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Dass einige Menschen mit ihrer Arbeit überfordert sind, in der Firma gemobbt werden, aus anderen Gründen am Arbeitsplatz seelisch krank werden, Burn-out erleiden oder Depressionen bekommen, ist an sich nichts Neues. Wesentlich schlimmer ist die Tatsache, dass einige Betroffene nur im Freitod den letzten Ausweg sehen und sich auf Arbeit umbringen. Wie Studien belegen, ist in manchen Berufszweigen die Suizidgefahr tatsächlich relativ hoch.

Warum das Thema Suizid am Arbeitsplatz in Deutschland nicht tabuisiert werden darf, in welchen Berufsgruppen die Selbstmordrate besonders hoch ist, erfahren Sie in diesem Artikel! 

Tabu-Thema Suizid am Arbeitsplatz!

Weshalb insbesondere in der BRD das Thema „Suizidgefahr am Arbeitsplatz“ ein Tabu ist, mag u.a. darin begründet liegen, dass bei veröffentlichten Studien oder permanenten Meldungen darüber Nachahmungen befürchtet werden. Demzufolge  könnte es also mehr Suizid-Fälle in deutschen Unternehmen geben. Doch diese Annahme ist rein spekulativ.

Es kann nicht angehen, dass hierzulande dieses sensible Thema tabuisiert wird, oder Selbstmorde an Arbeitsplätzen als „traurige Einzelfälle“ dargestellt werden, in den Medien entweder gar nicht oder nur „am Rande“ erwähnt werden. Scheidet hingegen ein Prominenter freiwillig aus dem Leben, gibt es darum viel Aufsehen.

Dabei sind Selbstmorde in deutschen Unternehmen längst keine Seltenheit mehr. Deswegen ist es wichtig, das Thema „Suizidgefahr am Arbeitsplatz“ in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Lebensmüder Co-Pilot nahm 150 Passagiere mit in den Tod 

Die grauenvolle Germanwings-Katastrophe in Südfrankreich macht deutlich, welch verheerende Auswirkungen es haben kann, wenn auch nur ein einziger Mensch aus einer bestimmten Berufsgruppe Suizid-Absichten hat und diese in die Tat umsetzt.

In jenem konkreten Fall ist es ein Co-Pilot gewesen, der nicht nur dem eigenen Leben ein Ende setzte, indem er den Airbus A 320 mutmaßlich absichtlich gegen einen Felsen steuerte. Tragisch und zugleich unverständlich ist, dass der lebensmüde Pilot unschuldige Menschen, nämlich die 150 Passagiere an Bord der Maschine, mit in den Tod nahm.

Berichten zufolge hatte der 27-jährige Todespilot bereits vor einigen Jahren schon Suizidgedanken und sich deswegen in psychotherapeutische Behandlung begeben. Zu jener Zeit befand sich der junge Mann gerade in der Flugausbildung, die er aus diesem Grund für mehrere Monate unterbrechen musste.

Im Jahr 2009 soll Andreas L. die Verkehrsfliegerschule per E-Mail über die „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert und der Ausbildungsstätte medizinische Unterlagen zugeschickt haben. Obwohl ihm eine eindeutige Suizidgefährdung attestiert wurde, konnte er seine Ausbildung zum Piloten fortsetzen und nach deren Beendigung im Jahr 2013 als Copilot seinen Dienst bei Germanwings (einer Lufthansa-Tochter) antreten.

Dem Todespiloten wurde eine 100-prozentige Flugtauglichkeit bescheinigt. Er besaß ein einwandfreies Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1. 

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Frankreich: Selbstmord am Arbeitsplatz nach Suizidserien kein Tabu mehr!

In Frankreich sorgte vor einigen Jahren eine unheimliche Suizidserie bei France Telecom für Aufsehen und Entsetzen. Zwischen 2008 bis 2011 nahmen sich weit über 60 Mitarbeiter des Telekom-Riesen das Leben. Die Gründe für die Selbsttötungen der Angestellten bei France Telecom waren unterschiedlicher Art. Von enormem Stress im Job und Mobbing am Arbeitsplatz war die Rede als auch von unmenschlichen Arbeitsbedingungen im Unternehmen.

