News am

Dass Flüchtlinge als anerkannte Asylbewerber Hartz IV beziehen, ist vielfach diskutiert. Der Chef des Kitzinger Jobcenters packt nun aus, was die zusätzlichen Leistungsempfänger für seine Mitarbeiter und die tägliche Arbeit bedeuten.

Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?

Verwaltungsaufwand steigt enorm

Jobcenter sind dazu verpflichtet, eine nahtlose Betreuung zu gewährleisten, wenn Flüchtlinge von der Asylstelle des Landratsamtes als anerkannte Asylbewerber ins Jobcenter wechseln. Je nach Kommune kann dies zu einem gesteigerten Verwaltungsaufwand führen, denn weder soll es zu Verzögerungen bei den Neuanträgen kommen, noch sollen andere Leistungsempfänger zurückstecken müssen.

In der Gemeinde Kitzingen wurden dafür extra drei neue Stellen geschaffen. „Ich bin sehr froh, dass wir zur Bewältigung des Flüchtlingszugangs bereits im Vorjahr drei zusätzliche Stellen erhalten haben“, so Toni Orth, Leiter des Jobcenters in Kitzingen, gegenüber der „MainPost“. Im Landkreis Kitzingen beziehen derzeit rund 2.500 Bewohner Hartz IV, darunter sind 672 Kinder unter 15 Jahren.

Von dieser Zahl sind 456 anerkannte Asylbewerber mit circa 140 Kindern. Das sind 20 % aller Hartz-IV-Empfänger von Kitzingen. Im Vergleich zu den Vorjahren stiegt die Zahl rasant an – zunächst im Oktober 2015 auf 92 Asylbewerber im Leistungsbezug und dann im Oktober 2016 auf 375.

Negative Reaktionen halten sich in Grenzen

Der Landkreis Kitzingen wird für dieses Jahr Ausgaben in Höhe von 5,13 Millionen Euro einplanen, die für Kosten der Unterkunft sowie Leistungen zur Bildung und Teilhabe ausgegeben werden. Für die zusätzlichen Stellen und die Verwaltung hat das Jobcenter 1,97 Millionen Euro eingeplant. Für Eingliederungsmaßnahmen sollen 1,44 Millionen Euro ausgegeben werden.

Vor allem die gestiegenen Ausgaben der Jobcenter, Länder und des Bundes rufen immer wieder Kritiker wach, dass Asylbewerber nicht von Hartz IV leben sollten. In der Gemeinde Kitzingen würden sich die negativen Reaktionen jedoch in Grenzen halten. Bislang seien diese nur vereinzelt, so Orth gegenüber der Zeitung.

Asylbewerber arbeiten vor allem als Hilfsarbeiter

Ob das so bleibt? Zum Stand November 2016 konnte das Jobcenter von insgesamt 483 Leistungsempfängern 49 anerkannte Asylbewerber in ein Arbeitsverhältnis vermitteln, darunter sind 15 Flüchtlinge, die sogar vollständig auf Hartz IV verzichten können.

Der Großteil arbeitet jedoch im Bereich der geringfügigen Beschäftigung – und vor allem hier gebe es Konkurrenz zu deutschen Hartz-IV-Empfängern, die auf Vermittlung hoffen. „Was den Arbeitsmarkt betrifft, tritt für bestimmte Helferbereiche Konkurrenz auf, im Fachkräftebereich allerdings nicht.“

Aber auch hier bleibt die Vermittlung in ein Arbeitsverhältnis oft schwierig, wie die Bundesagentur für Arbeit kürzlich vermeldete. Die Gründe sind insbesondere die mangelnden Sprach- und Berufskenntnisse. Und wenn Flüchtlinge diese haben, müssen sie zunächst eine Anerkennungsmaßnahme in einem deutschen Betrieb durchmachen.

Das kann wiederum bis zu neun Monate dauern – eine Zeit, in der die Flüchtlinge keinen Mindestlohn erhalten und daher trotz Praktikum auf Hartz IV angewiesen sind.

Wie gut die Vermittlung von Flüchtlingen verläuft, hängt auch immer von der Region ab und der lokalen Arbeitsmarktsituation.

Bildquelle: © Syda Productions – Fotolia.com

8 Bewertungen
2.88 / 55 8