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Kürschner ist ein alter Handwerksberuf, den bis heute keine Maschine ersetzen kann. Wissen Sie eigentlich wirklich, wie der Alltag eines Kürschners aussieht? Was ein Kürschner alles macht, woher die Berufsbezeichnung stammt und weitere Fakten rund um diesen vielseitigen Beruf verrät Ihnen unser Artikel.

Überblick

  • Kürschner: Berufsbild
  • Einsatzbereiche für Kürschner
  • Tabus für Kürschner
  • Kürschner: Historisches
  • Kürschner: Wortherkunft
  • Ausbildung zum Kürschner
  • Voraussetzungen
  • Ausbildungsinhalte
  • Ausbildungsvergütung
  • Kürschner: Gehalt
  • Kürschner: Studium
  • Perspektive für Kürschner
  • Resümee

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Kürschner: Berufsbild

Kürschner gestalten bereits gegerbte Felle zu Pelzen um. Aus Fellen und unter der Beigabe von Leder werden aus ihren Händen Jacken, Mäntel, Mützen, Schals, Muffe und Hüte. Neben handwerklichen Arbeitstechniken ist bei Kürschnern die eigene Kreativität gefragt. Sie arbeiten nicht nur nach fertigen Entwürfen, sondern berücksichtigen auch Kundenwünsche und bringen eigene Ideen ein.

Bei der Auswahl passender Felle haben Kürschner ein besonderes Augenmerk auf Art, Farbe, Zeichnung und Struktur. Erst danach fertigen sie das Schnittmuster an und bestimmen die Fellanordnung. Ziehen und Strecken bringt die Felle in Form. Anschließend folgt das Entfernen fehlerhafter Stellen.

Nach den Vorbereitungsarbeiten schneiden Kürschner mit ihrem Kürschnermesser die Felle passend zu und legen sie zu einer ausgewogen aussehenden Fläche. Nun schneiden sie nach dem Schnittmuster die einzelnen Teile zu und nähen sie zusammen.

Kürschner sind ebenfalls Ansprechpartner, wenn es um Reparaturen oder Umarbeitungen von Pelzen geht. Außerdem beraten sie Kunden zur Pflege ihrer Pelze.

Einsatzbereiche für Kürschner

Kürschner arbeiten in handwerklichen oder industriellen Betrieben und in Pelzfachgeschäften.

Tabus für Kürschner

Kürschner verarbeiten keine Felle der nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützten Arten. Unter den Artenschutz fallen zum Beispiel Leoparden, Geparden, Jungrobben oder Maulwürfe. Manche Arten sind eingeschränkt geschützt wie der Rotfuchs, der nur mit CITES-Bescheinigung gehandelt werden darf.

Kürschner: Historisches

Pelze sind als erste wärmende Bekleidungsmaterialien der Menschheit anzusehen. Schon die Menschen der Steinzeit beherrschten geeignete Bearbeitungsmethoden für möglichst lange Haltbarkeit und angenehme Trageeigenschaften. Neben ihrer schützenden Funktion dürften bereits damals auch schmückende Details bei der Pelzkleidung eine Rolle gespielt haben. Während in der Steinzeit Pelze alltägliche Kleidungsstücke bei Kälte waren, verdrängten später preiswertere, leichtere und ebenfalls warme Materialien wie Wolle Pelzkleidung im Alltag. Kleidungsstücke aus Pelz galten schließlich als Luxusgüter oder Statussymbole.

Zwischen Steinzeit und heute machte die Pelzverarbeitung mehrere Entwicklungsschritte durch. Verbesserte Arbeitsmethoden, organisatorische Umstrukturierungen inklusive dem Entstehen von Zünften, interne Hierarchiestufen – Zobelbaron, Karnickelschlachter – und die mit Erfindung der Pelznähmaschine Ende des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung und ein großer Aufschwung erhielten den Kürschner als gefragten Beruf.

Seit einigen Jahren gibt es Organisationen von Pelzgegnern und Sympathisanten, die insbesondere gegen Missstände in Pelzzuchtbetrieben und Missachtung des Artenschutzes vorgehen und oft deshalb generell Artikel aus Pelz ablehnen. Kürschner stehen allerdings weniger im Fokus ihrer Aktionen, da sie nicht unmittelbar in der Pelzherstellung tätig sind, sondern in der Weiterverarbeitung.

Kürschner: Wortherkunft

Im Althochdeutschen und Altsächsischen ist seit dem 9. Jahrhundert das Wort „Kursina“ für den Pelzrock nachgewiesen. Daraus entwickelten sich die handwerklichen Berufsbezeichnungen „Kürsner“ und „Kursener“, den Vorläufern für den heutigen Begriff „Kürschner“.

Ausbildung zum Kürschner

Die Ausbildung zum Kürschner dauert drei Jahre. Es handelt sich hierbei um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf in Industrie und Handwerk. Die duale Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt.

Zu beachten ist, dass Kürschner Auszubildenden in Deutschland für ihren theoretischen Berufsschulunterricht ausschließlich die Staatliche Berufsschule I in Fürth zur Verfügung steht. Der Unterricht findet viermal im Jahr über zwei bis drei Wochen als Blockunterricht statt. Auswärtige Schüler können dabei in einem Wohnheim Quartier beziehen.