Als sich im April 2011 ein 57-jähriger Beschäftigter des französischen Telekommunikationskonzerns auf dem Parkplatz einer Niederlassungsstelle in der Nähe von Bordeaux selbst verbrannte, war das Maß voll. Gegen die damalige Konzernspitze des Unternehmens, die später abgelöst wurde, hagelte es schwere Vorwürfe.

Wie es hieß, seien dort die Warnungen der Betriebsärzte, Krankenkassen und Gewerkschaften nicht ernst genug genommen worden, die ihrerseits auf die vermehrten Selbsttötungen der Angestellten bei der France Telekom aufmerksam machten und diesbezüglich Handlungsbedarf forderten.

Französische Regierung forderte Abkommen nach Selbstmordserien in Großkonzernen

Nach der entsetzlichen Mitarbeiter-Selbstmordserie in der Telekommunikationsfirma schaltete sich auch die französische Regierung ein. Sie forderte alle Großkonzerne in Frankreich auf, dementsprechende Abkommen mit den Gewerkschaften zu schließen. Ziel und Zweck sei es, zukünftig den enormen Druck und psychosozialen Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren. Die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer habe oberste Priorität.

Permanenter Stress auf Arbeit und psychische Belastungen führen über kurz oder lang zu schwerwiegenden seelischen Problemen, die durchaus bei einigen Arbeitnehmern Selbstmordgedanken erzeugen können. Viele französische Konzerne richteten sogenannte „Sorgentelefone“ ein. Ein guter Ansatz!

Selbst wenn Experten bezweifeln nach wie vor bezweifeln, dass sich dadurch die Fälle von Suiziden am Arbeitsplatz nicht gänzlich bannen lassen, so ist damit doch ein Anfang gemacht. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die „Suizidgefahr am Arbeitsplatz“ nicht mehr verschwiegen wird, sondern öffentlich zur Debatte steht.

Selbsttötungen in Frankreichs Großunternehmen:

  • mehrere Beschäftigte des französischen Autoherstellers PSA Peugeot-Citroën brachten sich im Laufe der vergangenen Jahre selbst um
  • auch bei Renault häuften sich die Suizide am Arbeitsplatz
  • Selbsttötungen ihrer Angestellten hatten ebenso die führenden Energiekonzerne Areva und Electricité de France (EDF) zu beklagen   

Berufsgruppen, in denen Selbsttötungen am Arbeitsplatz häufiger vorkommen

Es gibt einige Berufsgruppen, die als besonders selbstmordgefährdet gelten. Wobei jedoch gesagt werden muss, dass diesbezüglich mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Es kommt auf die Tätigkeiten der suizidgefährdeten Arbeitnehmer an, auf deren Arbeitsumfeld im Allgemeinen, auf die Arbeitsbedingungen in der Firma, die beruflichen Anforderungen als auch auf die Kollegen oder Vorgesetzten.

Überdies ist bekannt, dass Mobbing in der Firma oder permanenter Stress im Job als Auslöser für Angstzustände und Depressionen infrage kommen, welche letzten Endes darin münden können, Selbstmord am Arbeitsplatz zu begehen.

Besonders hohes Suizidrisiko in folgenden Berufszweigen:

  • Manager
  • Banker
  • in leitenden Positionen bei Polizei und Feuerwehr (im Schutzdienst)
  • Reinigungspersonal
  • Hausmeister
  • Tätige in der Land- und Forstwirtschaft als auch Landschaftsgärtner
  • Installateure
  • Wartungsarbeiter
  • Techniker
  • Hilfsarbeiter
  • Lkw-Fahrer 

Suizidgefahr am Arbeitsplatz muss in den Fokus gerückt werden

Dass die Selbstmordrate in o.g. Berufsgruppen besonders hoch ist, belegte eine US-amerikanische Studie. Die Forscherin Hope M. Tiesmann und ihr Team fanden heraus, dass sich in den USA innerhalb von 7 Jahren über 1700 Menschen am Arbeitsplatz umgebracht haben. Zu diesem Ergebnis kam das Forscherteam um Tiesmann, nachdem es Daten der „Bureau of Labor Statistic“ aus der Zeit von 2003 bis 2010 untersucht hatte.

