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Fast eine Million Leiharbeiter gibt es mittlerweile in Deutschland. Für viele der Leiharbeiter stehen die Chancen auf die Rückkehr in einen richtigen Job eher schlecht – sie werden von einem Arbeitgeber zum nächsten geschickt – und das für unfassbar wenig Lohn. Sind Leiharbeiter die Sklaven der heutigen Zeit?

Leiharbeit in Deutschland: Daten, Zahlen, Fakten

Leiharbeit gilt (zumindest aus politischer Sicht betrachtet) als das Heilmittel gegen Arbeitslosigkeit. Immerhin: Etwa zwei Drittel der Leiharbeiter waren vor ihrer Erwerbstätigkeit als Leiharbeiter entweder arbeitslos oder sogar noch nie erwerbstätig. Ebenfalls gut ist, dass Leiharbeit in den meisten Fällen lediglich ein vorübergehender Status ist. Etwa 45 Prozent der Betroffenen können ihre Tätigkeit als Leiharbeiter schon nach drei Monaten beenden. Nur jeder siebte Leiharbeiter bleibt länger als 18 Monate in Leiharbeit beschäftigt. Doch es gibt noch weitere interessante Zahlen:

Genauere Untersuchungen ergaben, dass die meisten Leiharbeiter nur über eine geringe Qualifikation verfügen. Etwa 22 Prozent der Leiharbeiter verfügen über keinen Berufsabschluss. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass Betroffene nicht auch gut ausgebildet sein können: Immerhin verfügen sieben Prozent über einen akademischen Abschluss und befinden sich trotzdem in Leiharbeit. Verglichen mit dem prozentualen Anteil der Akademiker bei den insgesamt in Deutschland Beschäftigten (etwa 15 Prozent) macht er etwa die Hälfte aus.

Arm trotz Arbeit: Willkommen in der Leiharbeit

Ein Leiharbeiter verdient im Durchschnitt 1.700 Euro brutto pro Monat. Was sich zunächst nach einer einigermaßen soliden Zahl anhört, ist in Wirklichkeit ein Armutszeugnis: Vollzeit-Beschäftigte verdienen im Durchschnitt 3.100 Euro brutto pro Monat. Und auch hier gibt es Armut.

Schaut man sich die Verdienste der Leiharbeiter etwas genauer an, so stellt man fest, dass es nämlich auch hier heftige Schwankungen der Gehälter gibt.

Viele Leiharbeiter können von Ihrem Gehalt nicht leben. Manche verdienen sogar so wenig, dass das Einkommen unterhalb des Existenzminimums liegt. Das Gehalt muss dann durch staatliche Leistungen auf Hartz-IV-Niveau aufgestockt werden. Die Betroffenen werden deswegen im Volksmund auch als sogenannte „Aufstocker“ bezeichnet.

Dass viele Leiharbeiter so wenig Geld verdienen, liegt daran, dass gut die Hälfte der in Leiharbeit Berufstätigen lediglich Helfertätigkeiten ausübt.

Hat die Leiharbeit-Reform ihr Ziel verfehlt?

Mit einem mittleren Bruttogehalt von gerade einmal 1.700 Euro verdienen Leiharbeiter im Schnitt deutlich weniger als regulär Vollzeitbeschäftigte. Mit fast einer Million Leiharbeitnehmern gab es im vergangenen Jahr einen erneuten Höchststand. Fast zwei von drei Leiharbeitern arbeiten für einen sehr niedrigen Lohn. Knapp sechs Prozent der Leiharbeiter müssen ihr Gehalt durch ergänzende Hartz-IV-Leistungen aufstocken.

Leider nutzen viele Unternehmen die Situation der Leiharbeiter schamlos aus und stellen sie zu niedrigen Löhnen ein, um somit eine reguläre Beschäftigung der Leiharbeiter zu umgehen.

Mit einem Anteil von 36 Prozent beschäftigt die Metall- und Elektroindustrie eindeutig die meisten Leiharbeitskräfte. Aufgrund des akuten Missstandes möchte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) seit einiger Zeit per Gesetz gegen Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen vorgehen. 

Dazu kündigte sie in der Vergangenheit bereits an, ein Gesetz ins Parlament zu bringen, das den Arbeitsmissbrauch der Leiharbeiter unterbinden soll. Zum erstem Mal soll es hierzu eine Höchstverleihdauer geben.

Beitragsbildquelle: © timyee – Fotolia.com

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