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Vergangene Woche haben Schlepper 22 Flüchtlinge an der libyschen Küste getötet – weil sie bei schlechtem Wetter das Boot nicht besteigen wollten.

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Flüchtlinge weigern sich in Boot zu steigen

Von Libyen über das Mittelmeer nach Europa in einem einfachen Boot zu fahren, ist für viele Flüchtlinge bereits zum Verhängnis geworden. Bei schlechtem Wetter stehen die Chancen besonders ungünstig, das europäische Festland lebend zu erreichen.

Weil sich 22 Flüchtlinge eben aus diesem Grund weigerten, ein Boot an der libyschen Küste bei Sabrata zu besteigen, wurden sie scheinbar von den Schleppern umgebracht. Das teilten Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch mit.

Genaueres ist nicht bekannt

Wie es genau zu der Erschießung der 22 Flüchtlinge gekommen ist, weiß man bislang nicht genau. Der libysche Rote Halbmond, das afrikanische Pendant zum Roten Kreuz, konnte keine Angaben zu der Tötung machen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf vermutet hingegen, dass es einen Schusswechsel zwischen den Schleppern gegeben hat und die Flüchtlinge dabei ums Leben gekommen sind.

Das perverse Geschäft mit der Flucht

Die Flucht vor Gewalt wird immer mehr zu einem grauenvollen Geschäft für Schlepperbanden. Während die Menschen in Libyen und anderen afrikanischen Staaten vor Gewalt und Krieg fliehen, werden sie von Schleppern wie Ware behandelt, finanziell ausgenommen, auf hoher See im Stich gelassen und sogar getötet. Misshandlungen und Erpressungen seien ebenfalls an der Tagesordnung. Vor allem Jugendliche seien von der Gewalt der Schlepper gefährdet, wie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte.

Besonders perfide: Schlepper geben Rabatt für Überfahrten bei schlechtem Wetter. Gegenüber dem „Independent“ erklärte der syrische Schlepper Abu Fuad, dass man für solche Überfahrten statt 1.200 Dollar nur 1.000 Dollar nehme.

Normalerweise würde der Preis im Winter, wenn das Mittelmeer besonders rau und gefährlich ist, steigen, da die Nachfrage seitens der Flüchtlinge sinkt. Schlepper befürchteten, dass die Flüchtlinge aus Angst die Überfahrt nach Europa auf das Frühjahr verlegen. Daher habe man den Preis gesenkt, auch um ärmere Menschen anzusprechen.

Zum Sterben zurückgelassen

Gleichzeitig gibt es immer wieder Meldungen von verstorbenen Flüchtlingen, die von den Schleppern auf dem Mittelmeer bewusst in den Tod geschickt werden. Im Februar meldete die Hilfsorganisation Roter Halbmond 74 tote Flüchtlinge nahe der libyschen Stadt Sawija. Die Schlepper hatten einfach den Motor des Schlauchbootes mitgenommen und hatten die Flüchtlinge auf offener See alleine gelassen.

Libyen gehört im Moment zu den Hauptorten Nordafrikas, von denen Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa reisen wollen. In 2016 zählte man insgesamt 181.000 Migranten, die es von Libyen nach Italien mit dem Schiff schaffen wollten. Mindestens 4.500 Flüchtlinge sind bei dem Versuch ums Leben gekommen. Eine Lösung haben EU und Hilfsorganisationen noch nicht gefunden.

Mitunter wird sogar Kritik an NGOs laut, die Flüchtlinge aus ihren Booten auf dem Mittelmeer retten und damit die Arbeit der Schlepper noch erleichtern. Denn diese wissen nun, dass ihr Geschäft funktioniert und versucht wird, die Flüchtlinge zu retten.

Bildquelle: © Giovanni Cancemi – Fotolia.com

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