Nicht alle Menschen haben die Gelegenheit, den erwünschten Abschluss an einer Regelschule auf dem ersten Bildungsweg abzulegen. Kein Problem, denn die Abschlüsse, die man bei einem offiziell anerkannten Anbieter auf dem zweiten Bildungsweg erwirbt, stehen denen des Ersten in nichts nach und eröffnen doch noch den Zugang zum gewünschten Ausbildungs- oder Studienplatz.

Zur Anmeldung an einer Abendschule muss man ein Mindestalter von 19 Jahren, eine abgeschlossene zweijährige Berufsausbildung oder zwei Jahre Berufserfahrung und einen zumindest ein Jahr zurückliegenden Besuch einer Schule des ersten Bildungswegs vorweisen.
Ansonsten sollte man im Hinblick auf die Zulassungsbedingungen klären, ob es sich um eine generelle oder auf das Abitur beziehungsweise den Real- und / oder Hauptschulabschluss spezialisierte Abendschule handelt.

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Und die Finanzierung?

Die staatlichen oder kommunalen Abendschulen erheben in der Regel keine Schulgebühren, bei kommerziellen Kursanbietern liegen die Kosten bei durchschnittlich 150 bis 200 € pro Monat.

Bliebe noch die Frage, wie man einen geeigneten Anbieter findet…
Im Folgenden stellen wir fünf Abendschulen vor, deren Konzepte positive Besonderheiten aufweisen – vielleicht entsteht ja so eine gewisse Grundidee, was gute Schulen alles können…

Abendschule Vor dem Holstentor Hamburg

An der Abendschule vor dem Holstentor in Hamburg können vom Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur alle Schulabschlüsse abgelegt werden.

Die Unterrichtszeiten sind dabei sehr flexibel wählbar:

Neben einer Hauptschulklasse am Vormittag (9.15 bis 13.30 Uhr) finden Nachmittagskurse (15.00 bis 18.55 Uhr) und Abendkurse (17.30 bis 21.30 Uhr, freitags nur bis 20.45 Uhr) für alle weiteren Abschlüsse statt – der Mittwoch ist schulfrei.

Die Fächerliste beinhaltet neben den klassischen Fächern auch exotischere Themenfelder wie Philosophie und darstellendes Spiel. Die Schüler haben also die weitreichende Möglichkeit, in freiwilligen Schulaktivitäten über den engeren Tellerrand des Standard-Angebots hinauszuschauen.

So können die Schüler im Schulchor mitsingen, beim Projekt „Schüler helfen Schüler“ an Lerngruppen teilnehmen oder diese selbst leiten oder an einem Schulaustausch mit der CKU Breslau oder einer Schule für Erwachsenenbildung in Kolding (Dänemark) teilnehmen.
Die dabei erworbenen praktischen und sozialen Fähigkeiten erweisen sich bei späteren Bewerbungen sicherlich als Pluspunkte.

Weiterbildungskolleg der Stadt Siegen

Auch diese Schule wird von einem kommunalen Anbieter getragen und verfügt dank einer Zahl von gut 350 Schülern über ein sehr persönliches Ambiente.

Je nach gewünschter Tageszeit kann man entweder an Vormittags- (8.45 bis 12.05 bzw. 13.05 Uhr) oder Abendkursen (17.30 bis maximal 22.15 Uhr) teilnehmen.

Der Unterricht in den Abendkursen findet nur montags bis donnerstags statt. Für die Abiturgruppen (Klasse 13) kommt allerdings noch jeder zweite Freitag dazu.

Der besondere Clou dieses Weiterbildungskollegs ist das PEVA, Projekt eigenverantwortliches Arbeiten:

Alle Fachlehrer geben einen Teil der zu bearbeitenden Aufgaben in den PEVA-Topf und die Schüler haben pro Tag eine Unterrichtsstunde Zeit, diese Aufgaben in einem Fachraum unter der Aussicht des entsprechenden Fachlehrer und mit Mitschülern Ihrer Wahl zu bearbeiten. Wann sie welche Aufgaben lösen, ist dabei vollkommen ihre Sache.

