SIMULATIONSPATIENT
Während die rein medizinische Ausbildung für Studenten der Medizin zwar sehr herausfordernd und bisweilen auch frustrierend sein kann, gibt es während der gesamten Ausbildung nur wenige Möglichkeiten, den späteren Umgang mit den Patienten zu erlernen und zu üben. Besonders diese zwischenmenschlichen Faktoren sind es jedoch laut neuster medizinischer Studien, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg einer Behandlung haben.
Außerdem ist es für junge Mediziner oft sehr schwierig, eine traurige Nachricht wie etwa die vom Tod eines Angehörigen oder eines engen Freundes zu überbringen. Gerade in diesen Situationen muss der Mediziner aber Kraft und Zuversicht ausstrahlen und sollte nicht von seiner eigenen Unsicherheit gehemmt sein, weswegen es unerlässlich ist, eine bestimmte Routine aufzubauen.
Um solche Situationen bereits im Studium einzuüben und die jungen Mediziner nicht der Belastung auszusetzen, ihre ersten Erfahrungen in diesem Zusammenhang gleich mit richtigen Patienten zu machen, setzten immer mehr Universitäten bereits in den höheren Semestern des Medizinstudiums Trainings mit so genannten Simulationspatienten ein.
Hierbei handelt es sich um bezahlte Schauspieler, die eine bestimmte Situation, wie zum Beispiel das Überbringen einer Todesnachricht, für den angehenden Arzt möglichst realistisch nachstellen. Während Rollenspiele dieser Art bereits seit längerem ihren Platz im Medizinstudium haben, hat sich gezeigt, dass die Interaktion mit Fremden in der Ausbildung hilfreicher ist.
Die Simulationspatienten benötigen keinerlei medizinisches Hintergrundwissen, sie werden vor ihrem Einsatz von Medizinern gebrieft und wissen so zum Beispiel genau, welche Beschwerden sie angeblich haben oder in welche Rolle (z.B. die der trauernden Freundin nach einem tödlichen Verkehrsunfall) sie schlüpfen müssten. Naturgemäß erfordert ein Job als Simulationspatient ein gewisses schauspielerisches Talent, allerdings reicht hier meist eine entsprechende Grundbegabung aus.
Bei einer Tätigkeit als Simulationspatient handelt es sich in der Regel um eine längere Beschäftigung, da es für den Veranstalter der Simulation meist mit beträchtlichem Aufwand verbunden ist, weitere Simulationspatienten einzuarbeiten.
Da diese Veranstaltungen in der Regel außerhalb der Kernzeiten der universitären Vorlesungen also in den Abendstunden, an Wochenenden oder in den Semesterferien stattfinden, muss man, um als Simulationspatient in Frage zu kommen, in der Regel zeitlich relativ flexibel einsetzbar sein können.
Um eine Stelle als Simulationspatient zu finden, bietet es sich meist an, entweder die Internetseiten der entsprechenden Lehrstühle der Fakultät für Medizin der örtlichen Universität auf solche Angebote hin zu durchsuchen, da diese dort in der Regel zuerst ausgeschrieben werden oder sich auch einfach direkt an die entsprechenden Stellen zu wenden, und nach einer freien Stelle als Simulationspatient zu fragen.
Neben dem finanziellen Verdienst beschreiben es viele Simulationspatienten als gutes Gefühl, seinen eigenen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass unser Gesundheitssystem über noch besser ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner verfügt, die dank der Simulationen nicht nur fachlich brillieren können, sondern auch bereits in jungen Jahren über ausgeprägte Fähigkeiten im Bereich der Dialogführung verfügen und so die Patienten deutlich besser und vor allem menschlicher behandeln können.