Steuerbetrag nicht.
Beispiel: Nimmt das nominelle Einkommen im Jahr um zwei Prozent zu und die Inflationsrate liegt ebenso bei zwei Prozent, wäre rein rechnerisch die Inflationsrate egalisiert. Da aber der progressiv steigende Tarif für mehr Steuern sorgt, sinkt selbst nach der Gehaltsanpassung von zwei Prozent die Kaufkraft des Steuerzahlers.
Was ist die KP im weiteren Sinne?
Von einer heimlichen Steuererhöhung sprechen wir dann, wenn es zu einer Mehrbelastung an Steuern kommt, weil das Steueraufkommen über die Bemessungsgrundlage hinaus anwächst.
Nun kann darüber diskutiert werden, ob immer eine tarifliche Anpassung bei den Steuern vorgenommen werden muss und das aus ganzer Bandbreite. Man ist sich jedoch einig darüber, dass gerade in den Bereichen der niedrigeren und mittleren Einkommensbereiche kurze Taktzahlen bei der Nachbesserung sinnvoll erscheinen.
Stagnieren die Reallöhne?
Es ist zuerst einmal falsch zu behaupten, dass jemand nach einer Gehaltsanpassung weniger Geld als noch zuvor in der Tasche habe. Das sind zwar sehr plakative Aussagen, um einen Missstand zu verdeutlichen, aber sie entsprechen nun einmal in Euro und Cent nicht den Tatsachen. Keine Lohnerhöhung, auch nicht bei kalter Progression, führt dazu, dass man die ganze Gehaltserhöhung an den Fiskus ausschütten muss – und noch darüber hinaus.
Was aber eben der Fall ist, wie bereits erörtert, ist die Tatsache, dass durch die kalte Progression schon einer Reduzierung des Realeinkommens stattfindet. Und das greift immer dann, wenn die Steigerung des Einkommens, also die Lohnerhöhung, nicht spürbar über der Inflationsrate liegt.
Hierbei liegt aber der Fehler nicht im geltenden Steuersystem begründet, sondern die Entwicklung der Einkommen ist ursächlich dafür. Gleicht der Arbeitgeber nur Inflationsraten aus, stagniert oder reduziert sich das Realeinkommen durch die kalte Progression.
Besser auf die Lohnerhöhung verzichten?
Kann man in diesem Fall, also der kalten Progression, nicht eher auf die Gehaltsanpassung verzichten? Nein, natürlich nicht. Wird die Inflationsrate gehaltstechnisch nicht egalisiert, sinkt die Kaufkraft unter dem Strich noch weiter ab. Jede Gehaltserhöhung ist sinnvoll, auch wenn der Staat sich durch die kalte Progression teils recht massiv bedient.
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