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Gesucht und heiß begehrt – Programmierer mit Leidenschaft: 1969 erstmals als Ausbildungsberuf anerkannt, nannte sich der Anwendungsentwickler noch Datenverarbeitungskaufmann. 1997 brachte die Anerkennung vier neuer IT-Ausbildungsberufe, darunter der Fachinformatiker.

Sein Job heute? Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung, realisieren individuelle Softwareprojekte nach Kundenwunsch. Programmiersprachen, Entwicklertools und Software Engineering kommen genauso zum Einsatz wie Tools für die Fehlerdiagnose. Aber geplante IT-Systeme wollen optimiert, anwendungsgerechte Bedienoberflächen optimal genutzt sein – Anwendungsentwickler machen User in Schulungen damit vertraut.

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Anwendungsentwickler: Wer dazu ausbildet

Das Beschäftigungsspektrum erstreckt sich über Unternehmen aller Branchen. Entsprechend bieten Industrie, Handel und Handwerk die dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung, an. Je nach Branche erfolgt eine kaufmännische, technikbezogene, mathematisch-wissenschaftliche oder Multimedia-Spezialisierung – von IT über Chemie, Pharma und Gesundheit, Finanzdienstleistung und Handel bis zu Verwaltung und Verkehr. Auch Werbebranche und Bekleidungsindustrie bilden zum Anwendungsentwickler aus.

Tätigkeit: Maßgeschneiderte Anwendungen entwickeln

Am Anfang steht die Frage: Welchen Anforderungen soll die Software genügen, welche Leistungsfähigkeit ist gefragt? Geleitet von Prinzipien wie Funktionalität, Kosteneffizienz, Nutzerfreundlichkeit (Usability), filtert der Anwendungsentwickler im Beratungsgespräch mit dem Kunden gemeinsam heraus, was die spezifischen Bedürfnisse sind. Das so erstellte Konzept wird später in einem Modell umgesetzt und programmiert. Ist es implementiert, behebt eine weitere Testphase etwaige Fehler und verbessert die Performance.

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Webpages selbst pflegen – Hilfe zur Selbsthilfe

Jetzt wird es ernst: Das Produkt wird ins System installiert. Ziel: Kunden können ihre Firmen-Homepage selbst pflegen! Aber werden dabei vom Anwendungsentwickler unterstützt, der die Software im laufenden Betrieb weiter anpasst, wartet, dokumentiert und erweitert. Außerdem sind technische Unterlagen benutzerfreundlich aufzubereiten, ist Qualitätssicherung zu gewährleisten und zu Daten- und Virenschutz zu beraten.

Breit gestreut: Hier stecken Anwendungsentwickler dahinter

So vielfältig der Dienst am Kunden, so kreativ das Anwendungsspektrum selbst:

  • – Content-Management-Systeme
  • – Datenbanken
  • – Lagerverwaltung
  • – Applikationen für mobile Endgeräte
  • – soziale Netzwerke
  • – Cloud Computing
  • – Online-Spiele
  • – spezialisierte Branchensoftware

Immer up-to-date: Programmieren

Anwendungsentwickler bedienen sich Programmiersprachen wie der Skriptsprache PHP, um z. B. Daten aus Datenbanken in eine Website zu integrieren oder Formatierungssprachen wie CSS, die die Struktur von HTML-Dokumenten bestimmen. Auch Handbücher für entwickelte Tools sind zu erstellen. Um Programmierkenntnisse up-to-date zu halten, geht nichts ohne das Lesen aktueller – nicht selten englischsprachiger – Fachliteratur.

Wo man Anwendungsentwickler antrifft

Im Büro, in Besprechungs- oder Schulungsräumen sowie im Außendienst beim Kunden vor Ort, das Handwerkszeug aus Computertechnik, (branchenspezifischer) Software, Betriebssystemen, Datenbanksystemen und Programmiersprachen im Gepäck. Im Büro gehören neben Telefon und Beamer Benutzerhandbücher, Softwaredokumentationen und Präsentationsprogramme zum Alltag.

Das wichtigste Tool eines Anwendungsentwicklers ist allerdings seine Flexibilität: Wechselnde Arbeitsorte und -bedingungen sowie unregelmäßige Arbeitszeiten sind weniger die Ausnahme als vielmehr die Regel.

Ausbildung zum Anwendungsentwickler – Zugangsvoraussetzungen

Zugang? Jeder kann, aber Betriebe stellen bevorzugt Abiturienten ein: 2013 starteten 4233 junge Leute in diese Ausbildung. 63 Prozent davon verfügten über Hochschulreife, 30 Prozent über einen mittleren Bildungsabschluss. Die Hauptschüler stellten vier Prozent, drei Prozent der Azubis war komplett ohne Schulabschluss.

