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Traurig aber wahr – trotz unzähliger politischer Diskussionen verdienen Frauen immer noch erheblich weniger als Männer. Und das in derselben beruflichen Stellung. Wie kann das sein und wie konnte sich ein solches Modell in unserer Wirtschaft überhaupt etablieren? Warum gibt es nach so vielen Jahren noch immer keine wirkliche Angleichung der Gehälter?

Übersicht:

  • Weniger Geld für Frauen – wie viel mehr verdienen die Männer?
  • Wo besteht der größte Unterschied der Gehälter?
  • Wo besteht der geringste Unterschied?
  • Warum verdienen Frauen weniger als Männer?
  • Persönliche Erfahrungen einer Ingenieurin
  • Der Beginn einer Wende?
  • Was wird gegen die Lohnungerechtigkeit getan?
  • Wie sehen das die Deutschen?
  • Drei interessante Gründe für die Ungleichbehandlung
  • Ein trauriges Fazit

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Weniger Geld für Frauen – wie viel mehr verdienen die Männer?

Fragen über Fragen… in diesem Artikel möchten wir aufklären, woran es hapert und was getan werden muss, damit eine Gleichstellung von Frau und Mann endlich erfolgen kann.

Der durchschnittliche Bruttolohn für Frauen liegt in Deutschland derzeit bei ziemlich genau 14,05 Euro. Nun kommt der Hammer: Männer verdienen im Durchschnitt unglaubliche 4,33 Euro mehr! Das ist etwa ein Viertel mehr…

Frauen müssten damit im Schnitt 3 Monate pro Jahr länger arbeiten als ihre männlichen Kollegen, um auf dasselbe Jahresgehalt zu kommen.

Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Studie des Statistischen Bundesamtes. Die Differenz ist zwar nur ein Mittelwert, doch bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass sich eine grundlegende Differenz der Gehälter durch alle Branchen zieht, durch alle Berufsfelder und durch sämtliche Wirtschaftszweige.

Und in keinem einzigen Wirtschaftssektor verdienen Frauen im Schnitt mehr als Männer.

Wo besteht der größte Unterschied der Gehälter?

In welchen Geschäftsgebieten klaffen die Gehälter am meisten auseinander?

  • unternehmensnahe Dienstleistungen

Die höchste Differenz besteht im Bereich der „unternehmensnahen Dienstleistungen“. Dazu zählen alle Tätigkeiten, bei denen Unternehmen für andere Firmen abreiten. Zum Beispiel in Callcenter-Agenturen, in der Forschung oder in der Entwicklungsarbeit. Hier gibt es einen Gehaltsunterschied von unglaublichen 30 Prozent.

  • Kredit- und Versicherungsgewerbe

Auch in diesem Wirtschaftszweig gibt es enorm hohe Unterschiede zwischen den Gehältern von Männern und Frauen: Durchschnittlich klafft es hier mit 29 Prozent auseinander.

Wo besteht der geringste Unterschied?

Den geringsten Unterschied der Gehälter stellt man interessanterweise bei Männern und Frauen im Bergbau fest. Allerdings arbeiten hier auch nur sehr wenige Frauen.

Warum verdienen Frauen weniger als Männer?

Nun wollen wir der entscheidenden Frage etwas genauer auf den Grund gehen: Wie kommt es dazu, dass Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer – in einigen Wirtschaftsbereichen sogar um bis zu 30 Prozent?

  • Ganz am Anfang: Der neue Job

Um der Problematik systematisch und Schritt für Schritt auf den Grund zu gehen beginnen wie beim Jobeinstieg. Denn hier ist der Unterschied zwischen den Gehältern noch recht gering: Bei den 25- bis 29-Jährigen beträgt er „nur“ 10 Prozent.

  • Später im Job

Mit den Jahren scheinen sich die Gehälter stark voneinander abzugrenzen, bis man bei einer Altersklasse angelangt, in welcher der Unterschied auf 30 Prozent anwächst. Diese Altersklasse umfasst den Altersbereich von 55 bis 59 Jahren.

Woran kann das liegen?

Wie kommt es nun, dass die Gehälter innerhalb der Jahre einen so großen Sprung auseinander machen? Zu bedenken ist, dass es sich lediglich um die Durchschnittsgehälter der jeweiligen Geschlechter handelt und auch einige Frauen ausgesprochen gut verdienen.

Dennoch sind 30 Prozent eine erschreckend hohe Menge. Liegt es daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und Babypausen machen? Liegt es daran, dass sie in Gehaltsverhandlungen bescheidener sind? Oder liegt es an der Kompetenz, die Ihnen zugetraut wird?

Natürlich kann es auch einfach sein, dass die Chefs ihre Mitarbeiterinnen tatsächlich schlechter bezahlen…

Persönliche Erfahrungen einer Ingenieurin

Nur ein kleiner Fehler in der Personalabteilung und ein unachtsamer Moment sorgten dafür, dass Ingrid Petersen (Name geändert) erschreckend feststellte, wie viel schlechter sie ihren männlichen Kollegen gestellt war…

Bis zu diesem Moment führte sie ein rundum zufriedenes Leben der Firma. Sie arbeitete innerhalb eines sehr großen Chemieunternehmens und hatte eine gehobene Position im mittleren Management.