In diesem Rahmen kann man wahre Selbstorganisation beweisen; regelmäßige Wissensabfragen alle sechs bis acht Wochen (Klausuren, Referate, mündliche Prüfungen) gewährleisten allerdings, dass man wirklich arbeitet und sich nicht selbst ein Beinchen à la „mach‘ ich irgendwann einmal“ stellt.

Abendschule Kassel

Die Abendschule Kassel wird, wie ihr Name bereits verrät, von der Stadt Kassel getragen, und bietet ebenfalls alle erdenklichen Schulabschlüsse an.

Der kostenlose Unterricht verteilt sich dabei auf alle schulpflichtigen hessischen Wochentage und beginnt um 17.15 Uhr.

Professionell ausgebildete Lehrer unterrichten in vergleichsweise kleinen Klassen und nehmen sich dabei viel Zeit für die einzelnen Schüler sowie für das Schaffen einer angenehmen und produktiven Lernatmosphäre; immerhin möchte die Schule den Schülern ein positives Schulbild vermitteln und deutlich machen, dass potenzielle Probleme mit Engagement und Organisation lösbar sind.

Zur Stärkung von kultureller Vielfalt, Toleranz und Teamfähigkeit können sich die Schüler unter anderem in Mathematik-, Informatik-, Kunst- und Sport-AGs einbringen und Kulturveranstaltungen besuchen.

Abendgymnasium Villingen-Schwenningen

Das Abendgymnasium Villingen-Schwenningen hat sich auf das Abitur als Bildungsabschluss spezialisiert und erhebt im Gegensatz zu vielen anderen kommunalen Abendschulen Semestergebühren von 240,- € pro Halbjahr.

Wer hier lernen möchte, muss mindestens 19 Jahre alt sein, zumindest einen Hauptschulabschluss besitzen und eine zweijährige Ausbildung beziehungsweise zwei Jahre Berufspraxis vorweisen können. Freiwilligen- oder Wehrdienste, Familienzeiten und Arbeitslosigkeit sind diesbezüglich anrechenbar.

Bis zum Abitur muss man vier Jahre Schulzeit mit fünf Unterrichtstagen und Schulzeiten von 17.10 bis maximal 22.00 Uhr einplanen – dafür ist die Besteherquote recht hoch. Deutlich mehr als 400 bestandene Abiturprüfungen seit 1971 sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache.

In puncto Fächern glänzt die Schule zwar nicht mit der allergrößten Kreativität, aber einen echten Pluspunkt hat sie nichtsdestotrotz zu bieten: Ihre Psychologiekurse sind ein wahrer Geheimtipp für alle, die in dieser Hinsicht interessiert sind.

Abendgymnasium Chemnitz

Das Abendgymnasium Chemnitz hingegen punktet mit zwei anderen Faktoren:

Hier können die letzten anderthalb Jahre bis zum Abitur mit elternunabhängigem, nicht rückzahlpflichtigem Schüler-BAföG finanziert werden – darüber hinaus verspricht die AbiOnline-Klasse ein zusätzliches Maß an Flexibilität.

Zulassungsbedingungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren, ein Abschluss der Realschule oder Polytechnischen Oberschule und eine zweijährige Ausbildung oder berufliche Tätigkeit.

Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann montags bis freitags für circa vier Zeitstunden ab 16.10 Uhr am Präsenzunterricht teilnehmen oder sich für die AbiOnline-Klasse entscheiden.

In dieser lernt man mittwochs und freitags völlig orts- und zeit-flexibel für Mathematik, Englisch, Deutsch und Latein und besucht montags, dienstags und donnerstags die anderen, „normalen“ Unterrichtsstunden.

So ist man dank eines ausgeklügelten Zeitkonzepts seitens der Schule sehr flexibel – und das kann durchaus auch positive Auswirkungen auf einen späteren Studienplatz haben: Praktischerweise erkennen manche Universitäten und Fachhochschulen vier von sechs Semestern am Abendgymnasium Chemnitz als Wartezeit für NC-Fächer an. Nicht schlecht, oder?

Bildquelle: © bluedesign – Fotolia.com

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