Potenzielle Anwendungsentwickler: In diesen Fächern glänzen sie

Neben Informatik und Mathematik für das nötige logische Verständnis punkten sie auch in Englisch, um Programmbeschreibungen, Betriebsanleitungen und Fachliteratur zu verstehen. Wer mit dieser Ausbildung liebäugelt, sollte theorethisch-abstraktes Denken lieben – zum Austüfteln komplexer Softwarelösungen und logischer Datenbankstrukturen.

Organisieren und prüfen? Gut, um etwa Soll-Ist-Vergleiche auf Basis von Planungsdaten anzustellen. Praktisch-konkretes Geschick beim Einbauen von Hardwarekomponenten sowie räumliches Vorstellungsvermögen, um beispielsweise technische Zeichnungen beim Einrichten von PC-Netzwerken umzusetzen, schadet ebenfalls nicht. Und wer sich mündlich gut und serviceorientiert verkauft, liegt auch beim Schulen und Beraten vorn.

Immer sind präzises Arbeiten und Ausdauer – etwa bei der Suche nach Programmfehlern – gefragt. Zukünftige Anwendungsentwickler wissen auch, dass die Bereitschaft, fortlaufend dazu zu lernen, Grundvoraussetzung ist, um bei programmtechnischen Entwicklungen am Puls der Zeit zu bleiben.

Viele Wege führen zum Abschluss

Industrie, Handel und Handwerk bilden zum Anwendungsentwickler aus. Daneben existiert der Weg als schulische Ausbildung, behinderte Menschen können den Beruf im Berufsbildungswerk erlernen. Eine Spezialisierung innerhalb der Fachrichtung Anwendungsentwicklung erfolgt im dritten Ausbildungsjahr.

Teilnehmer betrieblicher Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren ein sechs- bis zwölfmonatiges Betriebspraktikum je nach Bundesland. Außerdem führt eine Duale Berufsausbildung mit Abitur (DuBAS) in vier Jahren zur Hochschulreife, parallel zur betrieblichen Ausbildung.

Inhalte der Ausbildung

Inhalte im Ausbildungsbetrieb sind u. a.:

  • – Betriebssysteme und Anwendungsbereiche unterscheiden, anpassen, konfigurieren und testen
  • – Programmierlogik anwenden
  • – Kunden beraten
  • – Betriebsabrechnungsergebnisse fürs Controlling auswerten
  • – Datenmodelle richtig entwerfen
  • – Netzwerkarchitekturen unterscheiden
  • – erkennen, welche Programmiersprache sich wozu eignet
  • – Anwendungslösungen um Applikationssprachen erweitern
  • – Schulungsziele und -methoden definieren
  • – Organisation des Ausbildungsbetriebs
  • – Umweltschutz

Inhalte in der Berufsschule (ein bis zweimal die Woche oder als Block):

  • – berufsspezifische Kenntnisse erwerben
  • – einfache IT-Systeme/Anwendungssysteme entwickeln
  • – allgemeinbildende Fächer, wie Deutsch und Wirtschaft

Kernkompetenzen, die die Ausbildung liefert

Zu den während der Ausbildung zu erwerbenden Kernkompetenzen zählen:

  • – Anwenderberatung und – support
  • – Hardware- und Softwareinstallation
  • – Informations- und Computertechnik
  • – Konfigurieren/Programmieren
  • – Softwaretechnik/Software-Engineering
  • – Software testen
  • – Systemsoftware (entwickeln, programmieren, analysieren)
  • – Web-Applikationen (entwickeln, programmieren)

Mehr Details? In diesem Kompetenzkatalog der Bundesagentur für Arbeit (Link: http://download-portal.arbeitsagentur.de/files/).

Prüfungsziel: Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung

Nach einer Zwischenprüfung erfolgt nach dem dritten Jahr die Abschlussprüfung gemäß Verordnung zur Berufsausbildung im Bereich Informations- und Telekommunikationstechnik (ITKTAusbV) vor Industrie- und Handelskammer bzw. Handwerkskammer.

Ihr praktischer Teil umfasst eine betriebliche Projektarbeit inklusive Präsentation und Fachgespräch, ihr schriftlicher zwei ganzheitliche Aufgaben plus Wirtschafts- und Sozialkunde. Wer es geschafft hat, darf sich Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung nennen. Und heißt in der Schweiz Informatiker Applikationsentwicklung, in Österreich Informationstechnologe Informatik.