Ihr Arbeitsumfeld schaute zu ihr auf und sie erhielt ständig Lob von ihren Vorgesetzten dank ihres enormen Engagements. Der Job bereitete ihr enorme Freude und sie wurde gut bezahlt – zumindest dacht sie das…

So wie immer landete ihre Gehaltsabrechnung in einem Briefumschlag auf ihrem Tisch – nur befand sich an diesem einem Tag nicht ihre persönliche Gehaltsabrechnung in dem Umschlag, sondern die Gehaltsabrechnung der gesamten Abteilung.

Ein Fehler aus der Personalabteilung hatte dazu geführt, dass die Inhalte der Briefumschläge versehentlich vertauscht wurden.

Ingrid Petersen sah sich das Papier an und stellte erschreckend fest, dass sie als so oft gelobte Leistungsträgerin gehaltstechnisch das Schlusslicht der gesamten Abteilung war.

Alle Männer im Team schienen mehr zu bekommen. Im Durchschnitt bekamen die Männer sogar 30 Prozent mehr Lohn als sie.

Der Beginn einer Wende?

Ingrid Petersen ist nicht die erste Frau, die mit Erschrecken feststellen musste, dass die männlichen Kollegen derselben Abteilung mehr verdienen.

Die Gehaltslücke beträgt EU-weit 15 Prozent, in Deutschland stattliche 22 Prozent!

Damit führt Deutschland die Differenz der Gehälter bei Männern und Frauen zusammen mit drei weiteren Ländern an. Nur Zypern, Estland und die Slowakei schneiden bei der Lohngerechtigkeit noch schlechter ab – allerdings auf recht ähnlichem Niveau.

Was wird gegen die Lohnungerechtigkeit getan?

Das Frauennetz Business and Professional Women (BWP) Deutschland hat nun zum Widerstand gegen die Lohnungerechtigkeit aufgerufen. Eine der Maßnahmen bestand darin, einen EqualPayDay (Tag der gleichen Bezahlung) auszurufen.

An diesem sollte auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen aufmerksam gemacht werden. Unterstützt wird das Ganze sogar vom Deutschen Frauenrat sowie vom Bundesfamilienministerium.

„Es gibt keinen Grund, warum Frauen weniger Geld für ihre Arbeit bekommen sollten als Männer“, das sagt die BWP-Präsidentin Bettina Schleicher.

Wie sehen das die Deutschen?

Laut einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums sehen das auch 90 Prozent der Deutschen so: Sie finden es sogar selbstverständlich, dass Frauen sowie Männer gehaltstechnisch gleichermaßen behandelt werden sollten. Doch warum sieht es dann in der Realität so anders aus?

Drei interessante Gründe für die Ungleichbehandlung

Nun gibt es laut der Präsidentin des BWP drei grundlegende Gründe, weshalb eine Ungleichbehandlung bezüglich der Gehälter von Mann und Frau so enorm ausfällt:

  • 1. Frauen arbeiten noch immer häufiger in schlechter bezahlten Branchen. Hieraus stellt sich allerdings die Frage, weshalb die Krippenerzieherin weniger verdienen soll, als der Tierpfleger.
  • 2. Jede dritte Frau arbeitet in Deutschland in einer Teilzeitstelle. Das sind etwas mehr als 30 Prozent. Bei den Männern sind es hingegen nur 8 Prozent – also nicht einmal jeder Zehnte, der in einer Teilzeitstelle arbeitet. Und wer Teilzeit arbeitet, der bekommt nun einmal auch den schlechteren Stundenlohn und hat zudem wesentlich geringere Aufstiegschancen.
  • 3. Frauen werden in Unternehmen ganz einfach schlechter bezahlt als Männer: Beruht man sich auf die Erkenntnisse wissenschaftlicher Berechnungen, so stellt man fest, dass Frauen bei gleicher Arbeit im gleichen Beruf mit gleicher Erfahrung durchschnittlich trotzdem 12 Prozent weniger bekommen als die männlichen Kollegen. Sogar in Praktika werden Frauen demnach schlechter bezahlt als die Männer.

Ein trauriges Fazit

Laut Christiane Funken (Professorin für Geschlechtersoziologie an der Technischen Universität Berlin) ist ein zentrales Kriterium, dass die Frauen in den Köpfen der Manager automatisch Stereotypen zugeordnet werden.

Es wird ihnen unterstellt, sie seien nicht so produktiv wie die männlichen Kollegen und hätten weniger Durchsetzungskraft. Zudem würden sie öfter im Beruf ausfallen, da sie sich um die Kinder oder um kranke Eltern kümmern müssten.
Ist das wirklich so?

Scheinbar nein, denn all das wurde in diversen Studien längst widerlegt. Frauen haben mittlerweile die besseren Hochschulabschlüsse, sind hochmotiviert und besonders karriereorientiert. Und dennoch sorgt das traditionelle Rollenbild in unseren Köpfen dafür, dass Frauen insgesamt im Beruf nicht gleichgestellt werden.

Bildquelle: © pressmaster – Fotolia.com

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