Voraussetzungen

Rechtlich wird kein bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt. Ausbildungsbetriebe erwarten von Bewerbern gewisse Fähigkeiten und persönliche Eigenschaften wie:

  • handwerkliches Geschick und Sorgfalt
  • gutes Fingerspitzengefühl und Auge-Hand-Koordination
  • Kreativität
  • Sinn für Ästhetik und sicheres Farbempfinden
  • gute Umgangsformen und Servicementalität

Zur Berechnung des Materialbedarfs sind gute Schulnoten in Mathematik von Vorteil.

Ausbildungsinhalte

Im Ausbildungsbetrieb werden angehende Kürschner schrittweise in den beruflichen Alltag integriert. Unter Anleitung und Aufsicht sind sie an der Erledigung von Kundenaufträgen beteiligt.

Das Erlernen folgender Tätigkeiten gehört unbedingt in eine Kürschner Ausbildung:

  • Entwurf
  • Materialkalkulation
  • Anfertigen von Modellen und Musterstücken
  • Materialkunde: Felle und Pelze
  • Sortieren der Felle und Pelze
  • Verarbeitung von Fellen und Pelzen
  • Zuschneiden – auch von Textilien, Leder, Bekleidung und weiteren Materialien
  • Nähen und Füttern
  • Schnitttechniken

Möglichst viele der in nachfolgender Auflistung genannten Kompetenzen sollte eine betriebliche Kürschner Ausbildung ebenfalls vermitteln:

  • Vorbereiten der Arbeiten
  • Anprobe und Maßnehmen
  • Nähen von Hand
  • Nähen mit Maschine
  • Bügeln
  • Fixieren
  • Zwecken
  • Qualitätsprüfung und Qualitätssicherung
  • Verkauf
  • Umgang mit Kunden: Beratung und Betreuung

In der Berufsschule erhalten Kürschner Auszubildende Unterricht in Mathematik und Kunst/Werken.

Ausbildungsvergütung

In der Pelzbekleidungsindustrie werden Kürschner Auszubildenden ungefähr folgende Ausbildungsvergütungen gezahlt:

  • Ausbildungsjahr: 530 Euro
  • Ausbildungsjahr: 630 Euro
  • Ausbildungsjahr: 730 Euro

Kürschner: Gehalt

Je nach Betrieb, Berufserfahrung und Region erhalten Kürschner unterschiedliche Gehälter. Die Gehaltsspanne reicht von circa 1450 Euro brutto monatlich im Osten Deutschlands bis zu rund 2200 Euro in München. Häufig werden mittlere Gehälter zwischen circa 1700 Euro und 1900 Euro gezahlt.

Kürschner: Studium

Kürschner mit Abitur oder Fachhochschulreife können ihrer Ausbildung ein Studium folgen lassen. Außerdem kann nach mehreren Jahren Berufstätigkeit als Kürschner über die Fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung ebenfalls ein Studium aufgenommen werden.

Da Kürschner ohnehin in ihrem Beruf viel kreativ und modisch orientiert arbeiten, kommt für sie insbesondere die Studienrichtung Modedesign infrage. Textiltechnik und Bekleidungstechnik sind weitere Studienoptionen.

Perspektive für Kürschner

Trotz häufig geäußerter Kritik am Tragen von Pelz geht es der Branche der Kürschner gut. Neben der Herstellung verschiedener Pelzartikel aus angekauften Fellen geben Kürschner oft auch alter wertvoller Pelzkleidung neuen modischen Chic. Viele Verbraucher sind nicht grundsätzlich gegen das Tragen von Pelzen. Sie haben eher ein strenges Auge auf die Herkunft sowie Einhaltung der Artenschutzrichtlinien.

Aktuell sieht es gut für die Beschäftigungslage der Kürschner aus und einige Betriebe klagen sogar über Fachkräftemangel.

Dennoch ist es ratsam, als ausgebildeter Kürschner über Weiterbildung das Fachwissen zu erweitern und so die eigene Position auf dem Arbeitsmarkt zu stärken. Beliebt sind hier die Fortbildung zum Techniker der Fachrichtung Bekleidungstechnik sowie zum Kürschnermeister.

Auch ohne Meisterbrief können Kürschner sich selbstständig machen, da ihr Beruf als zulassungsfreies Handwerk gilt.

Resümee

Kürschner ist ein anspruchsvoller Beruf, in dem neben handwerklichem Geschick kreative Ideen gefragt sind. Wer diesen Beruf ergreift, muss allerdings mit möglichen negativen Vorurteilen rechnen und sollte diesen entgegentreten. So stimmt es beispielsweise nicht, dass Kürschner in ihrem Beruf Tiere töten.

Sie achten sogar verantwortungsvoll auf das Einhalten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens und als seriöser Betrieb auf die Herkunft ihrer Pelze. Kürschner können sich über Auftragsmangel nicht beklagen, Ihre Perspektive ist also gut. Mit einer Fortbildung können Kürschner ihren Arbeitsplatz zusätzlich absichern.

Bildquelle: © haveseen – Fotolia.com

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