Aufsteigen per Weiterbildung

Lust, sich weiterzubilden? So genannte Anpassungsweiterbildung meint Lehrgänge, die Wissen aktuell halten – etwa in Software-Testmanagement oder, derzeit sehr im Trend, IT-Sicherheit. Führungsposition angestrebt? Aufstiegsweiterbildung macht die Prüfung als Software- oder Komponentenentwickler. Auch der Aufstieg zum Fach- und Betriebswirt über Fachschulen für Informationsverarbeitung oder zum Entwickler Digitale Medien, IT-Administrator oder zum Ausbilder für anerkannte Ausbildungsberufe ist möglich.

Ein Studium?

Die Meinungen, ob ein Bachelor in Informatik die Karrierechancen erhöht, sind geteilt. Fakt ist, dass Interessierte in einigen Bundesländern auch ohne Abitur eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten können, um Informatik, Computervisualistik, Gamedesign, Interactiondesign, Interface-Design, Softwaretechnik oder Wirtschaftsinformatik zu studieren. Außerdem besteht die Option, ein praxisnahes, weil duales Studium zu absolvieren, sprich parallel die Ausbildung zum Anwendungsentwickler zu machen.

Selbstständig als Anwendungsentwickler

Nicht wenige Anwendungsentwickler wagen mit einem Designstudio oder einer Multimedia-Agentur den Schritt in die Selbstständigkeit. Auch die Eröffnung eines Systemhauses, eines Fachhandels für Hard- und -Software oder eine Firma für Computerdienstleistungen zählen zu den beliebten Start-Up-Optionen.

Kein Job als Anwendungsentwickler zu finden? Alternativen

Verwandte Alternativberufe für den Seiteneinstieg sind u. a.:

  • – Assistent für Informatik
  • – Anwendungsberater
  • – IT-Entwickler
  • – IT-Trainer
  • – (System-)Programmierer
  • – Fachinformatiker Systemintegration
  • – Informations- und Telekommunikationssystem-Elektroniker

Gehalt: Das verdient ein Anwendungsentwickler in der Ausbildung

Die Ausbildungsvergütung liegt in der Industrie im ersten Jahr zwischen gut 800 bis gut 900 Euro, im zweiten zwischen gut 900 bis knapp 1000 Euro, im dritten Jahr bei bis zu knapp 1100 Euro. Das Handwerk dagegen zahlt deutlich weniger, angefangen mit guten 500 Euro im ersten Lehrjahr bis zu etwa 800 Euro im dritten. Was gemerkt? Ja, soviel wie im dritten Jahr im Handwerk wird in der Industrie bereits ganz am Anfang verdient. Die gute Nachricht: Es gibt – unter bestimmten Bedingungen – Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), Infos bei der Bundesagentur für Arbeit.

Was Anwendungsentwickler im Job verdienen

Schwer zu sagen, trotzdem ein paar Daten zur allgemeinen Orientierung. Insgesamt ist Tarifvergütung eher Regel als Ausnahme, ein sehr grober Durchschnittswert benennt den monatlichen Verdienst mit um 2600 Euro, das Einstiegsgehalt eines Fachinfomatikers mit etwa 2000 Euro. Mit wachsender Berufserfahrung, Unternehmensgröße und je nach Branche – wie den Banken etwa – darf es etwas mehr sein, bis zu 4000 Euro oder darüber. Auch akademische Abschlüsse steigern das Einstiegsgehalt – ab ca. 3000 Euro geht es los.

Fazit: Chancenmarkt, weil Trendmarkt

Last but not least – es gehört auch zu den Aufgaben eines Anwendungsentwicklers, den Markt für IT-Technologien und -Systeme sowie Hard- und Softwareprodukte zu beobachten. Und dabei die Trends im Blick zu behalten – wie IT-Sicherheit oder Big Data versus Smart Data. Schließlich verdoppelt sich das weltweite Datenvolumen wenigstens alle zwei Jahre!

Riesige Datenmengen, die nach einem innovativen Softwaretyp verlangen, der auf zahlreichen Servern bzw. Prozessoren parallel arbeitet – und dabei gigantische Datenmengen managt. Bisher eine eher langsame, aber kostspielige Angelegenheit, soll sich Big Data jetzt in Smart Data verwandeln. Ganz schön spannend – und für leidenschaftliche Anwendungsentwickler eine echte Herausforderung.

Bildquelle: © Myst – Fotolia.com

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