Arme bleiben arm: Erschreckendes Gutachten des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
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Erschreckende Aussichten: Wer arm ist bleibt arm – zu dieser Einschätzung kam nun der Paritätische Gesamtverband in seinem Jahresgutachten 2017. Wieder bestätigte sich das, womit viele bereits gerechnet haben. Die soziale Ungerechtigkeit ist weiterhin präsent. Und wer einmal in Hartz IV abrutscht, hat es besonders schwer wieder herauszufinden. 

Wenige positive Entwicklungen

„Die wirtschaftliche Lage ist im Schnitt gut, gleichzeitig stagnieren wichtige Indikatoren wie die Armutsquote und die Zahl der Betroffenen, etwa von Langzeitarbeitslosigkeit oder Kinderarmut, auf hohem Niveau.“ Dies erklärte der Vorsitzende Rolf Rosenbrock. Dass die Wirtschaft wächst, während die Armut auf einem stagnierenden Niveau bleibt, bezeichnete Rosenbrock als ein Alarmsignal, wenn es nicht einmal unter günstigen wirtschaftlichen Bedingungen gelingen würde, die Armut zu verringern.

Und tatsächlich: Auch wenn die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auf den ersten Blick vielversprechend aussieht, weil die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt gestiegen ist, so bleibt die Zahl der Bezieher von Hartz IV weiterhin nahezu unverändert.

Auch die Definition eines Erwerbstätigen muss etwas genauer betrachtet werden. Zu beobachten ist nämlich, dass die Zahl der atypisch Beschäftigten immer weiter zunimmt. Mittlerweile können rund 10 Prozent der Bevölkerung von ihrer Arbeit nicht leben. Der bestehende Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde ist laut vielen Experten eindeutig zu gering. Doch woher kommt dann das oberflächlich betrachtete Gesamtwachstum?

Reiche sind noch reicher geworden

Der wachsenden Wohlstand spielt sich nur bei wenigen ab. Zwischen den Jahren 1998 und 2013 konnten die reichsten zehn Prozent der Haushalte ihren Anteil am Vermögen von 44,7 Prozent auf 51,9 Prozent ausweiten – und somit etwa fünf Prozent mehr.

Leider zeichnet sich auch für die künftigen Generationen nur wenig Hoffnung ab. Kinder und Jugendliche aus ärmeren Haushalten sollen Berechnungen zufolge wesentlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben als ihre Konkurrenten aus den wohlständigen Familien. Wer aus einer armen Familie komme, der besuche tendenziell auch eine niedrigere Schulart.

Besonders schlechte Aussichten für Langzeitbezieher von Hartz IV

Mindestens genau so tragisch sieht es für diejenigen aus, die bereits etwas länger in der Armut stecken. Die Zahl der längerfristig Armen soll sich auf fast zehn Prozent verdoppelt haben. Etwa 60 Prozent der Bezieher von Hartz IV seien länger als vier Jahre im Sozialsystem gefangen.

Nun präsentierte der Paritätische Gesamtverband eine „Agenda des Sozialen“. Hierin wurde die Förderung von Kindern benachteiligter Familien insbesondere von der Jugendhilfe verstärkt gefordert. Mithilfe eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes sollen Langzeitarbeitslose bessere Chancen bekommen, einen Weg aus dem Sozialhilfesystem zu finden. Um der wachsenden Altersarmut entgegenzuwirken, fordert der Verband eine Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent. Finanziert werden soll dies durch Steuern für Erbschaften, durch Vermögen und hohe Einkommen.

Beitragsbildquelle: © vege – Fotolia.com

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