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Von vier Millionen Haushaltshilfen sind in Deutschland nur eine Viertelmillion offiziell angemeldet. Die anderen arbeiten meist schwarz. Einige aus Unwissenheit, die meisten jedoch absichtlich. Doch warum eigentlich? Schuld daran ist ein Gesetz, das eigentlich gut gemeint war…

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Gute Beispiele für illegale Mini-Beschäftigung

Heute soll Petra (Name geändert) die Fensterfront einer Wohnung reinigen. Dazu nutzt sie die einfachsten Mittel. In einem Eimer plätschert das Wasser. „Zum Glück sind es keine Altbaufenster“, sagt sie. Einfachverglasung spart ihr eine Menge Zeit. Doch auch mit den Doppelfenstern würde sie noch klarkommen.

Petra putzt schon seit vielen Jahren die verschiedensten Wohnungen in Berlin. Es ist eine gute Beschäftigung für sie. Sie kann sich auf diese Weise zehn Euro pro Stunde dazu verdienen. Doch sollte sie einmal versehentlich von der Leiter fallen oder sich anderweitig eine Verletzung zuziehen, müsste sie eine überzeugende Lüge für die Krankenkasse parat haben.

Ein Recht auf Urlaub oder auf andere Privilegien von Angestellten hat sie nicht. Der Grund dafür ist, dass sie nämlich nicht angestellt ist. Die 34-Jährige lebt schon seit elf Jahren in Berlin und arbeitet dort illegal. Sie hat es sich selbst so ausgesucht.

Auch Justus, der 46 Jahre alt ist und Hartz IV bezieht, verdient sich illegal etwas Geld dazu. Dazu passt er regelmäßig auf die Kinder von Bekannten auf oder übernimmt teilweise kleinere Handwerksarbeiten in Wohnungen.

Maria, eine 19-jährige Abiturientin, jobbt jedes Wochenende als Babysitterin. Sie macht sich mit den Kindern der Nachbarn und Bekannten einen netten Abend vor dem TV und erhält das Geld dann bar auf die Hand. So können sich die Eltern der Kinder zumindest ein oder zwei Tage pro Woche etwas ohne die Kinder vornehmen.

So wie diese drei Personen aus Berlin arbeiten Millionen Menschen im ganzen Land. Hinter den Wohnungstüren verrichten sie illegal Dienste. Gleichzeitig ist ihre Unterstützung für die Familien hierzulande unentbehrlich. Doch die häufig auch anstrengenden Jobs sind laut Gesetz Betrug am Sozialstaat.

Ist Deutschland ein Land der Betrüger?

Schon seit knapp einem Jahrzehnt können Privatleute Babysitter, Putzkräfte und Pflegehelfer bei der Minijob-Zentrale anmelden. Doch kaum jemand tut es. Ist Deutschland ein Land der absichtlichen Betrüger?

Erst vor Kurzem wurde von Erik Thomsen, Aufseher über die deutschen Minijobber, eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis der Studie ließ er so präsentieren, dass es die Deutschen beschämen sollte.

„Forsa-Umfrage entlarvt Doppelmoral der Deutschen“, titelt es auf der Internet-Seite der Minijob-Zentrale. Gleichzeitig ist vom wackelnden Gerechtigkeitskompass die Rede sowie den „entlarvenden Beweggründen“.

Ganze 17 Prozent der Befragten gaben in der Studie an, schon einmal jemanden illegal beschäftigt zu haben. Jeder Zehnte räumte sogar ein, jemanden zu Hause arbeiten zu lassen, ohne ihn ordnungsgemäß anzumelden. Natürlich war die Befragung streng anonym.

Besonders interessant war allerdings folgende Tatsache: mit stolzen 98 Prozent gab die deutliche Mehrheit der Befragten gleichzeitig an, eine Abscheu gegenüber Steuerhinterziehern zu haben.

Erik Thomsens Absicht ist es natürlich nicht, Millionen Deutsche zur Rechenschaft zu ziehen, die eine Person illegal beschäftigen: „Wir versuchen es mit Überzeugungsarbeit.“ Weder er möchte den Deutschen Kontrolleure an die Wohnungstüre schicken, die Putzkräfte, Gärtner oder Babysitter überwachen.

