Wegen kurzer Hose: Mann fühlt sich von Studentin provoziert und schlägt zu!
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Istanbul: Ein Mann soll im liberalen Istanbul einer Studentin ins Gesicht geschlagen haben. Der Auslöser Attacke soll die Hose der jungen Frau gewesen sein, die dem Mann zu kurz war. Der Fall löste bereits weltweit Empörung aus. Die Bilder einer Überwachungskamera lassen das Ausmaß der Gewalt deutlich werden.

Weil sie während des Ramadans eine kurze Hose trug

Mit einem solchen Angriff hätte diese junge Frau wohl nicht gerechnet: Türkische Medien berichteten von einem Fall, in dem ein Mann einer Studentin in einem Bus in Istanbul ins Gesicht geschlagen hatte, nachdem er sie aufgrund ihrer kurzen Hose kritisierte.

Der Angreifer konnte von der Polizei festgenommen werden. Doch nach einer Befragung wurde er laut einer ersten Pressemitteilungen wieder freigelassen.

Dramatische Szenen auf Band

Ein von türkischen Medien veröffentlichtes Überwachungsvideo des Busses zeigt, wie der Mann die 21-Jährige beim Verlassen des Verkehrsmittels schlägt. Die Frau rennt dem Mann hinterher, doch er wirft sie im Gang des Busses zu Boden. Dann steigt er aus dem Bus aus.

Gegenüber der Presse erklärte die Studentin, dass der Mann sie direkt zu beschimpfen begann, nachdem sie sich vor ihn gesetzt hatte.

Von kurzer Hose provoziert gefühlt

Zu diesem dramatischen Vorfall kam es bereits am 14. Juni. Immerhin konnte der Angreifer bereits drei Tage später festgenommen werden. Medienberichten zufolge gab der Mann an, er habe sich von der kurzen Hose der Frau provoziert gefühlt.

Dazu sagte er im Protokoll der Ermittler: „Frauen, die sich so kleiden, beeinflussen die Begierde von anderen.“

Frauenrechtler empört über Freilassung

Nicht nur der Vorfall selbst löste weltweite Empörung aus. Auch durch die Freilassung des Mannes entbrannte jede Menge Kritik von Frauenrechtlern

. „Die Freilassung des Angreifers ist eine Gefahr für alle Frauen“, erklärte die Plattform gegen Gewalt an Frauen auf Twitter. „Wir werden in der Öffentlichkeit anziehen, was immer wir wollen. Wir werden unsere Freiheiten nicht aufgeben.“

Große Verunsicherung nach dem Angriff

Verständlicherweise hat sich der Angriff auf die Studentin auch dramatisch auf ihr Leben ausgewirkt. Das Opfer selbst reichte direkt nach der Freilassung des Mannes eine Petition ein

. „Mein einziger Wunsch ist es, dass das Justizsystem eine angemessene, abschreckende Strafe verhängt. (…) Ich will nicht, dass er frei herumläuft, denn ich kann es nicht mehr. Ich konnte es bis jetzt, aber seitdem ich angegriffen wurde, bin ich nicht mehr in der Lage, ohne meine Mutter irgendwo hinzugehen“, erklärte sie gegenüber der Zeitung „Hürriyet“.

Auch von der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sei die Studentin nun abgeschreckt.

Erneute Festnahme des Täters wegen eines weiteren Delikts

Laut Berichten der „Hürriyet“ soll der Mann jedoch gar nicht wieder auf freien Fuß gesetzt worden sein. Neuen Informationen zufolge wurde der Angreifer festgenommen – und zwar wegen eines anderen Delikts.

Kurz bevor der Mann nämlich freigelassen werden sollte, stellte die Polizei fest, dass der Mann wegen Steuerhinterziehung gesucht wurde. Wegen seiner Sünden am türkischen Steuersystem soll der Mann nun eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten bekommen.

Hat die Gewalt gegen Frauen zugenommen?

Frauenrechtler beklagen, dass die Gewalt gegen Frauen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Im vergangenen Jahr hatte ein Mann bei einem ähnlichen Fall in einem Bus in Istanbul gegen eine Frau getreten, weil sie eine für seinen Geschmack zu kurze Hose trug.

Das Verfahren gegen den Angreifer läuft noch – möglicherweise drohen ihm bis zu neun Jahre Haft.

Tragische Zahlen: Allein im Jahr 2016 sollen in der Türkei 328 Frauen ermordet worden sein. Dies berichtet die Plattform gegen Gewalt an Frauen. Allein in diesem Jahr wurden bereits 173 Morde an Frauen in der Türkei verzeichnet – die Dunkelziffer der Morde liegt vermutlich weit darüber.

Bildquelle: © Photocreatief – Fotolia.com

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