Obwohl die Anzahl der Suizide am Arbeitsplatz sehr gering ist, im Vergleich zu den 270.500 Selbstmorden, die während dieses Zeitraums außerhalb der Arbeitsstelle begangen worden sind, so muss das Thema „Selbstmord am Arbeitsplatz“ mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Es ist zudem nicht auszuschließen, dass unter jenen Suizidtoten einige Menschen waren, deren Motive für den Freitod unmittelbar mit dem Job oder der Firma zu tun gehabt haben können. 

Suizid am Arbeitsplatz darf nicht der letzte Ausweg sein! 

Warum sich Menschen dafür entscheiden, ihrem Leben auf Arbeit ein Ende zu setzen, kann verschiedene Ursachen haben. Expertenmeinungen zufolge könnte es als verzweifelter Versuch angesehen werden, in der Firma ein Zeichen setzen zu wollen. Selbstmörder, die Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt waren, könnten auf diese Art vielleicht zum Ausdruck bringen wollen: „Ihr habt es zu weit getrieben. Nun habt ihr mich auf dem Gewissen!“ Andere Meinungen gehen in die Richtung, dass es sich bei der Selbsttötung am Arbeitsplatz um einen „aggressiven Akt“ handeln könnte, der eindeutig gegen das Unternehmen gerichtet ist.

Leben retten, Veränderungen in der Arbeitswelt schaffen

Was auch immer die Beweggründe sein mögen, jeder Freitod ist einer zu viel. Die Suizidgefahr am Arbeitsplatz muss gebannt werden!  Deswegen ist es dringend erforderlich, diese Thematik nicht länger zu tabuisieren, sondern sie aufzugreifen. Es gilt, nach Lösungen zu suchen, neue Strategien zu entwickeln, Veränderungen in der Arbeitswelt zu schaffen, um die arbeitende Bevölkerung zu schützen, ihre seelische Gesundheit zu erhalten, Leben zu retten! 

Nicht wegschauen und stillschweigen!

Richtig hinschauen, gut zuhören und analysieren. Was in zahlreichen Berufen vorausgesetzt wird, sollte ebenfalls ganz allgemein selbstverständlich sein. Vor allem dann, wenn es um Mitarbeiter bzw. Kollegen geht, die sich plötzlich „verändern“. Gestern noch nett, zuvorkommend, höflich, hilfsbereit, kollegial, fleißig, arbeitsam und heute urplötzlich traurig, antriebslos, abgeschlagen, müde, kaputt, gereizt und irgendwie unausstehlich.

Mag sein, einen schlechten Tag hat jeder Mensch einmal. Doch wenn sich die Person, mit der Sie täglich zusammenarbeiten auch am Tag darauf und in dessen Folge, anders als gewöhnlich verhält, sollten Sie der Sache auf den Grund gehen.

Selbst wenn Sie bisher kein sonderlich gutes Verhältnis zu jener Person hatten, weil am Arbeitsplatz oftmals jeder sich selbst der Nächste ist, sollten Sie deren Wesensveränderung weder ignorieren noch auf die leichte Schulter nehmen. Sprechen Sie den Mitarbeiter / die Mitarbeiterin einfach konkret an.

Fragen Sie gezielt, ob es Probleme gibt. Haken Sie unbedingt nach, falls die Frage verneint wird. Hüllt sich der Kollege (die Kollegin) in absolutes Schweigen und zeigt sich nicht gesprächsbereit, sollten Sie – selbst wenn die Sorge unbegründet ist und der Schein vielleicht trügt – anderen Kollegen von Ihren Beobachtungen erzählen, denen Sie vertrauen, oder Ihren Vorgesetzten davon in Kenntnis setzen. 

Bildquelle: © Minerva Studio – Fotolia.com

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