Denn auch er ist sich bewusst: „Oft wollen die Haushaltshilfen selber nicht angemeldet werden.“

Verständnis für beide Seiten

Natürlich hat der Minijob-Chef Thomsen ein Verständnis für Petra, Justus und Maria sowie die vielen anderen Schwarzarbeiter in Deutschland. Der deutsche Staat hat es mit einer Sozialgesetzgebung wieder einmal etwas zu gut gemeint. Im Zuge der Hartz-IV-Reform wurde die geringfügige Beschäftigung in Privathaushalten nämlich neu geordnet.

Es gilt seit dem Jahr 2004: Keine Steuern und Abgaben für jene, die in Privathaushalten arbeiten. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Haushaltshilfen nicht mehr als 450 Euro pro Monat verdienen. Dadurch sollen die Haushalte beziehungsweise Auftraggeber einen erhöhten Anreiz haben, die Haushaltshilfen regulär anzumelden.

Die Ausgaben können sogar steuerlich geltend gemacht werden. Nun wirbt die Minijob-Zentrale damit, dass das entsprechende Verfahren in wenigen Minuten zu erledigen sei.

Viele Schwarzarbeiter nicht an regulärer Anmeldung interessiert

Für die Haushaltshilfen selbst gibt es jedoch kaum Anreize für eine offizielle Beschäftigung. Auch Petra gesteht, dass sie kein Interesse an einer regulären Beschäftigung hätte.

Sie putzt mittlerweile für vier Familien. Nebenbei hat sie allerdings noch einen offiziellen Minijob. Damit ist sie teilweise ordnungsgemäß bei der Minijob-Zentrale gemeldet. In ihrem offiziellen Minijob arbeitet sie etwa 30 Stunden im Monat und kommt so auf zwischen 400 und 450 Euro. Dazu kommt dann noch das Schwarzgeld, dass sie bei den anderen Familien verdient. Im Monat kommt sie damit auf einen Nettoverdienst von 1.000 bis 1.100 Euro.

Würde sie die Jobs bei den Familien ebenfalls offiziell machen, würde eine Menge Geld für Steuern und Sozialabgaben wegfallen.

Und tatsächlich: Genau das ist für viele das Problem. „Bezieht einer Hartz-IV-Leistungen, so werden 80 Prozent der 100 Euro übersteigenden Einnahmen aus einem Minijob auf seine Bezüge vom Amt angerechnet“, erklärt Thomsen. Das ist ungefähr so, als würde auf den Verdienst ein Spitzensteuersatz von 80 Prozent greifen. Kein Großverdiener in diesem Land habe eine so heftige „Besteuerung“ zu tragen, so Thomsen.

Natürlich wird Justus deswegen auch nicht dem Jobcenter sagen, dass er sich regelmäßig etwas Bares dazu verdient, indem er auf Kinder seiner Bekannten aufpasst. „Mit dem Amt gibt es schon ohnehin so oft Ärger“, erklärt er.

Maria wiederum gesteht, dass sie einfach keine Lust auf den ganzen Behördenkram habe. Sie stockt schließlich mit dem regelmäßigen Babysitten nur ihr Taschengeld auf.

So wie Petra, Justus und Maria geht es Millionen von Menschen in Deutschland. Dann gibt es auch noch viele Rentner, die sich durch das Aufpassen und Hüten von Kindern, einfachen Hausarbeiten und ähnlichem ihre Rente etwas aufbessern.

Somit hätte man wohl beinahe alle Merkmale zusammen, die als Haushaltshilfen typischerweise tätig sind. Man könnte die Gruppe aber auch noch etwas gröber einteilen. Beispielsweise in junge Menschen und Rentner.

Dann gibts es auch noch diejenigen, die für eine reguläre Beschäftigung nur schwer zu erreichen sind: Insbesondere Migranten und Langzeitarbeitslose.

250.000 Miinijobber gemeldet

Immerhin seien heute rund 250.000 Minijobber in deutschen Haushalten gemeldet, so Erik Thomsen. Dies sind mit 90 Prozent überwiegend Frauen. „Unser Marktanteil liegt damit zwischen sechs und sieben Prozent“, erklärt er. Dies wiederum bedeutet, dass von vier Millionen Haushaltshilfen in Deutschland nur eine Viertelmillion offiziell angemeldet sind.

Bildquelle: © rea_molko – Fotolia.com

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