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Die Angst für Terroranschlägen und damit verbundene Vorurteile gegen Flüchtlinge schrecken viele Arbeitgeber ab. Damit wird die Arbeitsmarktintegration für Flüchtlinge erschwert.

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Die machen doch nichts, oder?

Die Integration von anerkannten Flüchtlingen und Migranten in den Arbeitsmarkt ist aus verschiedenen Gründen schwierig – unter anderem aufgrund der gestiegenen Angst vor Terroranschlägen.

Das berichtet zumindest Adil Amrar, pädagogischer Mitarbeiter des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft, der Deutschen Presse Agentur. Das Bildungswerk engagiert sich im Rahmen des Projekts „Wirtschaft integriert“ für die Qualifizierung von Flüchtlingen zur besseren Arbeitsmarktintegration.

Aber die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen sind hartnäckig. „Im Gespräch mit der Personalabteilung und dem Firmenchef kam sofort die Frage auf, ob ich garantieren kann, dass die „nichts machen““, berichtet Amrar von einem Fall. Die Terroranschläge in Berlin, Paris und Brüssel führen weiterhin nicht zur Verbesserung der Situation.

Sprachbarrieren und Aufenthaltsstatus erschweren Integration

Längst ist die Angst vor Terror nicht der einzige Grund, warum Arbeitgeber vor der Anstellung von Flüchtlingen und Migranten zurückschrecken. Zum einen bestehen bei vielen Betroffenen noch große Sprachbarrieren, trotz Sprachkurse. Das stellte auch jüngst die Integrationsministerin aus Sachsen fest, Petra Köpping (SPD).

Viele Kurse würden nicht die gewünschte Qualität bringen, was den Teilnehmern den Einstieg in die Gesellschaft und Arbeitswelt erschwert. Hinzu kommen die sprachlichen Defizite auf Seiten der Flüchtlinge. Viele sind Analphabeten, können nicht schreiben und lesen oder haben schlichtweg die lateinische Schrift nicht gelernt.

Zum anderen ist bei vielen Flüchtlingen der Aufenthaltsstatus ungewiss, sodass Arbeitgeber im Zweifelsfall nach sechs Monaten einen neuen Praktikanten oder Angestellten suchen müssen. „Syrer und Afghanen haben oft nur eine Arbeitsgenehmigung für sechs bis acht Monate“, berichtet Amrar vom Bildungswerk. Eine Aufenthaltsgenehmigung mit Arbeitserlaubnis für drei Jahre wäre da schon deutlich beständiger.

Neue IAB-Studie bestätigt schwere Integration

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat zwischen Juni und Ende Dezember 2016 rund 4.800 Personen befragt, die als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind. Erste Erkenntnis der Erhebung: Je länger ein Asylbewerber in Deutschland lebt, umso größer sind seine Chancen auf eine Arbeitsstelle. Nach etwa zehn Jahren hätten rund 50 % der Flüchtlinge eine Beschäftigung, nach 15 Jahren rund 70 %.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind von Anfang 2015 bis Ende 2016 687.000 Personen aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern nach Deutschland gekommen. Aber nur 80.000 gehen einer Beschäftigung nach. Nur 9 % der in diesem Zeitraum eingereisten Flüchtlinge konnten einen sozialversicherungspflichtigen Job finden.

Jobcenter bekommen mehr Geld für Flüchtlinge

Das heißt: Bundesweit haben die Jobcenter eine Menge zu tun. Um sie besser unterstützen zu können, und weil die Ein-Euro-Job-Initiative der Bundesregierung nicht wirksam war, sollen die Jobcenter das Geld für dieses Vorhaben erhalten. Rund 240 Millionen Euro mehr sollen die Jobcenter ab 2018 erhalten, um Flüchtlingen und Asylbewerbern in Arbeit zu vermitteln.

„Scheitern mit Ansage“

Während Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ihre Pläne für sinnvoll erachtet, spricht die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer von einem „Scheitern mit Ansage“. Von Anfang an wurden die Arbeitgelegenheiten von Flüchtlingen als arbeitsmarktfern und zu bürokratisch erachtet.

„Arbeitsministerin Nahles hätte das Geld von vornherein besser in Sprachkurse, Qualifizierungen und betriebliche Maßnahmen für Asylbewerber und Flüchtlinge investieren sollen. Das ist auch jetzt Gebot der Stunde“, sagte Pothmer laut „Handelsblatt“.

Bildquelle: © Jonathan Stutz – Fotolia.com

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