Terroranschläge ohne Ende Was macht das mit unserem Wohlbefinden
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Die Schlagzeilen überschlagen sich förmlich: Neue Anschläge und immer schnellerer Abfolge. Könnte es passieren, dass wir abstumpfen und uns langsam an den Terror gewöhnen?

Die Anzahl der Terroranschläge hat sich in den vergangenen Wochen rapide erhöht. Die Intervalle werden gefühlt immer kürzer. Am Sonntag noch gedachte man mit einem Benefizkonzert den Opfern des Anschlags in der Konzerthalle, bei dem Dutzende Menschen starben – doch bereits wenige Stunden später kam es zur nächsten Schreckensmeldung – wieder musste sieben Menschen auf grausame Art und Weise ihr Leben lassen.

Die Stadt ist in Angst und Schrecken versetzt. Doch in Deutschland, nur wenige Hundert Kilometer entfernt, fühlt man sich noch einigermaßen in Sicherheit. Psychologen und Wissenschaftler stellen sich zu Recht die Frage: Was machen die vielen Schreckensmeldungen mit unserer Psyche?

„Wir werden wohl lange Zeit mit dem Terror leben müssen“, erklärte der Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in einer Ansprache auf den Anschlag von London. „Gewöhnen an ihn werden wir uns nicht“, fügte er hinzu. Doch was passiert tatsächlich?

Deutlich erkennbar ist zumindest, dass die Öffentlichkeit nach jeder neuen Terror-Schlagzeile explosiv reagiert – jedoch schon wenige Tage später klingen die Emotionen wieder ab und der Alltag holt alle ein. Und Anschlag für Anschlag passiert dies immer schneller und schneller. Noch wenige Monate zuvor zeichneten wochenlang unzählige „Pray

for“-Hashtags das Internet. Man bekundete seine Betroffenheit durch ein Profilbild. Mittlerweile werden solche Solidaritätsbekundungen seltener und sind beinahe ausgestorben.

Es ist, als hätte der Terror unseren Alltag längst erreicht und als wären die Schreckensmeldungen mittlerweile ein Teil der Morgenlektüre.

Ein Zeichen der Abstumpfung?

„Ich würde das nicht Abstufung nennen“, erklärt der Psychiater Borwin Bandelow gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist eine natürliche Abwehrreaktion. Keiner muss sich deshalb als gefühllos betrachten, wenn er bei sich bemerkt, dass er da zur Tagesordnung übergeht. (…) Menschen können sich auch an die schlimmsten Gefahrensituationen anpassen.

Denken Sie an Leute, die in Gegenden mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate leben. Da ist es einfach so, dass sie sich daran gewöhnen. Das heißt also: Selbst wenn in Deutschland noch sehr viel mehr passieren würde, würde unsere Lebensqualität – und das ist ja das Wichtigste – nicht dauerhaft sinken. Die Leute werden weiter zu Rock am Ring gehen.“

Vor allem die jüngere Generation lässt sich nicht einschüchtern

Erkenntnisse des Allensbach-Instituts deuten darauf hin, dass etwa zwei Drittel der Deutschen (und somit die Mehrheit) ihr Verhalten angesichts der Terror-Gefahren nicht ändern möchten.

Dies berichtete die Allensbach-Chefin Renate Köcher im vergangenen Jahr in einem „FAZ“-Beitrag. Hier erklärte sie: „Insbesondere die junge Generation ist entschlossen, ihren Lebensstil und ihre Freiheitsspielräume zu verteidigen.“

Dennoch erwartet rund die Hälfte der Befragten auch, dass der Staat alles Erdenkliche tut, um den Terror zu bekämpfen: „46 Prozent fordern dezidiert eine Verstärkung der Anstrengungen.“

Wie sich der Terror tatsächlich auf uns und unser Leben auswirkt wird sich somit wohl erst zeigen.

Bildquelle: © sonyachny – Fotolia.com

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