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Internetsucht, Cybermobbing, Sexting: Hunderttausende Schüler geraten in diese Spirale – und das oftmals sogar schneller und früher, als es den Eltern lieb ist. Hilft ein striktes Handy- und Internetverbot, oder sind Eltern einfach machtlos?

Internetkonsum rasant gestiegen

Nahezu sämtliche zehn- bis 18-Jährigen sind online. Schon 94 Prozent von den Zehn- und Elfjährigen surfen täglich im Internet. Dies teilte der Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien mit.

Sogar das Smartphone scheint inzwischen ein ständiger Begleiter der heutigen Jungend: 84 Prozent der Zwölf- und 13-Jährigen besitzen ein Smartphone. Doch genauere Untersuchungen offenbaren Erstaunliches:

Die meisten Jugendlichen fühlen sich beim Surfen alleingelassen. Und tatsächlich: Weder die Eltern noch die Lehrer wissen, welche Internettrends bei den Kindern gerade „in“ sind. Genauso wenig ist den Erwachsenen (und auch Kindern) über die möglichen Gefahren bekannt.

Peinliche Videos von der letzten Party, das erste sexy Bildchen auf Instagram – oft stellen sich Kinder die Frage: „Posten oder nicht posten?“ Die meisten Kinder und Jungendlichen sprechen nicht mit ihren Eltern über die Inhalte, die sie auf den sozialen Medien mit der Welt teilen.

Die Studie „Generation ‚Gefällt mir‘ wie die Jungend klickt“ sollte das Phänomen etwas genauer untersuchen: Der Studie zufolge soll die Mehrheit der Eltern besorgt sein, dass auch die Lehrer nicht wissend genug sind, um zu verstehen, wie man richtig mit Facebook und Co umgeht und wie man den Kindern einen richtigen Umgang mit sozialen Medien vermittelt.

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Was viele Eltern für den einzigen Ausweg halten, lehnen einige Experten strikt ab: Immer häufiger lässt sich beobachten, dass Schulen Smartphones und Tablets verbieten. Doch wie so oft löst das, was verboten ist, bei den Kindern und Jugendlichen ganz besondere Reize aus…

An anderen Schulen wiederum werden die Schüler und Schülerinnen dazu ermutigt, dass Smartphone oder das Tablet sogar im Unterricht zu nutzen. Es wird Teil eines Experiments oder der Schlüssel zur Berechnung komplexer Aufgaben. Es wird als Werkzeug verwendet. Gleichzeitig hilft der Informatik-Unterricht, die Kinder und Jugendlichen auf die Gefahren des Gebrauchs hinzuweisen. So wird beispielsweise über das Thema Datenschutz bei WhatsApp debattiert.

Auf diese Weise soll den Kindern beigebracht werden, verantwortungsvoll mit Smartphones, Facebook und Co umzugehen. Verbote gibt es nicht – dafür aber klare Regeln.

Dass ein solches Vorgehen äußerst sinnvoll ist, könnte sogar eine Studie beweisen. Der Erziehungswissenschaftler Sebastian Wachs von der Universität Bremen konnte einen alarmierenden Zusammenhang beim Surfverhalten von Jugendlichen feststellen:

In einer internationalen Befragung zeigte sich, dass Teenager, die im Netz gemobbt werden, in eine Spirale aus Internetsucht, sexuellen Übergriffen im Netz und dem sogenannten Sexting (dem Posten anzüglicher Fotos) rutschen. Damit hängen die Gefahren meist eng miteinander zusammen.

Inzwischen sollen sogar zwei bis drei Kinder pro Schulklasse hiervon betroffen sein. Jeder zehnte Schüler soll Opfer von Cybermobbings sein – entweder als Opfer oder aber auch als Täter.

Bildquelle:  © Andrey Popov – Fotolia.com

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